„Ritterschlag“ für KölnerinAnne Brorhilker deckt Milliardenskandal auf und landet auf Top-Liste

Bonn: Oberstaatsanwältin Anne Brorhilker sitzt zu Beginn des Prozesstages des Cum-Ex-Prozesses im Landgericht. Den beiden angeklagten Ex-Aktienhändlern wird besonders schwere Steuerhinterziehung vorgeworfen. 

Die Kölner Oberstaatsanwältin Anne Brorhilker im Januar 2020 im Bonner Landgericht zu Beginn des Cum-Ex-Prozesses. Die Juristin gehört laut Bloomberg zu den Top-50-Personen weltweit.

Die Kölner Oberstaatsanwältin Anne Brorhilker steht als einzige Deutsche auf der „Bloomberg 50“-Liste der einflussreichsten Personen und Institutionen weltweit.

von Madeline Jäger  (mj)

Klingt nach einer ziemlich großen Ehre für Anne Brorhilker, sie ist Oberstaatsanwältin in Köln und führende „Cum-Ex-Jägerin“ in Deutschland: Als einzige Deutsche steht sie nun auf der Liste „Bloomberg 50“ und gehört somit zu den weltweit einflussreichsten Personen.

Das US-Medienhaus hat für 2021 seine jährliche „Bloomberg 50“-Liste veröffentlicht und Personen gewürdigt, deren Leistungen nach Ansicht der Redaktion für die Weltwirtschaft von herausragender Bedeutung waren. 2021 befinden sich wieder viele prominente Namen (etwa Pop-Sängerin Britney Spears oder der Hollywood-Schauspieler Jason Sudeikis) auf der Liste, doch nur eine einzige Person aus Deutschland ist dabei. Die Kölner Oberstaatsanwältin Anne Brorhilker.

Kölnerin Anne Brorhilker: Gehört laut Bloomberg zu Top-50-Personen weltweit

Die Juristin deckte einen Milliardenskandal auf und war maßgeblich an der Aufklärung des Cum-Ex-Steuerskandals beteiligt.

Für Anne Brorhilker sei 2021 das Jahr des Durchbruchs im riesigen Steuer-Skandal gewesen, schreibt Bloomberg in der Begründung. Bereits im Sommer hatte der Bundesgerichtshof entschieden, dass die fragwürdigen Aktientauschgeschäfte kriminell waren. Insgesamt habe es beinahe zehn Jahre gedauert, die komplizierten Zusammenhänge fragwürdiger Finanzgeschäfte zu durchschauen, so „Bloomberg“ anerkennend.

Seit 2013 arbeitet Brorhilker an der Aufklärung des Skandals. Inzwischen ermittelt sie gegen mehr als 1000 Personen, die in den Skandal verwickelt sein sollen, schreibt das „Manager Magazin.“

Beim „Cum-Ex“-Skandal verschoben mehrere Finanzakteure große Aktienpakete ohne Dividendenanspruch – also den Teil des Gewinns, den eine Aktiengesellschaft an ihre Aktionäre ausschüttet – in einem komplizierten System und ließen sich Steuern dann mehrfach erstatten.

Kölner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen SPD-Politiker und Finanzbeamtin

Schätzungen zufolge verlor der Staat dadurch einen zweistelligen Milliarden-Euro-Betrag. Die Hamburger Warburg Bank musste inzwischen 176 Millionen Euro an den Fiskus zurückzahlen, geht dagegen aber weiterhin juristisch vor. Erst am Freitag (3. Dezember 2021) hat Oberstaatsanwältin Anne Brorhilker aus Köln vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Hamburg dazu ausgesagt.

Der Ausschuss soll klären, ob führende SPD-Politiker wie der damalige Bürgermeister Olaf Scholz Einfluss auf die steuerliche Behandlung der Warburg-Bank durch das Finanzamt nahmen. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt aktuell wegen des Anfangsverdachts auf Begünstigung etwa gegen den früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs und den früheren SPD-Innensenator Alfons Pawelczyk sowie gegen die für die Bank zuständig gewesene Finanzbeamtin.