Gesellschaft fassungslosStadt Köln verbietet Traditions-Fest im Veedel – seit 36 Jahren illegal?

Menschen stehen vor einer Bühne, unterhalten sich.

Jedes Jahr ein Erfolg: Schnappschuss vom Wiesenfest 2023 der KG Löstige Langeler auf dem Spielplatz in Porz-Langel.

Das Langeler Wiesenfest hat seit Jahrzehnten Tradition. Jetzt hat die Stadt zukünftigen Festen eine Absage erteilt. Wie geht es weiter?

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Wenn das Wiesenfest der Karnevalsgesellschaft Rut-Wiess Löstige Langeler angesagt ist, trifft sich nicht nur der halbe Ort am Langeler Lido. Drei Tage wird gemeinsam gefeiert, getanzt, gibt es einen Festumzug, eine Messe mit Taufen unter freiem Himmel und einen Spielenachmittag für die Pänz.

Das Fest hat in Porz-Langel Tradition. Es findet bereits seit 1956 statt, davon fast vier Jahrzehnte auf einem Spielplatz. Doch jetzt ist Schluss. Die Stadt Köln hat es ab sofort verboten. Die Langelerinnen und Langeler wollen das aber nicht kampflos hinnehmen.

Aus für Wiesenfest in Porz-Langel: Karnevalsverein startet Petition

Die KG Löstige Langeler hat eine Petition gestartet. Listen liegen bei Björns Büdchen und in der Gaststätte „Zur Alten Schmiede“ aus. „Wir haben bereits rund 900 Unterschriften gesammelt“, erzählt Marion Neumann, 1. Vorsitzende, am Montag (17. Juli 2023) gegenüber EXPRESS.de. „Beim Rheinpromenadenfest in Porz am letzten Wochenende hatten wir unsere Listen auch mit.“ Es sei auch geplant, von Haus zu Haus zu gehen.

Den Löstigen Langelern ist das Lachen vergangen, nachdem kurz vor Beginn des diesjährigen Wiesenfestes die Hiobsbotschaft von der Stadt kam. Die genehmigte das Fest auf dem Spielplatz zwar – aber zum letzten Mal. „Die Stadt teilte uns mit, dass man festgestellt hätte, dass der Platz aufgrund des Spielplatzes vollkommen ungeeignet sei“, so KG-Geschäftsführer Georg Melchers (55).

Er hatte wie die Jahre zuvor auch ganz normal den Antrag für das Fest bei der Stadt gestellt. Diesmal ploppte dort aber ein Problem auf. Auf Spielplätzen dürfen eigentlich keine Feste mit Alkoholausschank gefeiert werden. Die letzten vier Jahrzehnte war das beim Wiesenfest allerdings kein Thema gewesen ...

Stadt Köln: Darum kein Langeler Wiesenfest mehr auf Spielplatz

Warum ist es jetzt ein Problem? EXPRESS.de hakte bei der Stadt nach. „Die Stadt Köln genehmigt auf Spielplätzen keine Veranstaltungen, bei denen Alkohol ausgeschenkt und konsumiert wird. Dass dies in Langel nicht berücksichtigt worden war, fiel erst durch einen personellen Wechsel auf“, erklärt Simone Winkelhog, stellvertretende Pressesprecherin.

Da die Planung der Veranstaltung bereits so weit fortgeschritten war, dass eine Umplanung nicht mehr möglich war, habe die Stadt Köln in diesem Jahr letztmalig die Inanspruchnahme des Spielplatzes für die Aufstellung von Ausschankständen toleriert und dem Veranstalter aufgegeben, den Ausschank zum Spielplatz hin abzugrenzen und darauf hinzuweisen, dass dort kein Konsum stattfinden darf, so Winkelhog weiter.

KG Löstige Langeler kämpft für ihr Wiesenfest auf dem Spielplatz

Der Spielplatz wurde in den 70er Jahren von Langeler Geschäftsleuten und Mitgliedern der KG Löstige Langeler privat errichtet, seit 1987 ist er städtisch. „Seitdem feiern wir da wohl illegal“, so KG-Geschäftsführer Melchers kopfschüttelnd.

Georg Melchers bekräftigt: „Wir möchten es nicht hinnehmen, dass dieses Fest, das über viele Generationen ein fester Bestandteil des Langeler Dorflebens und ein Teil unserer Identität ist, von heute auf morgen ausstirbt!“ Daher wurde nicht nur eine Unterschriftenaktion gestartet, sondern auch die Politik, unter anderem die Bezirksvertretung Porz, um Unterstützung gebeten.

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Auch Marion Neumann (55), 1. Vorsitzende der KG Löstige Langeler, ist fassungslos über die Entscheidung der Stadt. Laut ihr kam es in all den Jahren nie zu einem Vorfall. „Im Gegenteil, nach dem Fest ist der Platz sauberer als vorher. Wir reinigen ihn akribisch, sammeln unter anderem immer die Zigarettenkippen auf“, schildert sie.

Die von der Stadt angebotene Alternative, das Wiesenfest auf dem Kirmesplatz in Langel zu veranstalten, findet überhaupt keinen Gefallen. Er sei eine Betonplatte ohne Schatten spendende Bäume, beschreibt Marion Neumann: „Der Kirmesplatz ist einfach nicht dasselbe.“

Am späten Montagnachmittag erhielt EXPRESS.de von der Stadt dann eine weitere Stellungnahme, die allen in Langel Hoffnung machen kann. Vize-Pressesprecherin Simone Winkelhog: „Zurzeit wird geprüft, ob beziehungsweise unter welchen Rahmenbedingungen das Fest auch künftig am bisherigen Standort genehmigt werden könnte.“