Der Kölner Kim Gottwald hat eine unfassbare (anstrengende) Reise hinter sich. Er durchquerte Deutschland einmal vom nördlichsten bis zum südlichsten Punkt – zu Fuß.
Verrücktes ProjektKölner Student 18 Tage zu Fuß unterwegs – „meine mit Abstand größte Challenge“
Knapp elf Stunden braucht man mit dem Auto, wenn man die Strecke der knapp 1160 Kilometer von Sylt bis zum Schloss Neuschwanstein zurücklegen würde – ohne Pause wohlgemerkt. Der Kölner Student Kim Gottwald (21) hat 18 Tage gebraucht. Allerdings hatte er dabei auch kein motorisiertes Hilfsmittel.
Der 21-Jährige durchquerte die Bundesrepublik von Norden bis in den Süden komplett zu Fuß und lief die zweieinhalb Wochen am Stück durchschnittlich 63 Kilometer pro Tag. Mit EXPRESS.de sprach der Jura-Student über sein verrücktes Laufprojekt und die Höhen und Tiefen während der Reise quer durch Deutschland.
Verrücktes Laufprojekt von Kölner Studenten: Von Sylt bis zum Schloss Neuschwanstein
Für den 21-Jährigen war es nicht das erste Projekt dieser Art. Während der EM lief der Kölner der deutschen Nationalmannschaft hinterher und legte zu Fuß die Strecken zwischen den Austragungsorten zurück. Außerdem lief er beispielsweise bereits 100 Kilometer um den Aachener Weiher oder verfolgte jede einzelne KVB-Linie auf ihrem Weg von der Start- bis zur Endhaltestelle.
Die Strecke von Sylt bis zum Schloss Neuschwanstein war bislang jedoch seine größte Herausforderung – jeden Tag ein Ultramarathon, bei Wind und Wetter. Inspiriert wurde der Kölner Student dabei von einer beliebten YouTube-Serie, die 2014 vor allem auf den Schulhöfen in aller Munde war: „Damals haben auch ich und meine Kumpels die Longboard-Tour verfolgt. Dabei fuhren bekannte YouTuber wie Unge oder Julien Bam den Weg, den ich nun zu Fuß hinter mich gebracht habe, in 40 Tagen mit dem Longboard. Ich wollte für mein eigenes Projekt einen Hintergrund haben – da hat sich das zehnjährige Jubiläum der Longboard-Tour sehr gut angeboten.“
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Los ging es am 8. Oktober 2024 am Lister Hafen auf Sylt. Begleitet wurde Kim bei seiner gesamten Reise von einem Kameramann – er ließ seine über 24.000 Follower und Followerinnen auf Instagram mit einer Tageszusammenfassung über die 18 Tage an seiner „mit Abstand größten Challenges“ seines Lebens teilhaben. Genächtigt wurde zum größten Teil in einem Camper, ab und an mieteten sich die beiden auf ihrem Weg auch mal eine Unterkunft.
„Das war nötig, um unser gesamtes Equipment auch mal wieder richtig aufladen zu können. Die meisten Nächte haben wir jedoch in dem Camper verbracht“, erzählt der 21-Jährige gegenüber EXPRESS.de. Die ersten drei Tagen seien sehr gut verlaufen, sagt Kim im Nachhinein. „Nach Tag drei kam jedoch ein Kipppunkt.“
Kölner Student erreicht Ziel nach 18 Tagen: „So etwas noch nie gefühlt“
Die Anfangseuphorie war langsam verflogen, trotz bislang drei absolvierten Ultramarathons standen noch weitere knapp 1000 Kilometer an – dazu schmerzte die Hüfte des Studenten.
„Neben den körperlichen Wehwehchen ist solch eine Reise natürlich auch vor allem mental extrem herausfordernd. Man geht abends ins Bett, nachdem man über 60 Kilometer gelaufen ist, und man weiß, dass es für zweieinhalb Wochen erstmal immer so weiter geht. Es gab viele Höhen und Tiefen und es hat sich nach einer Zeit so ein bisschen angefühlt wie ein Karussell: Morgens schnell frühstücken, laufen, den Content bearbeiten, essen und schlafen – und dann geht es wieder von vorne los“, sagt Kim.
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Täglich verbrannte der 21-Jährige während seiner Tour knapp 8000 Kalorien, in den 18 Tagen nahm er sechs Kilogramm ab: „Ich habe morgens immer versucht, viele Kohlenhydrate zu mir zu nehmen – mein ‚Leibgericht‘ war Toast mit Marmelade. Trotzdem konnte ich die verbrannten Kalorien nicht wieder reinholen.“ Er habe neun Packungen Toast verschlungen über die gesamte Reise: „Da gibt es bestimmt schönere Varianten, aber so war es effizient und simpel.“
Sein Weg führte ihn von Sylt aus nach Hamburg, durch Magdeburg, Leipzig, Nürnberg und Augsburg, bis er letztendlich am 26. Oktober das Schloss Neuschwanstein erreichte. Das Gefühl während der letzten Kilometer bis zu seinem Ziel beschreibt der 21-Jährige so: „Ich habe so etwas noch nie gefühlt. Es war eine Mischung aus Überwältigung und Unglaube. Die letzten fünf Kilometer waren für mich wie in Trance. Wenn ich auf die Karte schaue und sehe, welchen Weg ich tatsächlich in zweieinhalb Wochen zurückgelegt habe, ist das unbeschreiblich.“
Größere Verletzungen habe er zum Glück nicht davon getragen: „Neben kleinen Problemen an meiner Hüfte melden sich aber natürlich irgendwann die Knöcheln und Gelenke, wenn sie täglich ohne Regeneration einer solchen Extrem-Belastung ausgesetzt setzt. Ich werde mich einmal komplett durchchecken lassen, aber nach nun einigen Tagen Abstand merke ich wirklich, wie der Körper herunterfährt und seine Erholung braucht.“
Mittlerweile ist Kim wieder in seiner Kölner Heimat angekommen, versorgt seine Follower weiter mit Videos von seiner unglaublichen Reise. Und bei den verrückten Aktionen des Studenten ist davon auszugehen, dass das Erinnerungsfoto vor dem Schloss Neuschwanstein nicht das letzte in seinem persönlichen Fotobuch bleiben wird.