Die Simple Minds spielen ein gefeiertes Konzert im Palladium in Köln. Bei ihrer Tour „40 Years of Hits“ zeigen die Schotten aber auch, dass sie nicht nur in der Vergangenheit leben.
Gefeierter Auftritt in KölnBei den Simple Minds geben jetzt die Frauen den Ton an

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Sänger Jim Kerr von den Simple Minds (hier am 29. April 2022 in Erfurt) ist stimmlich weiterhin gut in Form.
Mit Musikbands, die in die Jahre gekommen sind, ist das so eine Sache. Einige verpassen den Absprung, tingeln weiter durch die Lande, obwohl längst nicht mehr alle in der Form sind, um die alten Fans glücklich zu machen. Andere versuchen sich krampfhaft an neuen Songs, obwohl die Besucherinnen und Besucher der Konzerte vor allem die alten Hits hören wollen.
Die Simple Minds finden noch einen anderen Weg. „40 Years of Hits“ nennen die Schotten ihre Tour. Das stimmt aus zwei Gründen nicht ganz. Zum einen gibt es die Band inzwischen schon seit 44 Jahren, doch die Corona-Pandemie sorgte dafür, dass beispielsweise das Kölner Konzert am Sonntagabend (1. Mai 2022) erst im vierten Anlauf steigen konnte.
Außerdem waren die 23 gespielten Titel im Palladium nicht ausschließlich Hits. Doch der Mix stimmte. Natürlich waren die ganz großen Kracher wie „Don’t you (forget about me)“, „Alive and kicking“ sowie „Belfast child“ im Programm. Aber was noch wichtiger ist: Frontmann Jim Kerr (62), der stimmlich weiter in Bestform ist, gibt vor allem den vielen Frauen in seiner Band ausreichend Raum, ihr Können zu zeigen.

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Die New Wave- und Rock-Legenden Simple Minds (hier am 1. März 2020 in Oslo) bestehen inzwischen fast zur Hälfte aus Frauen.
Sängerin Sarah Brown, Schlagzeugerin Cherisse Osei und Keyboarderin Berenice Scott haben der New Wave-Truppe eine perfekte Frischzellenkur verpasst. So kann Kerr auch immer mal wieder ein kurzes Päuschen einlegen. „Ja, wir sind alt geworden“, sagt dieser, als er nach 55 Minuten Konzert schon eine 20-minütige Unterbrechung ankündigt. „Wir brauchen eine Tasse Kamillentee“.
Simple Minds: 4000 Fans beim Konzert im Palladium Köln
Dabei grinst er schelmisch, wie auch bei seinem Dank ans treue Publikum. „Ihr habt so lange auf diesen Abend gewartet. Wir konnten in der Zwischenzeit gut von den Ticketeinnahmen leben, mit Champagner, Austern und Botox“. Wer von der Band Letzteres benötige, wollte Kerr nicht verraten. Vielleicht Gitarrist Charlie Burchill (62), der neben dem Sänger das einzige verbliebene Gründungsmitglied ist.
Dass Kerr sich auf der Bühne oft in Zeitlupe bewegt und sein Mikro mit viel Pathos wie ein Lasso schwingt, hat aber nichts mit dem Alter zu tun. Der Frontmann bleibt seinem Stil treu, ebenso seinem Humor, als er die 4000 Fans auffordert, den langen „La-La-La-La“-Chor bei „Don`t you“ auch mal auf Französisch oder Italienisch zu singen.
Mit vielen, vielen weiteren Konzerten wollen die Simple Minds ihre Fans nun glücklich machen. Am 5. August schauen die Musiklegenden beim Kunstrasen in Bonn vorbei.