Rassismus-DebatteZwei berühmte Kölner Ehrenbürger stehen in der Kritik

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Eine Kundgebung gegen Rassisms in Köln, aufgenommen am 6.Juni 2020.

Köln – Nach der Trauer um George Floyd (hier lesen Sie mehr), Anti-Rassismus-Demonstrationen unter dem Motto „Black Lives Matter" und Diskussionen um aktuelle und historische Diskriminierung stehen auch zwei verstorbene Ehrenbürger der Stadt Köln in der Kritik.

Geht es dem fast 120 Jahre alten Bismarckturm in Marienburg an den Kragen? Wird das 27 Meter hohe Denkmal für den Reichskanzler abgebaut, flachgelegt oder auf den Kopf gestellt?

Oder so verändert, dass eine kritische Auseinandersetzung mit dem Begründer des deutschen Kolonialreichs in Afrika geschehen kann?

Diesen Vorschlag machte der bekannte Afrikawissenschaftler und Historiker Prof. Dr. Jürgen Zimmerer gegenüber EXPRESS.

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Prof. Dr. Jürgen Zimmerer stellte 2013 sein Buch „Kein Platz an der Sonne" vor.

„Bismarck war eben nicht nur der Kanzler der Reichseinigung von 1871, sondern auch der der deutschen Kolonialreichsgründung von 1884. Dass er den Erwerb von Kolonien wider besseres Wissen forcierte, macht es auch zu einem Paradebeispiel zynischer Machtpolitik, über den immer wieder nachzudenken sich lohnt."

Die Betrachter der Bismarck-Denkmäler sollen zu einer „Auseinandersetzung mit der Geschichte, die da hinter steht, gezwungen werden.“

Als Historiker sei Zimmerer nicht dafür, dass man Denkmäler abräumt. Man solle sie in „Gegendenkmäler“ verwandeln.

Für Kölns Bismarckturm schlägt der Wissenschaftler vor: „Man könnte ihn etwa durch Stacheldraht brechen, die auf die Konzentrationslager im Genozid an den Herero und Nama verweisen. Es handelt sich dabei schließlich um das Ende einer Entwicklung, die mit Bismarcks Entscheidung, Südwestafrika zu deutschen Schutzgebiet zu erklären, begann."

Am 1. April 1875 erhielt Reichskanzler Otto Fürst von Bismarck (1815-1898) zu seinem 60. Geburtstag die Kölner Ehrenbürgerwürde.

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Der 27 Meter hohe Bismarckturm, auch genannt Bismarcksäule, am Gustav-Heinemann-Ufer Ecke Bayenthalgürtel in Marienburg.

16 Jahre vor ihm wurde diese Ehre dem „Freiheitsdichter“ Ernst Moritz Arndt (1769-1860) zuteil. Im Rahmen eines Neubaus einer nach ihm benannten Grundschule in Rodenkirchen (hier lesen Sie mehr) berichtete EXPRESS über die umstrittene Geschichte von Arndt.

Stadt Köln ernannte Bismarck und Arndt zu Ehrenbürgern

Die Nationalsozialisten sollen Arndt als ihren Vordenker betrachtet haben. Ein bekannter Arndt-Forscher sagte, es bestehe kein Zweifel, dass in dessen Schriften nationalistische und auch antisemitische Einlassungen vorkommen.

EXPRESS fragte bei der Stadt Köln nach, wann und mit welcher Begründung eine Schule nach Ernst Moritz Arndt benannt wurde.

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In Deutschland sind viele Einrichtungen und Straßen nach ihm benannt: Ein Denkmal für Ernst Moritz Arndt steht im Hof des Katharinenklosters in Stralsund.

Verblüffende Antwort: „Wann die Ernst-Moritz-Arndt-Schule ihren Namen erhalten hat, lässt sich aus den hier vorliegenden Aufzeichnungen leider nicht feststellen", so eine Sprecherin des Pressesamtes. Die Schule liege in Rodenkirchen, welche bis zur Gebietsreform 1975 selbstständig war.

Die Stadtsprecherin fügt hinzu: „Die Schule selbst setzt sich auf Ihrer Homepage mit ihrem Namensgeber kritisch auseinander." Bis zur Neueröffnung auf dem Sürther Feld dürften noch mindestens zwei Jahre vergehen. Die Schulleiterin deutete an, dass bis dahin vielleicht Gespräche über eine Namensänderung begonnen werden könnten.