Prost mit dem Propheten! Ist das genial – oder nur geschmacklos? Ein aktueller Werbeclip der Raki-Firma „Yakamoz“ aus Eschweiler, der Jesus beim letzten Abendmahl mit dem berühmten türkischen Schnaps zeigt, sorgt bei der in Köln ansässigen christlich-orthodoxen Gemeinde „Zerocha“ für Empörung.
Prost mit JesusWerbespot sorgt für Empörung in Köln: „Fühlen uns sehr verletzt“
Der fast dreiminütige, von einer Düsseldorfer Werbeagentur in Berlin produzierte Reklamespot (deutsch, mit türkischen Untertiteln) ist optisch wie Leonardo da Vincis Abendmahl-Gemälde aufgebaut.
Die biblische Geschichte von Jesus' schicksalhaftem Abend („einer von euch wird mich verraten“) wird aber zum fröhlichen Gelage mit Happy End umgeschrieben.
Dreiminütiger Werbespot zeigt Alkohol trinkenden Jesus
Die Story: Weil der Weinkrug kaputtgeht, wird Jesus und den Jüngern als Ersatz der ihnen unbekannte Raki kredenzt. Der Schnaps ist so beseelend, dass die Tischrunde am Ende Halleluja singend auf die Schönheit, den Frieden und die Liebe prostet – einer schmettert dabei einen Lobgesang in der Art eines Muezzins.
Und sogar die römischen Legionäre, die eigentlich gekommen sind, Jesus zu holen, trinken fröhlich mit. Aussage des von orientalischer Musik untermalten Clips: Mit Raki wäre die Geschichte anders verlaufen. Und Jesus hätte wohl überlebt. Wer kommt auf so eine Idee?
Eschweiler Gastronom: „Würde den Propheten Jesus niemals beleidigen“
Ein Eschweiler Gastronom, der aus der Türkei stammt. Vor drei Jahren gründete Deniz Tugcu (45) die Raki-Firma Yakamoz, wie der Schnaps heißt, auch sein Lokal im Schatten der Eschweiler Kirche St. Peter und Paul. Tugcu hat armenische Wurzeln, „ich bin halb Christ, halb Alevite“, sagt er. „Ich würde den Propheten Jesus niemals beleidigen“. Der Spot sei vielmehr ein Loblied auf Jesus und den Alkohol.
Der sei im Christentum schließlich nicht verpönt. Und: Für den würdigen Rahmen habe er allein 4000 Euro für die Kleidung der Schauspieler ausgegeben, um dem da-Vinci-Original nachzueifern.
Der auf YouTube, Instagram und Twitter verbreitete Werbeclip hat vor allem traditionelle Raki-Trinker in der Türkei und in Deutschland lebende Türkeistämmige erreicht. Viele der christlichen Türken unter ihnen finden die Werbung respektlos.
Raki-Skandal: Kölner Verein „Zerocha“ erwägt rechtliche Schritte
Auf Facebook erklärt der in Köln-Chorweiler ansässige Verein „Zerocha“: „Wir fühlen uns als Christen sehr verletzt und bitten die Yakamoz GmbH unsere Religion zu akzeptieren, zu respektieren und den Werbespot aus dem Netz zu entfernen.“
Gegenüber EXPRESS.de erklärte ein Gemeindemitglied, man erwäge rechtliche Schritte. In der Türkei hätten die Glaubensgenossen bereits Strafantrag gestellt. In der Strafanzeige, die EXPRESS.de vorliegt, wird der Firma Yakamoz unter anderem vorgeworfen, die christliche Religion zu verhöhnen. Jesus und die Jünger würden als Betrunkene vorgeführt.
Yakamoz-Besitzer Deniz Tugcu kontert, bei deutschen Katholiken komme der Clip gut an. Dazu zeigt er die Nachricht eines befreundeten Pfarrers, der ihm zum Spot gratuliert: „Wer dich und deine liebenswürdige Art kennt, weiß, dass du für die Völkerverständigung eintrittst.“
Und was ist eigentlich mit dem Raki? Der wird in der Türkei/Antalya hergestellt („sonst dürfte man ihn nicht Raki nennen“, sagt Tugcu) und habe die Besonderheit, dreifach destilliert zu sein und einen viel geringeren Methanolanteil als sonst üblich zu haben: „Deshalb kriegst du keine Kopfschmerzen.“