Einem ehemaligen Schwimmtrainer wird vorgeworfen, Kinder sexuell misshandelt zu haben. Vor Gericht zeigt sich der angeklagte Kölner erstaunlich kühl.
Schwimmtrainer angeklagtSieben Übergriffe an Kindern: So bizarr rechtfertigt sich der Kölner
Gleich siebenmal soll ein ehemaliger Schwimmtrainer sexuell übergriffig gegenüber Kindern geworden sein. Der Kölner habe zwei Brüder stark geschädigt, lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Der Angeklagte reagiert gelassen und beantwortet alle Fragen ausführlich.
Im Zeitraum zwischen 2011 und 2014 habe der Mann insgesamt siebenmal sexuelle Handlungen an den beiden Brüdern ausgeübt, wirft die Staatsanwaltschaft vor. Die Geschädigten waren damals unter 14 Jahre alt, sind 1998 und 1999 geboren. Nun hat sich der mittlerweile 38-Jährige vor dem Kölner Landgericht zu verantworten, die erste von vier geplanten Verhandlungen fand am Mittwoch (20. April 2022) statt.
Nach sexuellen Vergehen an Kindern: Kölner gesteht und bereut seine Taten
Nachdem die Anklage verlesen wurde, meldet sich das erste und einzige Mal der Anwalt des Beschuldigten zu Wort. Er wirkt selbst ein wenig schockiert angesichts der geschilderten Ereignisse und trifft dann eine überraschende Aussage: „Das ist alles definitiv passiert.“
Tatsächlich gesteht der Angeklagte Martin H. sofort und versichert, seine Taten zu bereuen. Dennoch bestreitet der ehemalige Schwimmlehrer einige Details: So seien die benannten Zeitpunkte der Ereignisse nicht richtig und alle Taten geschahen nicht gegen den Willen der Kinder. Außerdem beteuert Martin, dass er sicher war, die Brüder seien über 14 Jahre alt.
Die Anklage widerspricht dieser Schilderung. Martin soll versucht haben, die beiden Brüder zu überreden, sich einfach zu entspannen. Dann wurde er gegen deren Willen sexuell übergriffig. Es kam zu sieben Vorfällen dieser Art. Die Tatorte waren Martins Wohnung und Wohnwagen sowie ein Abstellraum auf einem Campingplatz bei einer Veranstaltung des Schwimmvereins, dem alle Beteiligten angehörten.
Der 38-Jährige bestätigt alle erwähnten Vorkommnisse. Allerdings seien die Brüder seiner Aussage nach einverstanden gewesen. „Wir haben dann einen einvernehmlichen Handel geschlossen“, erklärt Martin und betont: „Es war alles druck- und zwanglos.“
Angeklagter rechtfertigt sich: „Hatten das Alter nicht auf der Stirn tätowiert“
Beim Schwimmverein war der Angeklagte von 1986 bis 2020 Mitglied, trainierte dort alle möglichen Altersgruppen. „Dann wurde es mir zu heikel“, sagt der gelernte IT-Techniker, aus „offensichtlichen Gründen“. Die beiden Brüder habe er laut eigener Aussage aber nie trainiert. Kennengelernt hat er sie in einem Zeltlager des Vereins und sich anschließend mit beiden angefreundet. Der körperliche Kontakt kam durch Unterhaltungen über sexuelle Themen zustande.
Vor den sexuellen Handlungen habe Martin bereits mit beiden Brüdern Filme und auch Pornos in seiner Wohnung angesehen. „Die hatten leider das Alter nicht auf der Stirn tätowiert“, rechtfertigt sich der Beschuldigte und fügt an, sich da keine Gedanken drüber gemacht zu haben. Wieso ihn das als damals 30-Jähriger nicht interessiert hat, wusste er auf Nachfrage allerdings nicht: „Das frage ich mich im Nachhinein auch.“
Nach den Vorfällen verließen die beiden Geschädigten den Schwimmverein (2014 und 2017). Den letzten Kontakt zu ihnen hatte Martin 2017/2018. Zu den Eltern hatte der Kölner wohl nie wirklich Kontakt.
Am Freitag (22. April 2022) sagen die beiden mittlerweile 22 und 24 Jahre alten Brüder unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. Das wollte der Angeklagte eigentlich verhindern. Ein Urteil soll Anfang Mai gefällt werden. (gr)