Nach der Flucht aus der Ukraine stehen viele Menschen in Deutschland vor einer weiteren Herausforderung: der deutschen Bürokratie.
Verzweiflung wächstWochenlanges Warten für Geflüchtete in Köln – Stadt reagiert
Der Krieg in der Ukraine zwingt unzählige Menschen zur Flucht. Tausende sind bereits aus dem Land geflohen – auch nach Köln. Außerhalb ihres Landes geht die Odyssee für die Geflüchteten allerdings weiter. Alleine auf einen Termin beim Sozialamt müssen sie in Köln wochenlang warten.
Eine E-Mail erreichte EXPRESS.de, in der ein Helfer auf die belastenden Zustände für die Geflüchteten aufmerksam machte, besonders in Köln. Wochenlang müssen die Geflüchteten auf einen Termin beim Sozialamt warten. In der Zwischenzeit wären sie auf die Hilfe fremder Menschen angewiesen.
Geflüchtete müssen Helfer und Helferinnen um Geld bitten
„Für alles, was sie benötigen, für jeden Hygiene-Artikel müssen sie mich oder andere Helfer und Helferinnen um Geld bitten. Diese Menschen sind zum Teil schwer traumatisiert, manche sind krank und haben hier keine Möglichkeit, einen Arzt aufzusuchen“, heißt es in der E-Mail.
Das ginge sogar so weit, dass einige Geflüchtete wieder zurück in die Ukraine wollten. Explizit nennt der Helfer eine Frau aus Mariupol. Sie möchte in ihr Heimatland zurück, „weil sie trotz der allergrößten Hilfsbereitschaft der Bürger in Deutschland mit der Bürokratie und diesem endlosen, erniedrigenden Warten nicht zurechtkommt.“
Eine weitere Helferin erzählt: „Ich finde das traurig, dass wir es nicht schaffen, es den Leuten irgendwie erträglicher zu machen.“ Einige Geflüchtete hätten Probleme, an Medikamente für ihre chronischen Krankheiten zu kommen. Und auch die Tatsache, dass viele Geflüchtete mit Haustieren vor Schwierigkeiten stünden, würde ihnen zu schaffen machen.
„Sie fühlen sich hier nicht willkommen, und das ist wirklich sehr traurig“, sagt die Helferin. Lieber würden die Menschen die gestiegenen Mieten in Lwiw in Kauf nehmen als die Bürokratie in Deutschland.
Stadt Köln: Anzahl der leistungsberechtigten Familien hat sich mehr als verdoppelt
Auf EXPRESS.de-Anfrage erklärt die Stadt Köln, dass Geflüchtete derzeit etwa zwei bis drei Wochen auf einen Termin beim Sozialamt warten müssen. Der Grund für die Wartezeiten liege in der hohen Anzahl an Anträgen in extrem kurzer Zeit.
„Seit Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 hat sich die Anzahl der nach dem Asylbewerberleistungsgesetz leistungsberechtigten Familien von etwa 3200 auf inzwischen fast 7000 erhöht“, heißt es von der Stadt.
Demnach haben bereits 3700 aus der Ukraine nach Köln geflüchtete Familien in dieser Zeit Leistungen bekommen, der Stadt Köln zufolge über 6700 Menschen.
Aber nicht nur die Vielzahl an Geflüchteten sorgt für längere Wartezeiten. Auch die Antragstellung selbst stellt viele Geflüchtete vor Herausforderungen, sodass vorgelegte Unterlagen unvollständig sind. Um dem entgegenzuwirken, hat die Stadt in der Karwoche ein neues Antragsformular online gestellt, „das die vollständige Antragstellung erleichtern und den Menschen so schneller zu ihren Leistungen verhelfen soll.“
Denn eine erste Zahlung erfolgt in der Regel erst beim ersten Termin. Bis dahin erhalten „Geflüchtete, die vom Amt für Wohnungswesen untergebracht wurden, oftmals in der Einrichtung eine Versorgung mit Essen bzw. Lebensmitteln zur Selbstversorgung.“
Die medizinische Versorgung ist in dieser Zeit ebenfalls gewährleistet. Allerdings müssen Geflüchtete hierfür erneut bei der Stadt anfragen. „Sollte eine akute Behandlungsbedürftigkeit bestehen, erhalten Antragstellende, die dies geltend machen, in der Regel noch am gleichen Tag einen Krankenbehandlungsschein, der auch die ärztliche Verordnung von Medikamenten ermöglicht.“
Die vielen Regelungen stellen Geflüchtete vor große Herausforderungen. Kein Wunder also, dass noch nicht immer alles glatt und nach Plan läuft. Umso wichtiger ist es, dass Helfer und Helferinnen ihnen zur Seite stehen und bei Antragstellung und anderen Hürden helfen können. (ls)