Der Kölner Martin Rendel (53) lehrt an der Rheinischen Fachhochschule Design. Jetzt hat es seine WC-Erfindung, die er vor 29 Jahren in einer Notlage entwickelt hat, plötzlich sogar in der Ukraine ins Museum geschafft.
Schräge ErfindungWC-Idee von Kölner Professor (53) geht plötzlich durch die Decke
Köln. Wir schreiben das Jahr 1992. Aus der Not eine Tugend machen und dazu noch eine hübsche Toilette erfinden. Das dachte sich wohl der Kölner Lehrbeauftragte der RFH Martin Rendel (53), als er vor 29 Jahren im Ski-Urlaub in der Schweiz eine „schräge Toilette“ entwickelte.
Der Grund: In der Ski-Hütte war das Abflussrohr kaputt, eine Abreise stand aber nicht zur Debatte und so musste die Gruppe ihre Notdurft in einem Putzeimer im Keller verrichten. Unangenehm – und für Martin Rendel (53) zudem äußerst unbequem!
Kölner Professor erfindet ganz schön schräge Toilette im Ski-Urlaub
Plötzlich kam Martin Rendel auf die Idee, zwei Skier neben das Regal zu stellen, sich dagegen zu lehnen und den Eimer so etwas komfortabler nutzen zu können. „Das funktionierte wunderbar, man konnte es da locker ein Viertelstündchen aushalten“, so Rendel gegenüber EXPRESS.de. Die Idee zu seiner schrägen Toilette war geboren.
Genau zu dieser Zeit musste sich Martin Rendel ein Diplomthema überlegen.
„Ich habe zu Toiletten recherchiert und festgestellt, dass sich 100 Jahre überhaupt nichts getan hat. Die alte Erfindung aus dem 19. Jahrhundert, die Porzellan-Schüssel mit Wasserspülung ist mehr oder weniger gleich geblieben, es gab keine Innovationen mehr. Und so habe ich das Thema als mein Diplomthema ausgewählt“, schildert der Design-Professor.
Kölner tingelt mit WC durch TV und Medien – WC-Hersteller wird aufmerksam
Nachdem seine Diplomarbeit erfolgreich abgeschlossen war, hatte sich das WC-Thema für den Lehrbeauftragten aus Köln zunächst erledigt. Bis der bekannte Fotograf und Pulitzer-Preis-Gewinner Karsten Thielker auf ihn zukam und die schräge Toilette 1993 unbedingt fotografieren wollte.
Die „Süddeutsche Zeitung“, in der er die Fotos veröffentlichte, sprach bei der schrägen Toilette sogar vor einer: „Kulturrevolution.“
Auch mit dem TV-Moderator und Publizisten Roger Willemsen tauschte der Kölner sich in einer Talkshow zu seiner Erfindung aus. „Das war großartig und ein Riesen-Spaß“, so Rendel und schwelgt in Erinnerungen. Sogar der weltweit bekannte Porzellan- und WC-Hersteller „Villeroy und Boch“ lud den Kölner 1993 ein und überlegte, die Toiletten-Idee zu adaptieren. Letztendlich war den Marketing-Experten die Erfindung jedoch „zu schräg und ausgefallen“ – zumindest für die breite Masse.
Köln: 20 Jahre später – Rendel findet Toilette und bietet sie Museum an
„Wenn es um die Toilette geht, sind die Leute oft konservativ und wagen keine Experimente“, resümiert Rendel.
Danach wurde es jahrelang ruhig um sein stilles Örtchen. 20 Jahre später starb Martin Rendels Großmutter. Als er das Haus ausräumte, entdeckte er die schräge Toilette wieder und brachte sie in seinen Keller.
Bis zum Sommer 2021. Als Martin Rendel beruflich in Kiew war, besuchte er auch das „Museum of Toilet History“ – laut Guiness Buch der Rekorde die größte Toiletten-Sammlung der Welt. Definitiv ein Platz, für sein schräges, stilles Örtchen?
2021: Schräge Toilette von Kölner Professor landet im Museum in Kiew
Der Kölner ergriff die Initiative und meldete sich beim Museums-Chef, der seine schräge Toilette begeistert ausstellen wollte.
Gesagt getan. Ende September holten Marina und Nikolai Bogdanenko, das Ehepaar, dessen Stiftung das Museum in Kiew finanziert, die schräge Toilette feierlich in Köln ab. Passenderweise im Kronleuchtersaal in der Kanalisation, fand die Übergabe statt. Für den Kölner Professor ist schon jetzt klar, dass das Ende seiner schrägen WC-Erfindung noch lange nicht in Sicht ist. Ob es in Sachen Toilette noch schräger wird, bleibt jedoch abzuwarten.