Fordert weltweit die meisten TodesopferKölner Forschungsteam gelingt Durchbruch

Ein Arzt zeigt auf das Röntgenbild einer Lunge.

Ein Arzt zeigt am 2. März 2017 auf das Röntgenbild einer Lunge. Das Foto wurde in einer Berliner Klinik aufgenommen.

Im Kampf gegen Tuberkulose, wenn Antibiotika nicht mehr helfen, ist einem Forschungsteam ein wichtiger Durchbruch gelungen. Mit dabei: Der Infektiologe PD Dr. Jan Rybniker von der Kölner Universitätsmedizin.

Es klingt nach einem kleinen Wunder – vielmehr nach einem Durchbruch in der Medizin.

Ein Forschungsteam um den Infektiologen PD Dr. Jan Rybniker der Kölner Universitätsmedizin hat mit Partnern aus Frankreich und Deutschland neuartige, antibiotisch aktive Moleküle identifiziert, die den Tuberkuloseerreger Mycobacterium tuberculosis angreifen und für den Menschen weniger gefährlich machen.

Tuberkulose befällt hauptsächlich die Lunge

Darüber hinaus ermöglichen einige der Substanzen eine erneute Behandlung mit Antibiotika – auch bei Stämmen des Erregers, die bereits Resistenzen entwickelt haben.

Die Ergebnisse wurden unter dem Titel „Discovery of dual-active ethionamide boosters inhibiting the Mycobacterium tuberculosis ESX-1 secretion system“ in der Fachzeitschrift „Cell Chemical Biology“ veröffentlicht.

Die Tuberkulose (TB) – oder „Schwindsucht“, wie sie früher genannt wurde – befällt hauptsächlich die Lunge, kann aber auch andere Organe schädigen. Bei rechtzeitiger Diagnose und Antibiotikagabe ist sie gut behandelbar.

Obwohl die Infektionskrankheit in den meisten Ländern Westeuropas relativ selten vorkommt, gehört sie bis heute zu den Infektionskrankheiten, die weltweit die meisten Todesopfer fordern.

„Forschende der Kölner Universitätsmedizin und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) in Braunschweig haben nun gemeinsam mit Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen des Instituts Pasteur de Lille in Frankreich eine mögliche alternative Behandlungsstrategie entwickelt, um die Tuberkuloseerreger zu bekämpfen“, heißt es in einer Mitteilung der Uni Köln.

Bis zur Anwendung im Menschen ist es jedoch noch ein langer Weg

Das Team wendete das sogenannte wirtszellbasierte Hochdurchsatzverfahren an, um Tausende von chemischen Molekülen auf ihre Fähigkeit zu testen, die Vermehrung der Bakterien in menschlichen Abwehrzellen zu hemmen: Aus insgesamt 10.000 Molekülen entdeckten die Forschenden mit diesem Verfahren einige wenige, deren Eigenschaften sie im weiteren Verlauf der Studie genauer untersuchten.

Die Entdeckung bietet mehrere Ansatzpunkte für die Entwicklung neuartiger, dringend benötigter Wirkstoffe gegen den Erreger der Tuberkulose. „Außerdem ist unsere Arbeit ein Beispiel für die Vielfältigkeit pharmakologisch aktiver Substanzen, deren Wirkspektrum durch kleinste chemische Modifikationen der Moleküle verändert werden kann“, so Rybniker. Bis zur Anwendung im Menschen ist es jedoch noch ein langer Weg. (mt/red)