Kölner „Schimmel-Torten“Schandfleck von Weidenpesch soll weg: Besitzer plant Großes
Köln – Die Empörung war riesig, als EXPRESS über die so genannten „Schimmel-Torten von Weidenpesch“ berichtete. Für viele Leser war es unfassbar, was sie da sahen: Im Schaufenster eines ehemaligen Cafés vergammelten ganze Torten. Hergestellt aus Deko-Material, das in sich zusammengefallen war.
Kölner Café mutiert zum Schandfleck von Weidenpesch
Genau ein Jahr ist das her. EXPRESS hat sich jetzt noch einmal an der Friedrich-Karl-Straße, Ecke Neusser Straße umgeschaut. Wie ist die aktuelle Situation vor Ort? Was hat sich seitdem getan? Die Antwort: So gut wie gar nichts.
Anwohner klagen noch immer über den Leerstand und das ungepflegte Erscheinungsbild des gesamten Grundstücks. Aus den Fugen der Bodenplatten sprießt das Unkraut. Dort, wo früher eine der besten Adressen Weidenpeschs war, wenn es um Süßes ging: Doch das Café Rademacher ist seit Jahren Geschichte.
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Bernd Schößler kennt die Zustände: „Das ist ein Schandfleck für Weidenpesch“, schimpft der Bezirksbürgermeister von Nippes. Der Vermieter sei durch das Ordnungsamt nach der EXPRESS-Berichterstattung vor einem Jahr dazu angewiesen worden, den Müll zu beseitigen, der sich nach und nach auf seinem Grundstück angesammelt hatte. Schößler: „Ansonsten sind uns als Kommune die Hände gebunden.“
Kölner Immobilienbesitzer erklärt seine Pläne für Weidenpesch
EXPRESS erreicht den Besitzer des Grundstücks und verabredet ein Treffen vor Ort. Georgios Papukidis, nach eigenen Angaben seit 35 Jahren im Immobiliengeschäft tätig, weist die Vorwürfe von sich. „Das war kein Schimmel. Dieses Dekomaterial ist durch Hitze und Sonneneinstrahlung zusammengefallen“, sagt Papukidis. Auf Nachfrage gibt er zu: „Klar, das hätte man natürlich wegräumen können...“
Dass er in das Areal nicht mehr investiere, habe einen einfachen Grund: Er will das Haus abreißen lassen und einen mehrgeschossigen Neubaukomplex errichten lassen. Etwa 50 Wohnungen sollen dabei entstehen.
„Bezahlbarer Wohnraum!", betont Papukidis. Er habe nie den Mietspiegel ausgereizt, seine Forderungen an die Hausbewohner seien stets unter dem, was er eigentlich erheben könnte. Papukidis: „Die Mieter, die jetzt noch in dem Haus wohnen, zahlen gerade mal 500 bis 600 Euro für 80 Quadratmeter. Die sollten sich nicht beschweren.“
Tun sie aber – zumindest traf EXPRESS am Vortag einen Mann vor Ort, der sich über die Zustände beschwert. „Ich bin körperlich nicht gut zurecht, und in meiner Situation eine andere Wohnung zu finden, ist wahrscheinlich aussichtslos", sagt der ältere Mann, der anonym bleiben möchte.
Kölner Immobilienbesitzer weist Vorwürfe von sich
Papukidis erklärt, er biete jedem Mieter an, bei der Suche nach einer neuen Wohnung behilflich zu sein. „Es ist jedem Mieter klar, dass dieses Haus abgerissen wird. Und es ist doch auch nachvollziehbar, dass ich in dieses Objekt nicht mehr investiere.“ Um sich ein Bild vom Zustand der Wohnungen machen zu können, schließt der Inhaber eine der leerstehenden Wohnungen für EXPRESS auf: „Wie sie sehen: Hier ist kein Schimmel!“
Aber warum gibt diese Ecke von Köln seit Jahren ein so trostloses Bild ab? Warum geschieht hier nichts? „Das fragen Sie mal das Bauamt der Stadt Köln!“, erregt sich Papukidis, der nicht fotografiert werden möchte. Die Bauanträge lägen der Stadt längst vor. „Bodengutachten, Brandschutz und so weiter – das ist alles da. Aber von der Stadt kriegt man nach sechs Monaten erst mal nur eine Eingangsbestätigung!“
Papukidis sieht sich selbst als Opfer: „Durch die Verzögerungen entgeht mir viel Geld, allein durch das leerstehende Café sind es Tausende Euro.“
Neubau: EXPRESS hakt bei Stadt Köln nach
Auf EXPRESS-Nachfrage teilt ein Sprecher der Stadt Köln mit, dass es vor ein paar Jahren erste Erkundigungen seitens des Investors gegeben habe. Aber: Es liege bis heute kein konkreter Bauantrag vor. Offenbar besteht hier dringender Gesprächsbedarf...
Der Schandfleck von Weidenpesch – er soll weg. Nur der Zeitpunkt steht noch nicht fest.