Wie schlimm ist die Mäuseplage im Residenz-Kino in Köln? Einer ehemaligen Mitarbeiterin zufolge gravierender als bislang angenommen.
„Besonders im teuersten Saal“Mäuseplage in Kölner Kino viel schlimmer? Jetzt packt Ex-Mitarbeiterin aus
Das Residenz-Filmtheater ist eine Institution in Köln. Hollywoodstreifen, Konzerte oder weitere Kulturangebote können die Gäste in edlem und luxuriösem Ambiente genießen, dazu werden Cocktails und Snacks gereicht.
Doch ein Bericht eines EXPRESS.de-Lesers, der über die Erfahrungen seiner Familie im Residenz-Kino berichtete, hatte in der vergangenen Woche für Wirbel gesorgt. Das Filmtheater habe mit einer Mäuseplage zu kämpfen, die Familie des Lesers habe fluchtartig ein Konzert im Residenz verlassen. Nach dem EXPRESS.de-Bericht meldet sich nun eine ehemalige Mitarbeiterin des Kinos zu Wort – ist die Situation noch viel gravierender als angenommen?
Residenz-Kino in Köln: Mäuseplage schlimmer als angenommen?
Theaterleiter Andreas Lünstroth hatte die Mäuseplage eingeräumt. „Es ist in der Tat richtig, dass es in unseren Räumlichkeiten derzeit ungebetene Untermieter gibt. Durch Baumaßnahmen in einem an unser Filmtheater angrenzenden Bereich, sind, der alten Bausubstanz geschuldet, auch Zugänge an Rohrleitungen in unsere Räumlichkeiten aufgefunden worden. Durch diese haben sich Mäuse Zugang zu unserem Kino verschafft“, sagte Lünstroth in der vergangenen Woche gegenüber EXPRESS.de.
Die Behauptung, dass die Vielzahl der Nagetiere erst seit kurzem in den Sälen des renommierten Filmtheaters umher kreucht und fleucht, sei aber falsch – sagt eine ehemalige, langjährige Mitarbeiterin des Residenz, die anonym bleiben möchte.
Die Vorwürfe der Ex-Mitarbeiterin haben es in sich: „Bereits vor einigen Jahren, als ich meinen Job dort aufnahm, war diese Plage bekannt. Zugegeben gibt es in fast allen Kölner Restaurants solche Probleme, jedoch ist das Ausmaß im Residenz um einiges katastrophaler, als es vom Theaterleiter dargestellt wird. Es ist viel mehr Schein als Sein.“
Das Personal habe sich bereits zu ihrer Zeit einen Spaß daraus gemacht, in welchem Saal mehr Mäuse gezählt werden konnten. „Besonders stark betroffen war dabei der teuerste Saal, das Privatkino (Saal 3), das auch oft für Private- und Firmenveranstaltungen vermietet wird“, sagt die Ex-Mitarbeiterin gegenüber EXPRESS.de.
Schon vor einigen Jahren habe es Beschwerden der Gäste darüber gegeben, dass Mäuse während Vorstellungen über ihre Hände und Füße gelaufen seien. „Die Theaterleitung nahm dies zu jedem Zeitpunkt hin, Rückerstattungen gab es selten, zum Glück für den Laden nahmen es die meisten Gäste mit Humor. Die Mitarbeitenden wurden angehalten, vor den Gästen auf unwissend zu tun oder gegebenenfalls einzuräumen, dass da gerade schon etwas unternommen wird – das Problem sei unter Kontrolle“, führt die ehemalige Mitarbeiterin weiter aus.
In den Google-Bewertungen des Residenz-Kinos wird das Mäuse-Problem immer wieder von Besucherinnen und Besuchern thematisiert – auch in Einträgen von vor vier Jahren.
Residenz-Kino in Köln: Ex-Mitarbeiterin mit schweren Vorwürfen
Die Mäuseplage habe sich laut der Ex-Angestellten dabei nicht nur auf die Kinosäle ausgebreitet: „Als ehemalige Küchenmitarbeiterin kann ich berichten, dass die Mäuse sich auch in der Küche aufgehalten haben und nachts fröhlich über Arbeitsflächen und schlecht gelagerte ‚frische‘ Teller huschten. Sogar im Kühlschrank hielten sie sich auf. Zwar wurde das Personal angehalten, Lebensmittel so mäusesicher wie möglich zu verstauen, das änderte allerdings nichts daran, dass auf und unter Schränken sowie auf offen rumstehenden frischen Tellern immer wieder Mäuse-Exkremente zu finden waren.“
Sie habe sich auf den vorherigen Artikel bezogen nicht aus Rachegelüsten bei EXPRESS.de gemeldet, wie sie sagt: „Ich bin im Guten mit dem Residenz-Filmtheater auseinander gegangen und das auch freiwillig. Allerdings sehe ich es an der Zeit an, dass dieses Problem endlich mal angegangen werden muss. Das sehen auch aktuelle Mitarbeitende so, zu einigen habe ich immer noch Kontakt.“
Für alle Mitarbeitenden sei es bis heute sehr unangenehm, die Gäste konsequent über den Zustand des Mäusebefalls anlügen zu müssen und die Verfehlungen der Theaterleitung und Co-Leitung auffangen zu müssen, ergänzt sie.
Ein weiterer Vorwurf der ehemaligen Mitarbeiterin bezieht sich auf die Arbeit der beauftragten Kammerjäger in den Sälen des Luxus-Kinos. Zur Bekämpfung der Mäuse-Plage hätten diese auch immer wieder die in Deutschland verbotenen Klebefallen verwendet. Auf diesen bleiben die Tiere, wie es der Name verrät, kleben und verenden qualvoll. Die Theaterleitung sei von dieser Vorgehensweise informiert gewesen, sagt die ehemalige Mitarbeiterin gegenüber EXPRESS.de.
Nach schweren Vorwürfen: Residenz-Theaterleiter reagiert brüskiert
Konfrontiert mit den schwerwiegenden Vorwürfen bezeichnet Theaterleiter Andreas Lünstroth diese als „boshafte Unterstellungen“ und „üble Nachrede“. „Damit es keine Unklarheiten gibt: Es gibt bei uns kein seit Jahren anhaltendes, dauerhaftes Problem eines intensiven Mäusebefalls“, sagt der Theaterleiter.
Auch von den verbotenen Klebefallen wisse er nichts: „Welche Art von Fallen die von uns beauftragten Unternehmen einsetzen, kann ich nicht beurteilen. Das ist nicht unsere Profession.“
Was er aber ganz deutlich sagen könne: „Die einzigen, die unsere Kühlschranktüren öffnen und etwas darin hinterlassen, sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und einen Nebeneingang haben unsere Kühlschränke auch nicht.“ Die Küche werde – wie in allen professionellen Einrichtungen – täglich gereinigt und desinfiziert. „Da bieten wir keine ‚Angriffsfläche‘“, ergänzt Andreas Lünstroth.
Zu den Maßnahmen, wie das Residenz-Kino gegen die Mäuseplage vorgehen möchte, habe er sich bereits in der vergangenen Woche geäußert. Mehr gäbe es laut dem Theaterleiter dazu nicht zu sagen.