Das lohnt sich 43Jahre Wohnen im Kölner Umland: Hier ist Pendeln am günstigsten

Stau auf der Autobahn A4 zwischen Klettenberg und Autobahnkreuz Köln West.

Der Pendlerverkehr in Köln kann wie hier im Mai 2020 viel Stau auf Kölns Autobahnen verursachen.

Die teuren Kauf- und Mietpreise sowie der Wohnungsmangel in Köln treiben viele ins Umland. Eine Studie zeigt, in welchen Gebieten ein Umzug tatsächlich finanzielle Vorteile bringt.

von Carolina Bosch

Köln. Besonders in den vergangenen beiden Jahren stieg die Attraktivität ländlicher Wohngegenden wieder an. Durch den Lockdown verlor die Innenstadt auch in Köln an Attraktivität. Hinzu kommt der große Unterschied in den Grundstückspreisen. Aufs Land ziehen und nach Köln zur Arbeit pendeln – das scheint auf den ersten Blick um einiges günstiger.

In einer am Mittwoch (4. August) veröffentlichten Studie im Auftrag der Postbank errechnet das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI), wo sich das Pendeln wirklich auf Dauer lohnt. Die Unterschiede zwischen den Kreisen und Städten rund um Köln sind dabei teilweise sehr groß.

Wohnen im Kölner Umland: Pendelkosten heben günstige Kaufpreise auf

Der knappe Wohnraum und die hohen Preise in Köln treiben viele Menschen in den Speckgürtel. In Köln kostet der Quadratmeter beim Wohnungskauf durchschnittlich 4200 Euro. In den Umlandkreisen sind es im Durchschnitt mindestens 1500 Euro weniger. Das scheint erst einmal zu überzeugen. Doch was bei einem Wohnungskauf auch bedacht werden muss, sind die darauffolgenden Pendelkosten. Köln gilt als eine der Pendelhochburgen.

Um den tatsächlichen Vorteil einer Wohnung im Kölner Umland zu ermitteln, verrechnete das HWWI den Kaufpreisvorteil mit den Pendelkosten. Dazu zählen die Preise für Bus- und Bahntickets, Spritkosten und der Zeitaufwand. Letzterer entspricht 26,46 Euro pro Stunde, dem Mittelwert eines Bruttolohns in Köln von 2020.

Schließlich wurde untersucht, innerhalb wie vieler Jahre die Pendelkosten den Kaufpreisvorteil eingeholt haben. Dieser Wert ist von Kreis zu Kreis sehr unterschiedlich.

Pendeln nach Köln: In Hürth lohnt es sich am meisten

Den größten Vorteil haben Pendler aus Hürth. Das HWWI verglich stets den Durchschnittspreis einer 70 Quadratmeter großen Wohnung in Köln sowie im zu untersuchenden Gebiet. Von dem günstigeren Wohnungskauf in Hürth profitieren Pendler ganze 43 Jahre, bis die Fahrtkosten mit Bus und Bahn den Vorteil wieder einholen. Nutzt der Pendler das Auto, sind es immerhin noch 25 Jahre.

Auf dem zweiten Platz liegt Brühl. Mit dem öffentlichen Nahverkehr hält der Preisvorteil 36 Jahre, mit dem Auto 16 Jahre. Den dritten Platz teilen sich Pulheim und Leverkusen. Hier dauert es mit Bus und Bahn 34 Jahre und mit dem Auto 19, beziehungsweise 23 Jahre.

In Wesseling ist Autofahren günstiger

Der einzige Ort, an dem es günstiger ist, mit dem Auto zu pendeln, ist Wesseling. Das liegt laut der Studie an den ungünstigen Anbindungen des öffentlichen Nahverkehrs. Hier profitieren Pendler vier Jahre länger von dem Wohnungskauf, wenn sie mit dem Auto und nicht mit Bus oder Bahn fahren.

Auffällig ist, dass Gemeinden und Städte, die weiter von Köln entfernt liegen, eine eher geringe Zeit haben, bis sich der Preisvorteil aufhebt. Die kürzeste Zeit wurde in Velbert gemessen. Mit Bus und Bahn sind es bloß knapp sechs Jahre und mit dem Auto knapp sieben Jahre.

Homeoffice hebt Preisvorteile gegenüber Köln schneller auf

Durch die Corona-Pandemie ist jedoch auch das Homeoffice weiter in den Fokus gerückt. Deswegen berücksichtigt die Studie in diesem Jahr auch die Kosten für ein Büro in der Wohnung, das etwa 20 Quadratmeter zusätzlich benötigt. Homeoffice verringert zwar die Pendelkosten, treibt aber dadurch den Wohnungspreis um rund 20 Prozent in die Höhe. Bei der Berechnung wurde schließlich eine 70-Quadratmeter-Wohnung in Köln mit einer 90-Quadratmeter-Wohnung im Umland verglichen.

Arbeitet ein Pendler zwei Tage pro Woche von zu Hause aus, verringert sich die Anzahl der Jahre immens, bis der Preisvorteil eingeholt wird (wegen der Mehrkosten für die Wohnung). In Hürth dauert es dann nur noch fast elf Jahre und in Brühl neun Jahre. Damit sind die beiden Städte aber weiterhin Spitzenreiter.