Am Wiener Platz war er als „Bomber“ bekannt und beliebt. Jetzt ist er im Alter von 59 Jahren gestorben.
Trauer um kölsches Original„Bomber“ (†59) lag tot in Wohnung – „herzensguter und sehr sozialer Mensch“
Trauer in Köln-Mülheim: Dieter Hering (59), den alle am Wiener Platz nur als „Bomber“ kannten, ist tot. Streetworker Franco Clemens hat die traurige Nachricht auf Facebook bekannt gegeben.
„Er war ein kölsches Original und ein herzensguter, sehr sozialer Mensch, dem das Leben so manchen Schicksalsschlag verpasst hat“, schreibt Clemens.
Am Wiener Platz bekannt: „Bomber“ tot in Wohnung gefunden
„Bomber“ war jahrelang obdachlos, hat dann eine Wohnung bekommen. Dort soll er zwei Wochen tot gelegen haben, bis man ihn jetzt fand. Wie der 59-Jährige starb, ist bislang unbekannt.
Das Team des Vereins „Heimatlos in Köln“ (HiK) mache sich jetzt Gedanken über „Bombers“ Beerdigung, erzählt Franco Clemens am Donnerstag (17. Oktober 2024) gegenüber EXPRESS.de. Auf Facebook bekunden bereits zahlreiche Menschen ihre Trauer.
Streetworker Franco erinnert sich an so manch tollen Moment mit „Bomber“. Denn der sei auch ein politisch denkender Mensch gewesen, habe sich aktiv mit eingesetzt und sich auch immer mal wieder mutig öffentlich geäußert, erzählt er.
„Unvergessen ist die kleine Rede, die er vor der Arche gehalten hat – vor Dezernent und Bezirksbürgermeister. Da hat er der versammelten kölschen Stadtgesellschaft im Namen der Obdachlosen mal richtig die Leviten gelesen, unter anderem in Bezug auf die Toilettensituation am Wiener Platz“, so der bekannte Streetworker.
Kölner Streetworker: Unvergessene Momente mit „Bomber“
„Bomber“ habe das charmant, aber doch deutlich gemacht. Franco: „Ich habe ihn in dem Moment geliebt. Das sind unvergessene Momente. Auch, wo er da auf dem Klo saß und gelacht hat.“
Der Klo-Sitzstreik, den Franco Clemens Anfang 2022 initiiert hatte, war viral gegangen. Es ging darum, der Verwaltung Druck zu machen, dass auf den Wiener Platz eine öffentliche Toilette errichtet wird. Dass es die (bis heute) nicht gibt, darunter leiden besonders Obdachlose.
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Franco hatte den Verstorbenen kurz vor seinem Urlaub Anfang September das letzte Mal gesehen. „Da war er depressiv“, erzählt er. Der Tod seines besten Freundes vor einigen Jahren habe „Bomber“ ziemlich aus der Bahn geworfen. Franco: „Wir haben ihn mit dem Verein ‚Heimatlos in Köln‘ phasenweise mental betreut.“
Der Streetworker fügt traurig hinzu: „Ich habe mich in den letzten anderthalb Jahren von sehr vielen Leuten aus der Obdach- und Wohnungslosenszene verabschieden müssen.“ Zudem beobachte er eine sichtbare Zunahme von obdachlosen und wohnungslosen Frauen in Köln.
Seinen Facebookeintrag anlässlich von „Bombers“ Tod schließt Franco mit den Worten: „Mach et jot Bomber, mer wede Dich in Kölle schwer vermesse.“
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