Die bewegende Geschichte von ArmandoVor 60 Jahren kam er in Köln an – als Geschenk gab's ein Moped

Armando Rodrigues de Sá sitzt auf einem Moped

Armando Rodrigues de Sá nach seiner Ankunft am Bahnhof Köln-Deutz am 10. September 1964. Damals bekam der 38-Jährige als der millionste Gastarbeiter in der Bundesrepublik ein Moped geschenkt.

Die bewegende Geschichte von Armando Rodrigues de Sá. Er war der millionste Gastarbeiter in der Bundesrepublik. Als der 38-Jährige in Köln-Deutz ankam, wurde der Portugiese mit einem Geschenk überrascht.

Er war damals 38 Jahre alt. Vor 60 Jahren, am 10. September 1964, kam Armando Rodrigues de Sá nach einer langen Reise am Bahnhof Köln-Deutz an.

Er saß in einem der beiden Sonderzüge, die mit 1100 sogenannten Gastarbeitern und Gastarbeiterinnen aus Spanien und Portugal in Köln eintrafen.

Gastarbeiter Armando Rodrigues de Sá wurde 53 Jahre alt

Der Portugiese aus dem kleinen Dorf Vale de Madeiros war der einmillionste Gastarbeiter in der Bundesrepublik. In Köln gab es dann den „großen Bahnhof“ für den gelernte Zimmermann. Und es entstand ein Foto, das ihn berühmt machte.

In Deutz angekommen, wurde ihm zur Feier des Tages ein Moped und ein Strauß Nelken überreicht. Auf Wunsch der versammelten Fotografen schob der Neuankömmling das zweisitzige Moped ein paar Meter über den Bahnsteig.

So entstand ein Bild, das Eingang in zahllose Schulbücher und Dokumentationen gefunden hat: der verlegene Mann mit dem breitkrempigen Hut und der verschlissenen Jacke auf der „Zündapp Sport Combinette“.

Armando Rodrigues de Sá hoffte „im Land des Geldes“, wie er es ausdrückte, auf bessere Verdienstmöglichkeiten. Er ließ Frau und zwei Kinder in seinem Heimatdorf zurück – ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Später arbeitete er in Süddeutschland.

Armando Rodrigues de Sá mit der „Zündapp Sport Combinette“

Armando Rodrigues de Sá am 10. September 1964 mit der „Zündapp Sport Combinette“

Aber wie ging es mit Rodrigues de Sá weiter? Der 38-Jährige durfte mit dem Moped in Deutschland gar nicht fahren, weil er keinen Führerschein besaß.

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In den 70er-Jahren erkrankte er an Krebs, möglicherweise eine Spätfolge seiner Arbeit. Da ihm aber niemand sagte, dass er in Deutschland krankenversichert war, ging er zurück nach Portugal zu seiner Familie.

Er ließ sich seine deutschen Rentenansprüche vorzeitig auszahlen und finanzierte damit die Behandlung. 1979 erlag er der Krankheit im Alter von nur 53 Jahren. Die traurige Geschichte wurde auch in der Ausstellung „Wer wir sind – Fragen an ein Einwanderungsland“ in der Bundeskunsthalle in Bonn erzählt.

Andreas Wolter und Tayfun Keltek mit der Gedenktafel.

Andreas Wolter (r., Grüne) und Tayfun Keltek (SPD) mit der Gedenktafel an Armando Rodrigues De Sa in Köln-Deutz.

Eine Gedenktafel westlich vom Haupteingang des Deutzer Bahnhofs erinnert an die bewegende Geschichte von Armando Rodrigues de Sá. Sie wurde am 3. September eingeweiht.

Die ersten Gastarbeiter und Gastarbeiterinnen waren knapp zehn Jahre zuvor ins Land geholt worden. Angesichts des Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg suchten Industrie und Handwerk billige Arbeitskräfte. (mt/dpa)