Viele bunte Stoffe sind aneinander gereiht und sorgfältig gefaltet. Ein heller Laden, der einlädt – jetzt wirbt die Fensterscheibe von „Stoff Müller“ mit „Sale“-Stickern. Denn kurz vor Weihnachten kündigt „Stoff Müller“ die Schließung an. Im Februar 2024 soll Schluss sein.

Ein Schock für Kundinnen und Kunden des Traditionsgeschäfts für Stoffe in Köln. „Die Leute sind so traurig. Wir hatten wirklich schon weinende Kundschaft im Geschäft“, erzählt die Besitzerin Sandra Hascke-Hagdorn.

Kölner Fachgeschäft „Stoff Müller“ gibt es seit 1930

Stoff Müller befindet sich direkt am Offenbachplatz gegenüber der Opernbaustelle. Das Stoffgeschäft ist bekannt für seine vielfältigen und zahlreichen Produkte, die sie zu einem geschätzten Kölner Fachgeschäft machen.

Die Schließung kommt für viele Kundinnen und Kunden unerwartet. Das Geschäft gibt es schließlich schon seit 1930, wo der damalige Besitzer Müller den Laden eröffnete. Von dem Vater ging das Geschäft dann zum Sohn über, bis es der Auszubildende Bernd Hagdorn kaufte und dann 2016 an seine Tochter übergab.

Ein Geschäft mit Geschichte, welches nicht nur bei der Stammkundschaft beliebt war. „Die Leute gehen immer so glücklich hier raus. Jeder verbindet Geschichte mit uns“, erzählt die jetzige Besitzerin gegenüber EXPRESS.de.

Von Großeltern, die mit ihren Enkelkindern in das Geschäft gehen, bis hin zu ganzen Karnevalsgruppen, die Hilfe bei ihren Kostümen benötigen – „Stoff Müller“ war immer da. „Das ist wie ein Weihnachtsgeschenk für mich“, berichtete erst vor kurzem eine Influencerin, die den Laden mit Stoffen verließ.

Das ist auch der Kern von „Stoff Müller“. Der Laden ist bekannt für seine kompetente Beratung bis hin zum letzten Detail. „Wir sind ein Fachgeschäft mit absoluter Vollberatung“, erklärt Sandra. Von Dekoration, Abendkleider oder auch Nähzutaten, lässt sich hier nahezu alles finden. Doch auch, wenn der Laden Tradition hat, gibt es triftige Gründe für die kommende Schließung.

Fachkräftemangel führt zu Schließung von „Stoff Müller“

Der ausschlaggebende Grund für die Schließung sei der Fachkräftemangel. „Ich habe einfach zu wenig Personal. Die meisten sind schon in Rente oder verstorben“, erklärt die traurige Besitzerin. Zudem werde das Haus bald umgebaut und „Stoff Müller“ müsste umziehen.

Aber auch für diesen Umzug fehlt der Besitzerin Personal. „Es ergibt einfach keinen Sinn, umzuziehen. Man sieht ja überall das Sterben der Geschäfte“, so Sandra.

Auch die Mietpreise seien laut der Besitzerin zu hoch und in der Kölner Innenstadt kaum bezahlbar. Von ihrer Kundschaft erhält sie Abschiedsgeschenke und Worte der Wertschätzung. Die traurigen Tatsachen ändern diese aber leider nicht.

„Stoff Müller“ in Köln: Zum Glück nur wenige Kündigungen

Im Februar 2024 wird das Traditionsgeschäft schließen müssen. Das einzige Trostpflaster für die Besitzerin: Sie musste nur wenigen Mitarbeiterinnen kündigen, da die meisten bis zur Rente Teil der Müller-Familie waren.

„Wir sind hier wie eine große Familie. Das macht es umso trauriger“, sagt die Besitzerin mit schwerem Herzen. Die restlichen Stoffe und Materialien wird Sandra dann mit einer Kollegin auf Stoffmärkten in Köln verkaufen. Ein Ladenlokal wird es aber nicht mehr geben. Der Rest, der dann noch übrig bleibt, wird gespendet.