Der Abschied von Kabarett-Star Richard Rogler auf dem Melatenfriedhof wurde emotional.
Kabarett-StarRichard Rogler (†74) in Köln beerdigt – plötzlich seltene Szenen auf Melatenfriedhof
Es war die Verneigung vor einem ganz Großen: Mehr als 300 Trauergäste nahmen am Samstag (24. August 2024) auf dem Melatenfriedhof in Köln Abschied von Top-Kabarettist Richard Rogler.
Der Kölner Bühnen-Star war am 11. August verstorben, er litt an Krebs, verlor den Kampf letztlich. Rogler galt als eines der Urgesteine der politischen Kabarett-Szene in Deutschland, im Fernsehen moderierte er zeitweise die Reihe „Mitternachtsspitzen“ und gehörte zum „Scheibenwischer“-Ensemble. Der Grimme-Preisträger wurde 74 Jahre alt.
Beerdigung von Richard Rogler in Köln mit hunderten Trauergästen
Am Grab kam es zu einer Szene, die selbst für den Melatenfriedhof, der an Besonderheiten nicht gerade arm ist, selten sein dürfte: Es gab donnernden Applaus, als Roglers Sarg in die Erde hinabgelassen wurde!
Denn Pfarrer Harald Klimek hatte die Trauergäste dazu aufgefordert, den Toten, der in seinem Leben mehr als 8000-mal auf der Bühne stand, so zu verabschieden, wie er es gewohnt war: mit großem Beifall.
Da mischten sich bei Mariele Millowitsch, Katharina Eisenlohr, den Kabarett-Kollegen Thomas Freitag und Arnulf Rating oder dem Kölner Stadthistoriker Martin Stankowski die Tränen der Trauer mit einem Lächeln der Zustimmung.
Danach gab es das Volkslied aus dem Fichtelgebirge: „’s ist Feierabend“. Richard Rogler ist dort, nämlich in der Porzellanstadt Selb, geboren. Im Lied heißt es: „Es ist Feierabend, ‚s‘ ist Feierabend, das Tagwerk ist vollbracht. Es geht alles seiner Heimat zu, ganz leise kommt die Nacht!“
Zuvor war die Aussegnungshalle auf Melaten schon nach wenigen Minuten zu klein für die Menge der Trauergäste. Die Zeremonie wurde auf den von Sonnenstrahlen umkränzten Vorplatz übertragen.
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Der Kabarettist und enge Kollege Wilfried Schmickler hielt vor Roglers Frau Dörte und seiner Tochter Marianne eine wahrhaft würdige Trauerrede. Schmickler: „Als Richard vor knapp einem halben Jahrhundert auf die Bühne polterte, da war das wie Feuerwerker die Lunte an die explosivsten Themen seiner Zeit.“
Er verglich Rogler mit einem satirischen Elefanten im Porzellanladen. Doch bei aller Schärfe und Präzision sei er immer „der grundgute Knöttersack mit dem ganz großen Herzen“ gewesen. Ein „blitzgescheiter Herr Professor mit einem Stammplatz am Tresen der normalen Leute.“
Wie sehr Richard Rogler die Kabarett-Landschaft verändert hat, zeigte sich in einer anschließenden Feierstunde in der Comedia, in der Ausschnitte aus seinen Programmen gezeigt wurden. Natürlich ganze vorne mit dabei: Roglers Debüt mit dem Programm „Freiheit aushalten“ von 1986. Mit der Hauptfigur des Nörglers, Besserwissers und notorischen Melancholikers Camphausen begründete Rogler eine neue Ära des Solo-Kabaretts.
Für diese Einspieler bekam Rogler quasi posthum Standing Ovations von Ingolf Lück, Konrad Beikircher, dem Regisseur Ulli Waller, Andreas Etienne („Springmaus“, Bonn), Rainer Pause („Pantheon“, Bonn), Dietmar Jacobs und Moritz Netenjakob (Autoren von „Himmel & Kölle“), Christoph Kuckelkorn (Festkomitee Kölner Karneval), Winni Rau („Köbes Underground“), Biggi Wanninger (Stunksitzungs-Präsidentin), Regina Schilling (Dokumentarfilmerin) und Wolfgang Schmitz (Ex-Hörfunkdirektor WDR).
Manch einer wird auf dem Nachhauseweg noch einmal das Trauerkärtchen angeschaut haben. Dort wird Richard Roglers Motto zitiert: „Mit dem Geist der Machtlosen gegen die Macht der Geistlosen“.