Zoff nach Rennen in WeidenpeschStrafanzeige gegen Kölner Star-Jockey Andrasch Starke

Jockey Andrasch Starke sitzt auf seinem Pferd und winkt.

Der Kölner Star-Jockey Andrasch Starke, hier 2021 beim Derby in Hamburg, ist von PETA angezeigt worden.

Der Kölner Jockey Andrasch Starke ist von der Tierschutzorganisation PETA angezeigt worden. Grund ist ein Vorfall in einem Rennen in Köln.

von Thomas Werner  (tw)

Diesen Arbeitstag hatte sich Andrasch Starke wahrlich anders vorgestellt. Nicht nur, dass der 48-Jährige am Pfingstmontag (6. Juni) das 187. Union-Rennen auf der Rennbahn in Weidenpesch nicht gewinnen konnte – jetzt hat das Rennen auch noch ein juristisches Nachspiel. Strafanzeige gegen Kölns Star-Jockey!

Was war passiert? Im Schlussspurt gegen den späteren Sieger Bauyrzhan Murzabayev auf „Sammarco“ hatte Starke sein Pferd „So Moonstruck” sechsmal mit der Peitsche zu mehr Geschwindigkeit treiben wollen. Nur fünf Schläge sind laut den Regeln im Pferdesport erlaubt.

Andrasch Starke: Rennen verloren, Sperre kassiert, Strafanzeige

Am Abend des Rennens hatte die Rennleitung nach langem Videostudium daher eine Strafe gegen Starke ausgesprochen. Er darf vom 20. Juni an für 14 Tage nicht an Rennen teilnehmen, verpasst daher auch das prestigeträchtige Galopp-Derby in Hamburg (3. Juli). Zudem muss Starke auf 50 Prozent seines Gewinns verzichten.

Wie am Mittwoch (15. Juni) bekannt wurde, geht der Fall für Starke allerdings noch weiter. Die Tierschutzorganisation PETA hat bei der Staatsanwaltschaft Köln Strafanzeige wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz gegen den Jockey gestellt.

PETA zeigt Andrasch Starke an: Exempel gegen den Reitsport als Ganzes

Starke selbst hat sich zu den Vorwürfen bisher nicht geäußert. Trainer Markus Klug vom Gestüt Röttgen, bei dem Starke als Stalljockey angestellt ist, bezeichnete die Sperre gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger” als „bitter“. Man habe da auch „einen Klaps auf die Schulter mitgezählt“. Aber so seien die Regeln.

PETA nutzt den Fall, um ein Exempel gegen den Reitsport zu statuieren. „Würde jemand einen Hund so misshandeln, wäre der Aufschrei in der Öffentlichkeit groß. Bei Pferden wird diese Tierquälerei jedoch selbst von vermeintlichen Pferdefreunden stillschweigend gebilligt”, sagt Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. Deshalb fordere man ein Ende des Pferdesports.

Pferdesport als Tierquälerei? Fall erinnert an Olympia-Skandal um deutsche Fünfkämpferin

Der Vorwurf, im Pferdesport komme es zu Tierquälereien, führt immer wieder zu hitzigen Debatten. Zuletzt waren 2021 die deutsche Fünfkämpferin Annika Schleu und Bundestrainerin Kim Raisner in die Kritik geraten. Weil das Pferd „Saint Boy” bei den Olympischen Spielen mehrfach vor Hindernissen verweigert hatte, hatte Raisner Schleu aufgefordert, sie solle „mal richtig draufhauen“.

Auch bei Pferderennen gehören Diskussionen dieser Art schon lange dazu. Zwischen 2015 und 2019 wurden laut Angaben von PETA mindestens 50 Pferde auf deutschen Rennbahnen getötet, darunter mindestens vier Pferde in Köln.

Schläge mit der Peitsche: Regeln im Reitsport vielerorts unterschiedlich

Die Schläge mit der Peitsche, die klaren (aber von Land zu Land unterschiedlichen) Regeln unterliegen, werden von der einen Seite als Tierquälerei, von der anderen als dringend notwendig angesehen, um Pferde zum Beispiel in der Bahn zu halten und anzutreiben.

Der Fall Starke zeigt allerdings – unabhängig von der Sichtweise – eine Schwäche des Systems: Auf dem Video des Rennens ist zu sehen, dass Sieger Murzabayev sein Pferd im Schlussspurt deutlich heftiger antreibt als Starke seines. Allerdings setzte er „nur” Peitschenhiebe und bewegt sich damit im Rahmen der Regeln.