Völkermord-MahnmalZoff um Gedenkstätte an Kölner Rheinbrücke – muss sie wirklich weg?

Zwei Männer enthüllen das Völkermord-Mahnmal.

Das Völkermord-Mahnmal wurde erstmals am 15. April 2018 an der Hohenzollernbrücke enthüllt.

Ein Mahnmal an der Hohenzollernbrücke muss erneut abgebaut werden. Die Initiative „Völkermord erinnern“ klagt.

von Iris Klingelhöfer  (iri)

Seit einem Monat steht das Mahnmal, das an den Genozid an den Armenierinnen und Armeniern erinnert, an der Hohenzollernbrücke. Jetzt muss es weg. Die Sondernutzungserlaubnis ist abgelaufen.

Am Mittwochabend (24. Mai 2023) hatte die Initiative „Völkermord erinnern“ daher zu einer Kundgebung aufgerufen. Ab 18 Uhr protestierten rund 160 Menschen gegen den Abbau der Stele. Die hätte eigentlich wenige Stunden später, um 22 Uhr, entfernt werden müssen.

Völkermord-Mahnmal in Köln: Gericht bestätigt zwei Verfahren

Doch das Mahnmal mit dem Namen „Dieser Schmerz trifft uns alle“ steht immer noch. Denn der Streit um die Skulptur ist erneut vor Gericht gelandet. Wie Michael Ott, Sprecher der Kölner Verwaltungsgerichts, gegenüber EXPRESS.de bestätigt, gibt es zwei Verfahren. „Ein Eilverfahren richtet sich gegen die Befristung bis Mittwochabend, 22 Uhr“, erklärt Ott. Zudem gäbe es ein Klageverfahren.

In diesem geht es darum, eine Verpflichtung der Stadt zu erhalten, dass die Befristung bis zum 24. April 2024 verlängert wird. Dass das Mahnmal nicht bereits abgeräumt wurde, liegt daran, dass die Stadt laut Gerichtssprecher Ott eine sogenannte Stillhaltezusage erteilt habe.

Das Verwaltungsgericht sei aber um eine schnelle Entscheidung bemüht. Ott: „Es soll zeitnah entschieden werden.“

Gezerre um Völkermord-Mahnmal an Kölner Hohenzollernbrücke

Um das Mahnmal gibt es seit Jahren ein Gezerre. Bereits 2022 hatte die Initative einen Eilantrag bei Gericht gestellt, um zu verhindern, dass die Stadt die Skulptur entfernt. Diese war am 24. April 2022 nach einer Gedenkfeier am Heinrich-Böll-Platz an der Hohenzollernbrücke gegenüber des Reiterstandbildes Kaiser Wilhelms II. stehen gelassen worden. Eine vorherige Erlaubnis der Stadt Köln war laut Gericht nicht eingeholt worden.

Bereits 2018 hatte die Stadt das Mahnmal, das bereits damals ohne Genehmigung aufgestellt worden war, entfernt. Und auch 2022 entschied das Verwaltungsgericht, dass es entfernt werden darf.

Mit dem Auto, dem Rad oder dem Zug

Die sieben Rheinbrücken in Köln

Blick vom Rheinboulevard in Deutz auf den Dom.

Das Rheinufer in Köln lädt auf beiden Seiten zum Verweilen ein. Um auf die jeweils andere Rheinseite zu gelangen, egal ob mit dem Auto, der Bahn oder per Fahrrad, gibt es im Stadtgebiet sieben Brücken. Besonders auffällig ist das Kölner Brückengrün, mit dem viele der Rheinquerungen gestrichen sind. Die Farbe wurde 1929, vom damaligen Kölner Bürgermeister Konrad Adenauer veranlasst, von Bayer entwickelt. Das Foto vom Deutzer Rheinufer aus wurde am 6. Januar 2022 aufgenommen.

Blick auf die Mülheimer Brücke und Mülheim.

Angefangen mit der Mülheimer Brücke im Norden. Im Jahr 1951 erbaut, nutzen die Rheinquerung vor allem Anwohner und Anwohnerinnen aus den Stadtteilen Riehl und Niehl und die Bewohner und Bewohnerinnen aus Mülheim und Dellbrück auf der Schäl Sick. Über sie fahren außerdem die KVB-Linien 13 und 18 zwischen den Stationen Niehler Gürtel und Wiener Platz. Das Foto wurde am 15. April 2021 aufgenommen.

Autos fahren über die Kölner Zoobrücke.

Die Zoobrücke wurde 1966 fertiggestellt, ist 259 Meter lang und mit 33 Metern die breiteste aller sieben Kölner Rheinbrücken. Bekannt sie vor allem für die Vielzahl der Blitzer. Die Zoobrücke verbindet die Innere Kanalstraße mit der Autobahn nach Olpe oder Frankfurt. Das Foto wurde am 11. Januar 2022

Blick auf die Hohenzollernbrücke und den Kölner Dom.

Die Hohenzollernbrücke wurde 1911 erstmals eröffnet und weist als Eisenbahnbrücke den Zügen stadteinwärts den direkten Weg zum Kölner Hauptbahnhof. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie vollständig zerstört und in den Folgejahren wieder aufgebaut. Aber auch für Fahrradfahrende oder Fußgänger und Fußgängerinnen ist die Brücke passierbar. Besonders bekannt ist sie außerdem für die unzähligen Liebesschlösser, die Paare auf der gesamten Brücke angebracht haben. Das Foto entstand am 16. Juni 2021.

16.04.2022
Köln
Köln Übersicht mit Deutzer Brücke
vom Riesenrad der Frühjahreskirmis aus
Foto: Martina Goyert

Die Deutzer Brücke war die erste Rheinquerung, die in Köln nach dem Zweiten Weltkrieg fertiggestellt wurde – und zwar im Jahr 1948. Sie ist heutzutage sowohl für Autofahrende und Fußgänger und Fußgängerinnen sowie Menschen mit dem Fahrrad zu überqueren. Außerdem dient sie auch der KVB und verbindet die Bahnstationen Heumarkt und Deutzer Bahnhof (Linien 1,7 und 9).

Rollender Verkehr auf der Severinsbrücke.

Die Severinsbrücke wurde 1959 eingeweiht. Sie ist 690 Meter lang und knapp 30 Meter breit und führt stadteinwärts ins Severinsviertel und stadtauswärts in Richtung Deutz oder der Autobahn 559. Auch die KVB-Linien 3 und 4 fahren über die Brücke. Das Foto entstand am 7. Januar 2021.

Spaziergänger gehen zum Rheinufer an der Südbrücke.

Die Südbrücke dient vor allem dem Güterverkehr per Eisenbahn. Sie ist aber auch für Menschen per Rad oder zu Fuß passierbar. Sie wurde 1910 eröffnet und nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1950 erneut fertiggestellt. Sie liegt auf der rechten Rheinseite zwischen Deutz und Poll und auf der linken Seite zwischen Bayenthal und Neustadt-Süd. Das Foto der Südbrücke wurde am 10. Juni 2022 aufgenommen.

Eine von einem Zeppelin NT aus der Luft gemachte Aufnahme zeigt die Rodenkirchener Brücke der A4 über den Rhein.

Die Rodenkirchener Brücke ist ein Teil der A4 und insgesamt 567 Meter lang. Sie wurde 1941 eingeweiht und die erste echte Hängebrücke Deutschlands sowie die damals größte Hängebrücke Europas. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie von 1952 bis 1954 wieder aufgebaut. Das Foto wurde am 26. September 2018 aufgenommen.

1/8

Nach Einwirken durch die Stadt stellte die Initiative schließlich einen Antrag bei der Bezirksvertretung. Dort sprach sich die politische Mehrheit für einen Standort aus, verwies die Sache aber wegen der gesamtstädtischen Bedeutung an den Rat. Am Ende stellte die Initiative einen Antrag auf Sondernutzung.

Die Sondernutzungserlaubnis ist jetzt abgelaufen. „Wie es weiter geht – dazu müssen wir die Entscheidung des Gerichts abwarten“, so Katja Reuter vom städtischen Presseamt gegenüber EXPRESS.de.