Im Kölner Rathenauviertel könnte das Finden eines Parkplatzes bald noch komplizierter werden, als es sowieso schon ist.
Situation ist „grausam“Bis zu 50 Parkplätze sollen wegfallen: Riesen-Ärger in Kölner Veedel
Die Liste der in die jüngste Stadtgeschichte eingegangenen Verkehrsexperimente und -umplanungen wird lang und länger: Deutzer Freiheit, Venloer Straße, Ehrenstraße, Trankgasse, zuletzt kam raus: Auf der Luxemburger Straße sollte Tempo 30 eingeführt werden – die Pläne wurden kassiert. Ein neuer Aufreger kommt aus dem Rathenauviertel.
In einem von den Grünen, der SPD, der Linken, den Klimafreunden und der Partei beschlossenen Antrag der Bezirksvertretung Innenstadt wird die Stadtverwaltung beauftragt, Maßnahmen zur „Verbesserung der Flächengerechtigkeit“ und der „Förderung der Nahmobilität“ umzusetzen. Konkret bedeutet das: Rund um den Rathenauplatz werden etliche Autoparkplätze wegfallen.
Zoff in Kölner Veedel: Bis zu 50 Parkplätze sollen wegfallen
Auf den umgewidmeten Flächen sollen „umfangreich“ Radparkanlagen und E-Scooter-Abstellflächen entstehen. Es ist auch geplant, vier Altflaschen- sowie einen Altkleider-Container, die bislang am Rande der Parkanlage am Rathenauplatz stehen, auf benachbarte bisherige Parkplätze zu stellen.
Eine weitere Maßnahme im Viertel, das wegen seines Gaststättenangebots auch Ziel vieler Auswärtiger ist: Zugunsten des Fußgängerverkehrs soll etwa auf der Meister-Gerhard-Straße und der Heinsberg-Straße das sogenannte „Gehwegparken“ abgeschafft werden, um die „stark genutzten Gehwege zu verbreitern“. Als Alternative solle das Längsparken eingeführt werden.
Bei der CDU in der Bezirksvertretung (BV) Innenstadt sorgt das für Kritik: „Wir haben es berechnet. Durch die Maßnahmen fallen im Viertel, wo die Bewohner eh schon große Schwierigkeiten haben, ihr Auto abzustellen, 50 Parkplätze weg – ohne dass der Versuch unternommen wird, Ersatzflächen zu schaffen, etwa durch eine Quartiersgarage“, erklärt Günter Leitner, Fraktionschef der CDU.
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Der Appell, zum Beispiel entlang des Zülpicher Walls mögliche Standorte für eine Veedelsgarage zu prüfen, sei ungehört geblieben. „Dabei wäre das bahnbrechend – die erste Quartiersgarage in der Innenstadt“, meint Leitner.
Im Prinzip begrüße man die Neuordnung der Flächen – aber nicht so: „Immer nur Streichung! Wir als CDU gehen gerne bei Neuordnungen mit, aber es gibt einfach keine Verhandlungen über Parkraum, auch keine Sensibilität für Parkplätze für Menschen mit Handicap oder auch für Ladezonen.“
Die Parkplatzsituation beschreibt ein langjähriger Anwohner gegenüber EXPRESS.de als „grausam“. Trotz eines Anwohnerparkausweises kurve man bis zu 45 Minuten um die Blöcke, bis ein Platz ergattert ist. Auch im Antrag der Politiker wird der „hohe Parkdruck“ angeführt, Anwohnerinnen und Anwohner würden auch mit Ausweis besonders nach 18 Uhr und am Wochenende keine Parkplätze in der ausgewiesenen Parkzone „Rath“ finden.
Da der Anteil der ausgegebenen Anwohnerparkausweise an den bestehenden Parkplätzen in der Zone nur 70 Prozent betrage, „liegt dies an den zahlreichen Auswärtigen, die im Viertel parken. Aufgrund des hohen Parkdrucks führt auch der Parkplatzsuchverkehr zu einer hohen Belastung des Viertels.“
Günter Leitner glaubt, dass der Parkplatzabbau dazu dienen soll, Leute davor abzuschrecken, überhaupt mit dem Auto im Kölner Veedel aufzutauchen.