Radelnde Engel in KölnAnimals' Angel gehen an die Grenzen des Erträglichen

von Susanne Scholz  (susa)

Köln – Die Fotos von Tieren, die stunden-, oftmals sogar tagelang in Transportern unter menschenunwürdigen Bedingungen eingepfercht sind – wir kennen sie alle. Und die meisten von uns schauen weg. Die Animals' Angels schauen hin und handeln!

Die weltweit agierende Tierschutzorganisation mit Sitz in Frankfurt am Main kümmert sich seit zwei Jahrzehnten um das Tierwohl. Oftmals bis an die Grenze des Erträglichen. Doch aufgeben oder wegsehen ist für die Menschen hinter den Angels keine Option.

Animals' Angels machen Station in Köln-Weidenpesch

Jetzt machte eine Gruppe Station in Köln. „Erstmal an die Tränke“, sagt Michael Blanke (67), Mitbegründer der Animals' Angels, als er mit seinen drei Mitstreitern in Weidenpesch nach einer Tagesetappe vom Rad steigt.

Bulle_Juan

Bulle Juan liegt am Boden und kommt nicht mehr hoch. Andere Tiere treten auf ihn. In dieser unwürdigen Lage war Juan über Stunden im Transporter eingepfercht. Die Animals' Angel geben allen Tieren Namen. Diese sind zwar gechipt, doch auf die Daten dürfen nur Veterinäre zurückgreifen.

Seit nunmehr 17 Jahren strampelt Blanke jedes Jahr gemeinsam mit Gleichgesinnten für eine Woche durch Deutschland, um Freunde und Förderer zu treffen, auf die Arbeit der Organisation aufmerksam zu machen und vor allem: „Um Solidarität mit den Tieren zu zeigen“.

Animals' Angels: Tierschützer auf Radtouren quer durch Deutschland

Diese Radtouren quer durch Deutschland sind alles andere als Spazierfahrten. „Es wird jeden Tag mühsamer, aber es zahlt sich aus.“ In alle Himmelsrichtungen ist Blanke, von Beruf Pfarrer, bereits von Frankfurt aus gestartet. In den ersten Jahren waren sogar Alpenüberquerungen dabei.

In diesem Jahr war die „Rhein-Tour“ angesagt. Von Frankfurt aus ging es über Köln und Düsseldorf nach Kempen an der holländischen Grenze. Das Ziel: 100.000 Euro sammeln.

Animals_Angels_Weidenpesch

Auf ihrer Rhein-Tour machten die Animals' Angel Station in Köln-Weidenpesch. Das Foto zeigt (v.l.) Jürgen Dargel, Alexej Bilan, Karl Dieter Schöne, Michael Blanke, Lars Christian und Ina Wüsthoff.

Begleitet wurde er von seinen langjährigen Mitstreitern Karl Dieter Schöne (67), Alexej Bilan (59) und Neuling Lars Christian (24). Und schon beim Zwischenstopp in Köln stand fest, die magische 100.000-Euro-Grenze wird geknackt.

Das hat es bislang noch nie gegeben. „Die Strecke war kürzer, das Spendenziel höher“, lacht Michael Blanke. „Wir sind den Spendern und unseren Unterstützern total dankbar“, weiß Blanke, dass es ohne entsprechenden Rückhalt nicht funktionieren würde.

Tierschützer Animals' Angels: Rückhalt von Unterstützern

Diesen Rückhalt und die Unterstützung finden die Animals' Angels bei Tierfreunden wie den Kölnern Ina Wüsthoff und Jürgen Dargel. Das Paar aus Weidenpesch empfing das radelnde Quartett in der heimischen Wohnung zu Käsekuchen – natürlich vegan – und Getränken.

Animals_Angels_Altenberger_Hof

Im Bürgerzentrum Nippes trafen sich die Tierschützer mit ihren Unterstützern zu einem gemeinsamen Abend im „Potpourri“ im Altenberger Hof. Coronabedingt konnten diesmal nur wenige Tierfreunde teilnehmen.

Eigentlich sollten die Vier auch bei ihnen übernachten, doch Corona sorgt dafür, dass in diesem Jahr vieles anders laufen muss. „Wir werden sonst bei unseren Gastgebern untergebracht, wegen Corona mussten wir diesmal ins Hotel ausweichen“, sagt Karl Dieter Schön. Der Kfz-Meister ist neben Blanke am längsten dabei. Beide lernten sich zufällig auf einer gemeinsamen Bus-Tour kennen. „Ich helfe gern. Diese Tier-Transporte sind einfach schrecklich“, sagt Schön.

Horror-Bilder von Tier-Transporten

Rund 3,8 Millionen Tiere werden täglich allein in der EU transportiert. Das sind 1,4 Milliarden Tiere pro Jahr. Und bei diesen Transporten stehen kurze Wege und Tierwohl nicht im Vordergrund. Es geht um Geld: Wo die höchsten Gewinne sind, dahin gehen die Transporte.

Bilder wie in einem kürzlich erschienen Horror-Video aus einem Schweine-Betrieb sind leider Alltag für die Mitarbeiter. Da wollen die Animals' Angels ansetzen und für den besseren Schutz von Tieren und deren Rechte sorgen.

So leiden Tiere unter langen Transporten

  1. Verletzungen:
  2. Dehydrierung:
  3. Stress:
  4. Platzmangel:
  5. Erschöpfung:

Alexej Bilan, der aus Berlin zur Gruppe gestoßen ist, kennt Michael Blanke schon aus Pfadfinderzeiten. Bei einem Ehemaligentreffen erfuhr er von der Tierschutzarbeit seines einstigen Pfarrers und war sofort mit dabei. Er ist vor allem angetan vom Zuspruch der Unterstützer.

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Ein Ferkel versucht vergeblich, etwas aus der Tränke zu bekommen. Besonders die jungen Tierkinder sind oft nicht an daran gewöhnt und können die Tränken im Laster nicht bedienen. Das ist besonders heftig bei Temperaturen jenseits der erlaubten 30 Grad.

Um ihnen für das Engagement zu danken, schicken die Vier von ihren Radtouren Postkarten an jeden Einzelnen. „558 sind das. Rund 200 sind schon unterwegs“, sagt Bilan, ehe das Quartett zu einem gemeinsamen Abend ins „Potpourri“ im Altenberger Hof (Bürgerzentrum Nippes) aufbricht.

Denn zu allen regelmäßigen Spendern gibt es eine persönliche Bindung. Darauf legen die Mitglieder der Animals' Angels großen Wert und treffen sich bei ihren Touren mit den stillen Helfern.

Animals_Angel_Doku

Es sind  überwiegend Frauen, die die Tiertransporter checken, mit den Fahrern reden und  jeden Einsatz in Bild und Video dokumentieren.

Dieser Zusammenhalt ist es auch, der den 24-jährigen Lars Christian so fasziniert hat. Er ist seit 2018 dabei und kümmert sich um das Fundraising. „Ich hatte schon immer ein Faible für Tierschutz“, erzählt er und streckt nach der anstrengenden Etappe erst einmal die Beine aus. Nach dem Studium der Humangeografie habe er dann nach einer sinnvollen und erfüllenden Aufgabe geschaut. Bei den Animals' Angels wurde er fündig.

Animals' Angels sind weltweit im Tierschutz aktiv

Keine Frage, die Arbeit ist alles andere als ein netter Beitrag zur guten Tat. Um die Organisation und ihre weltweite Arbeit aufrechterhalten zu können, müssen jährlich rund 1,5 Millionen Euro aufgebracht werden – ausschließlich aus Spenden. „Es ist ein mühsames Bohren mit dünnen Bohrern in dicken Brettern“, sagt Michael Blanke.

Tiere_im_Dreck

Die Tiere stehen nicht selten atgelang in ihrem eigenen Kot und Urin, der in den Transportern nicht richtig absorbiert wird. Die Folge: Es sammeln sich Ammoniakgase im Lkw, die die Atemweg der Tiere reizen.

„Wir machen Polizeiarbeit, liegen auf der Lauer und bekommen Tipps von Insidern“, beschreibt er die Arbeit der Animals' Angels, deren vorrangiges Ziel die Abschaffung von Langstrecken-Tiertransporten ist.

Es sind übrigens überwiegend Frauen, die an der Front kämpfen. Sie checken Tiertransporter, reden mit den Fahrern und dokumentieren jeden Einsatz in Bild und Video. „Wenn der Eindruck entstanden ist, dass mit dem Transport etwas nicht stimmt, rufen wir die Polizei“, sagt Blanke und betont: „Wir arbeiten ausschließlich mit legalen Methoden.“ Das ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Arbeit. „So können wir auf Augenhöhe mit allen verhandeln, egal ob Firmen oder Ministerien.“

Denn viele Erfolge wurden und werden im direkten Gespräch erzielt. Spektakuläre Aktionen würden den Tieren nicht helfen – und nur darum geht es den Mitgliedern. Die genaue Dokumentation ihrer Arbeit ist wichtig für Politik, Behörden und die Öffentlichkeit.

Das sind die Animals' Angels

  1. Animals’ Angels ist eine Tierschutzorganisation mit Sitz in Frankfurt am Main.
  2. Das Engagement des Vereins gilt den sogenannten Nutztieren.
  3. Schwerpunkt ist der Schutz der Tiere während des Transports.
  4. Animals' Angels sind in Europa und weltweit unterwegs.
  5. Die Mitglieder dokumentieren Missstände. Wenn notwendig, legen sie Beschwerden ein und erstatten Anzeigen.
  6. Animals' Angels arbeiten mit den Behörden zusammen.
  7. Die Tierschützer fordern  die Einhaltung bestehender Tierschutzvorschriften und setzt sich für die Ausweitung von Tierschutzstandards ein.
  8. Ziel ist die Abschaffung von Langstrecken-Tiertransporten.
  9. Animals‘ Angels erhält