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„Werden im Regen stehen gelassen“Schlimme Anfeindungen in Kölner Schulen – Sorge wird größer

Der 11. Oktober ist bereits seit Jahrzehnten ein wichtiger Tag für die queere Community. In Köln haben Schülerinnen und Schüler oft mit Anfeindungen zu kämpfen.

von Niklas Brühl  (nb)

Der 11. Oktober ist für die queere Community jedes Jahr ein bedeutsamer Tag: Seit 1988 wird der internationale „Coming-Out-Day“ gefeiert, an dem die queeren Menschen dazu aufgerufen sind, sofern sie persönlich bereit dazu sind, sich öffentlich zu zeigen.

Vor allem für Schülerinnen und Schüler im Teenager-Alter ist der Tag eine passende Gelegenheit, den sichtbaren Schritt des Coming-out-Prozesses zu unternehmen – sollte man meinen. Denn die Kölner Jugendberatungsstelle anyway warnt die jungen Mitglieder der Community beinahe davor, sich beispielsweise in der Schule zu outen.

Kölner Beratungsstelle warnt Jugendliche vor Outing – „werden im Regen stehen gelassen“

Bereits im Juni hatte anyway auf die gestiegene Queerfeindlichkeit in Kölner Schulen aufmerksam gemacht. Laut einer Umfrage hätten mehr als 50 Prozent der queeren Schülerinnen und Schüler bereits Anfeindungen oder Gewalt erleben müssen – durch Mitschülerinnen und Mitschüler oder Lehrkräfte.

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Nach diesen erschreckenden Ergebnissen sei jedoch nichts passiert, sagt anyway-Vorstand Jürgen Piger enttäuscht: „Obwohl wir die Zahlen in Jugendhilfeausschuss und Schulausschuss vorgetragen haben, gibt es bisher keine Konsequenz. Lesbische, schwule, bisexuelle, trans, inter und queere Schülerinnen und Schüler werden im Regen stehen gelassen.“

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Dass sich die prekäre Situation für die Community von selbst verbessert, davon sei nicht auszugehen. Dominik Weiss, der als Projektleiter von „WiR* – Wissen ist Respekt“ Aufklärungs- und Antidiskriminierungsworkshops in Schulen leitet, sagt: „Wir machen niemanden schwul und wollen auch niemandem eine Meinung überstülpen.“

Auch mehrere Kölner Promis haben sich zu der steigenden Queerfeindlichkeit in den Schulen im Hinblick auf den „Coming-Out-Day“ geäußert – so beispielsweise Moderator Benni Bauerdick (u.a. 1Live): „Mein Coming-out auf dem Dorf im Sauerland war nicht ganz einfach. Auch, weil mir damals Vorbilder gefehlt haben. Queere Sichtbarkeit ist so wichtig, damit sich junge Menschen in ihrem Coming-out-Prozess nicht allein fühlen. Damit sie den Mut haben, zu sich zu stehen. Auch in einer Stadt wie Köln, die augenscheinlich so offen und bunt wirkt; in der Diskriminierung und Anfeindung von queeren Menschen aber trotzdem noch an der Tagesordnung sind.“

Nyke Slawik, Grünen-Mitglied des Deutschen Bundestags aus Köln, sagt: „Kinder und Jugendliche, deren geschlechtliche Identität oder sexuelle Orientierung gesellschaftliche Diskriminierung erfährt, geraten auch in der Schule immer wieder ins Kreuzfeuer. Sie stehen zwischen Mitschülerinnen und Mitschülern, die gesellschaftlichen Vorurteile, auch unabsichtlich, reproduzieren und Lehrpersonal, das oftmals kaum ausgebildet ist, den Betroffenen angemessen zur Seite zu stehen.“

Und weiter: „Ich hätte mir in meiner Schulzeit geschulte Anlaufstellen und Peer-to-Peer-Projekte gewünscht, bei denen ich nicht erst für Verständnis werben muss. Aufklärungs- und Antidiskriminierungsprojekte in Schulen sind deshalb wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie helfen jungen Queers aus der Isolation und ermöglichen, in Vielfalt auch das Gemeinsame zu finden.“

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Podcasterin und Influencerin Irina Schlauch, die auch von der RTL-Show „Princess Charming“ bekannt ist, sagt: „Ich muss leider feststellen, dass mir immer mehr Jugendliche auf Instagram schreiben, die an ihren Schulen mit Queerfeindlichkeit konfrontiert werden. Bis vor kurzem hatte ich noch den Eindruck, dass Queerness an Schulen immer selbstverständlicher wird. Umso schockierender ist die aktuelle Entwicklung, die ich zu einem großen Teil auf die zunehmende Mobilisierung gegen queere Menschen durch rechtsextreme Parteien zurückführe, aber auch darauf, dass sich immer mehr junge Menschen abgehängt und alleingelassen fühlen.“

Wie kann man dieses größer werdende Problem in Zukunft angehen? Jürgen Piger von anyway hat eine klare Forderung: „In Zeiten von Sparpolitik ist zu befürchten, dass auch bei den Aufklärungs- und Antidiskriminierungsworkshops sowie bei der queeren Jugendarbeit gekürzt wird. Das wäre angesichts steigender Queerfeindlichkeit genau der falsche Schritt. Es braucht mehr Geld, um auf die immer schlimmer werdende Situation für junge LSBTIQ* zu reagieren.“