Fünf Millionen Menschen kommen pro Saison zum Weihnachtsmarkt am Kölner Dom. Auf dem neuen Max-und-Moritz-Markt in Neuehrenfeld soll es gemütlicher zugehen. Doch kurz vor Start gab es einen Rückzieher.
Neuer Weihnachtsmarkt in KölnMitorganisatoren machen kurz vor Eröffnung einen Rückzieher
Novum auf dem Lenauplatz in Neuehrenfeld: Zwei Tage vor dem zweiten Advent (Freitag, 8. Dezember 2023) eröffnete dort erstmals der Max-und-Moritz-Markt. Der Weihnachtsmarkt hatte kurz zuvor allerdings noch auf der Kippe gestanden.
Ursprünglich vorgesehen war, dass neben dem Betreiber des Lokals „Bethlehem“, Kefah Yahya, auch die Chefs des „Wicleff“ an der Organisation und Planung des Max-und-Moritz-Markts mitwirken. Doch die Wicleff-Inhaber, Christopher Otto und Csaba Hajdu, sind kurzfristig abgesprungen. Nicht grundlos, wie Otto erklärt.
Köln: Neuer Weihnachtsmarkt in Neu-Ehrenfeld am Lenauplatz
Im Gespräch mit EXPRESS.de erläutert Wicleff-Teilhaber Christopher Otto den Rückzieher so: „Wir haben es zeitlich einfach nicht geschafft. Die Konzession der Stadt kam viel zu spät, das war einfach zu knapp für uns.“ Und in der Tat: Die Genehmigung für den Weihnachtsmarkt auf dem Lenauplatz ging erst am 22. November ein, weniger als drei Wochen vor dem Eröffnungsdatum.
Die Stadtverwaltung Kölns antwortet auf EXPRESS.de-Nachfrage wie folgt: „Zwischen Antragstellung und Erlaubniserteilung hat lediglich das vorgeschriebene Stellungnahmeverfahren mit den zu beteiligenden Behörden/Dienststellen stattgefunden. Hierbei hat es keine Verzögerungen gegeben.“ Es wird außerdem darauf hingewiesen, „dass Anträge in der Regel zwei Monate vor Beginn einer geplanten Veranstaltung einzureichen sind.“
Mit fehlender Kollegialität habe die Absage jedenfalls nichts zu tun, ergänzt Otto: „Uns fehlt die Man- und Woman-Power. Aktuell jagt eine Weihnachtsfeier die nächste. Wir kloppen eine 70-Stunden-Woche nach der anderen. Deshalb sind wir dieses Jahr raus.“
Kefah Yahya wollte das Projekt wegen der Wicleff-Absage aber nicht ins Wasser fallen lassen – auch wenn die Folge-Wochen „sehr anstrengend“ waren. Auf eigene Faust ist er ins niederländische Groningen gefahren, um dort die sechs bereits bestellten Holzhütten abzuholen. Kostenpunkt pro Hütte: 1000 Euro.
Mühsam wurden die Hütten dann in kürzester Zeit selbst zusammengezimmert. Zeit für einen farblichen Anstrich gab es nicht mehr.
Zumindest finanziell hat sich das Wicleff aber doch noch beteiligt: Drei der sechs Hütten wurden von der Gaststätte bezahlt. Wicleff-Chef Christopher Otto sagt: „Nächstes Jahr starten wir einen neuen Angriff und organisieren bereits ab September die Akquise, wer in den Hütten steht.“ Mit mehr Vorbereitung könne das Wicleff „die Sache auch mit Herzblut angehen“, meint Otto. Streit mit Bethlehem-Betreiber Kefah Yahya gebe es wegen der Absage aber nicht.
Betreiber Kefah Yahya will Ärger mit Anwohnenden vermeiden
Der Max-und-Moritz-Markt hat bis zum 22. Dezember täglich von 16.30 Uhr bis 21.30 Uhr geöffnet – und ist bewusst klein gehalten. Daran solle sich auch in den nächsten Jahren nichts ändern, betont Betreiber Yahya, der Teil des lokalen Netzwerks „Wir in Neuehrenfeld“ ist.
Durch die frühen Schließungszeiten und die begrenzte Anzahl an Ständen wolle er Ärger mit Anwohnerinnen und Anwohnern aufgrund von Lärmbelästigung vermeiden.
Entscheidend für Kefah Yahya ist, dass auf seinem Weihnachtsmarkt bevorzugt Gastronomie vertreten ist, die in Neuehrenfeld zu Hause ist – oder zumindest einen direkten Bezug zum Veedel hat.
Eine der sechs Hütten sei nicht fest belegt, sondern werde wechselnd von unterschiedlichen lokalen Einzelhandelsbetrieben zum Verkauf genutzt. Für die Nutzung dieser Hütte verlangt Yahya keine Standgebühr: „Sie sollen sich hier kostenlos präsentieren können.“
Max-und-Moritz-Markt: Heißgetränke kommen direkt aus dem Veedel
Besondere Getränke-Spezialitäten kommen aus der Brauerei Nolte und von der Destillerie EhrenGin: Für vier Euro wird auf dem Max-und-Moritz-Markt Glühbier aus der Tasse angeboten, für ein wenig mehr Geld gibt’s heißen EhrenGin.
Patrick Schäfer ist der Mann hinter EhrenGin – und er ist auch der Mann, der hinter der Hütten-Theke am Lenauplatz steht. Trotz mäßig winterlichen Wetters und viel Regen ist der Budenbetreiber mit dem Auftakt zufrieden: „Der Eröffnungstag war super. Da blieb es auch überwiegend trocken. Der Platz war gut gefüllt. Am Samstag hat es dann natürlich den ganzen Tag geregnet, da war ein bisschen weniger los.“
Wichtig für ihn: „Nichtsdestotrotz waren viele Leute aus dem Veedel da, wenn auch nur kurz. Die meisten waren auch richtig begeistert.“ Er sieht das Potenzial, dass sich der Weihnachtsmarkt am Lenauplatz zu einem festen Veedels-Treffpunkt entwickelt.
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Affan Genel betreibt das Büdchen auf dem Lenauplatz. Als Konkurrenz begreift er den neuen Weihnachtsmarkt nicht. Über den Max-und-Moritz-Markt sagt der Kiosk-Besitzer: „Alles, was den Platz belebt, ist schön. Der Markt ist zwar klein und überschaubar, aber schick.“
Max-und-Moritz-Markt in Neuehrenfeld: Woher kommt der Name?
Der Name für den neuen Weihnachtsmarkt in Neuehrenfeld wurde per Umfrage bei Facebook gefunden. „Landmännchen Markt“ und „Lausbuben Weihnachtsmarkt“ standen bei den Abstimmenden ebenfalls hoch im Kurs, doch die meisten Stimmen gingen letztlich aber an die Hauptfiguren aus Wilhelm Buschs Kinderbuch „Max und Moritz“.
Der Grund für diese Wahl: Max und Moritz prägen das Bild des Lenauplatzes bereits seit über 63 Jahren. Im Jahr 1960 wurden die beiden fiktiven Lausebengel als Figuren (in Bockspring-Pose) auf dem 1,50 Meter hohen Brunnen platziert.