Die Beschäftigten der Unikliniken in Nordrhein-Westfalen sind am Mittwoch zu einem Streik in Köln zusammengekommen. Dabei machten sie erneut Druck auf Politik und Entscheidungsträger.
„Es geht nicht ums Geld“Uniklinik-Streik in Köln: Beschäftigte machen weiter Druck
Die Beschäftigten der Unikliniken in Nordrhein-Westfalen haben am Mittwoch (1. Juni 2022) mit einem gemeinsamen Streik in Köln auf sich aufmerksam gemacht. Wegen verhärteter Fronten zeichnet sich auch nach vier Wochen noch kein Ende ab. Die Gewerkschaft Verdi hatte erneut zu Demonstrationen und Kundgebungen vor dem Bettenhaus der Kölner Uniklinik und am Heumarkt in der Domstadt aufgerufen. Mehrere Hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden erwartet.
Dominik Stark ist selbst Intensivkrankenpfleger an der Uniklinik Köln und fordert eine bessere und stärkere Besetzung der Stationen. Dazu wurde ein Konzept erarbeitet, das umgesetzt werden soll. „Zusätzlich dazu gibt es bestimmte Belastungssituationen, die wir festgelegt haben, um effektiv eine Entlastung zu spüren und einen Freizeitausgleich zu bekommen“, sagte Stark gegenüber EXPRESS.de.
Uniklinik Köln streikt erneut: „Es geht uns nicht ums Geld“
Dabei ist ihm eine Sache in der öffentlichen Wahrnehmung besonders wichtig: „Es geht uns nicht ums Geld, also nicht um finanzielle Anreize“, so Stark. „Das allerwichtigste ist uns, dass wir eine Entlastung im gesamten Krankenhaus haben. Es gehe nicht nur um die Pflege, sondern auch um die Patienten-fernen Berufe.“
Egal ob Labor, Verwaltung, Patientenservice, Kita oder Küche: Alle Berufsgruppen, die in der Klinik arbeiten, sollen entlastet werden. „Meistens wird immer nur über die Pflege gesprochen, aber ein Krankenhaus ist Teamarbeit – deswegen gehören diese ganzen Berufsgruppen auch mit dazu“, stellt der 30-Jährige klar.
Intensivkrankenpfleger über Uniklinik-Streik: „Erwarten um die 2000 Leute“
„Heute erwarten wir so um die 2000 Leute bei der Demo. Alleine bei uns in Köln sind täglich 500 Leute am Streik beteiligt. Da heute sechs Unikliniken aus Nordrhein-Westfalen zusammenkommen, erwarten wir eine hohe Teilnehmerzahl“, so der Intensivkrankenpfleger.
Um 15 Uhr versammelten sich die Streikenden am Bettenhaus der Uniklinik. Danach zog der Demozug lautstark bis zum Heumarkt, wo um 17 Uhr eine Abschlusskundgebung stattfindet.
„Wir wollen jetzt nochmal lautstark betonen, dass es uns sehr wichtig ist, dass dieser Tarifvertrag schnell und gut verhandelt wird“, sagt Stark. Es sei besonders wichtig, dass die Gesellschaft und die Politik hinter den Beschäftigten stehe und damit Druck auf die Entscheidungsträger ausgeübt werde.
Dominik Stark, der sich schon länger für die Belange der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einsetzt, ist auch persönlich stark von der Situation betroffen. „Ich merke in meinem Arbeitsalltag, dass die Besetzung sehr, sehr schlecht ist. Wir merken, dass wir es nicht mehr schaffen eine professionelle Pflege anbieten zu können“, so Stark.
Uniklinik-Streik in Köln: „Wir lehnen keine Notfälle ab“
Gerade die Corona-Pandemie habe einige Lücken offengelegt. „Während Corona ist ganz oft die sogenannte ECMO-Therapie aufgekommen, die eine der intensivsten Therapien auf Intensivstationen überhaupt ist“, so Stark. Die Fachgesellschaften sagen, dass man diese Patientinnen und Patienten eins zu eins betreuen müsse, doch „das findet de facto bei uns überhaupt nicht statt“, macht Stark deutlich.
Die Patientinnen und Patienten werden aber natürlich nicht allein gelassen. Eine Notdienst-Vereinbarung stelle die Versorgung sicher. Es stimme nicht, dass der Streik zum Leid der Patientinnen und Patienten geht. „Wir lehnen keine Notfälle ab“, macht Stark deutlich.
Intensivkrankenschwester Necibe Altun: „Wir sind auch nur Menschen“
Auch Intensivkrankenschwester Necobe Altun beteiligte sich am Streik der Unikliniken in Köln. Sie macht deutlich, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege am Limit sind. „Ich habe so viele Kollegen, die gesagt haben, dass sie es nicht mehr schaffen, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Ich bin alleinerziehend, habe zwei Teenager zu Hause und arbeite auch im Spätdienst“, so die engagierte Intensivschwester gegenüber EXPRESS.de.
„Wir wollen einfach Druck machen, denn es passiert nichts. Wir haben schon 100 Tage vor den Wahlen in NRW angefangen und ein Ultimatum gestellt. Unsere Forderungen wurden aber bisher ignoriert“, stellt Altun klar.
Verdi hat den Streik indes bis zum 22. Juni verlängert. Es soll so lange weiter gestreikt werden, bis ein neuer Tarifvertrag unterschrieben worden ist. Die Belegschaft hofft auf eine schnelle Einigung, doch die ist momentan noch nicht in Sicht. (mn)