Vielen Kölner Shisha-Bars droht das Aus. Ein Besitzer packt jetzt im EXPRESS.de-Gespräch aus. Der Betrug mit dem „Schwarz-Tabak“.
Betrug in Kölner Shisha-BarsEin Besitzer packt aus: „Was soll ich denn machen?“
Shisha-Bars sind weiter im Trend, aber der Szene droht eine riesige Pleitewelle. Auch Köln wird es treffen.
Was ist genau das Problem? EXPRESS.de versuchte mit rund 20 Bar-Betreibenden in Köln Kontakt aufzunehmen. Doch in der Szene wird geschwiegen. Nur einer wollte sich zu dem Thema äußern. Seinen Namen möchte er nicht nennen, auch der Name des Kölner Lokals soll anonym bleiben. Zu groß sei die Gefahr, sagt er.
Shisha-Bar-Besitzer aus Köln: Was er macht, ist illegal
Denn das, was er macht, ist illegal. Und das gibt er auch offen im Gespräch zu.
Der Geschäftsführer des Bundesverbandes Wasserpfeifentabak, Folke Rega, hat bereits vor zahlreichen Insolvenzen gewarnt: „Wenn der Bund nicht umsteuert und eine unsinnige Verpackungsvorschrift kippt, wird vermutlich jede dritte oder jede vierte Shisha-Bar Ende 2024 geschlossen sein.“
Immer mehr Bar-Betreibende würden illegalen Tabak kaufen. Hintergrund ist die Mitte 2022 eingeführte Vorschrift, die besagt, dass Shisha-Tabak nur noch in Einzeldosen-Verpackungen und nicht mehr in großen Gebinden verkauft werden dürfen.
Dadurch hat sich der Preis nach Einschätzung des Verbandes etwa verdoppelt. Um Geld zu sparen, besorgten sich viele Konsumenten illegale Produkte. Sie inhalierten daheim und nicht mehr in einer Shisha-Bar. „Schwarzmarkt-Produkte sind gefährlich, sie unterliegen keiner staatlichen Lebensmittelkontrolle und enthalten verunreinigten Tabak und verbotene Stoffe“, warnte Rega.
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Doch nicht nur zu Hause wird der illegale Tabak konsumiert. Der Kölner Barbesitzer weiß, dass in Köln in so ziemlich jeder Shisha-Bar illegaler Tabak geraucht wird. Auch in seiner Bar!
„Was soll ich denn machen?“, beklagt er und ergänzt: „In Köln gibt es insgesamt ca. 100 bis 150 Bars, damit wir überleben können, müssen wir den ‚Schwarz-Tabak‘ anbieten.“ Andere Bars würden zudem versuchen, mit anderen Bar-Konzepten irgendwie über die Runden zu kommen. „Sie bieten zum Beispiel Essen an. Aber Restaurant und Shisha-Bar, das passt nicht zusammen.“
Zoll-Razzia zeigt: „Schwarz-Tabak“-Markt in Köln ist groß
Wie groß der „Schwarz-Tabak“-Markt in Köln ist, zeigt eine Razzia-Bilanz des Zolls von April 2023. An einem Abend wurden 20 Shisha-Bars in Köln kontrolliert. „Es gab keine Shisha-Bar, in der wir nicht fündig wurden“, erklärte Jens Ahland, Pressesprecher des Hauptzollamts Köln, damals.
Man habe vor Ort insgesamt mehr als 400 Tabakbehältnisse sichergestellt. Darunter auch zahlreiche Beutel und Plastikdosen mit kiloweise Wasserpfeifentabak.
Ahland: „Es besteht der Verdacht, dass es sich dabei um illegal hergestellten Tabak handelt, bei welchem die Gewinnspanne häufig höher ist als beim Drogenhandel.“
Während die Steuereinnahmen beim Wasserpfeifentabak stark gesunken sind, ist der Konsum nach Schätzung des Branchenverbandes stabil geblieben. Dies schlussfolgert Verbandsgeschäftsführer Rega aus Rückmeldungen von Importeuren, die spezielle Shisha-Kohle verkaufen und weiterhin gute Geschäfte vermelden. „Ein Großteil der Shisha-Kohle wird dafür genutzt, um den Schwarzmarkt-Tabak anzuzünden.“ (mit dpa)