Wolf in FotofalleWie gefährlich ist es jetzt für Spaziergänger in der Wahner Heide?
Köln – Es ist die Sensation: Ein männlicher Wolf hat am 27. Juli 2019 die Grünbrücke aus Osten kommend sehr schnell in Richtung Wahner Heide überquert (Hier lesen Sie mehr). Bei der Aufnahme, die die Behörden bislang nicht veröffentlicht haben, soll es sich um eine etwa drei Sekunden kurze Sequenz handeln. Der Wolf huscht also nur kurz durchs Bild. Die Frage, die sich viele Kölner Naturfreunde, Jogger und Hundebesitzer nun stellen: Ist es jetzt gefährlich in der Wahner Heide?
Kölner Wolf: Kann man jetzt noch in der Wahner Heide joggen gehen?
Vor rund 200 Jahren wurde der letzte Wolf im westfälischen Ascheberg-Hebern erlegt. Damit galt der größte Beutegreifer als ausgestorben. Aber er kommt zurück. Und damit auch die „Angst vorm bösen Wolf“. Aber wie hoch ist die Gefahr derzeit tatsächlich?
Thomas Pusch, Sprecher vom Landesfachausschuss Wolf in NRW (NABU): „Niemand muss sich Sorgen machen. Denn diese scheuen Einzeltiere bekommt kaum jemand zu Gesicht. Der Wolf wird es immer vorziehen, den Kontakt mit dem Menschen zu vermeiden. Daher kann man die Wahner Heide weiterhin angstfrei besuchen.“
Kölner Wolf: Ist davon auszugehen, dass er sich am Stadtrand ansiedelt?
„Nein, dafür gibt es bislang keine Anzeichen. Wir haben keine Meldungen von gerissenen Nutz- oder Wildtieren in diesem Bereich. Daher gehen wir davon aus, dass dieser Wolf Köln nur durchquert hat. Das Tier kann längst in Belgien sein. Oder es handelt sich um den Wolf, der sich im Oberbergischen angesiedelt hat, und er unternahm nur einen Ausflug. Das kann man aber erst sicher sagen, wenn man gute vergleichbare Aufnahmen hätte.“
Werden wir zukünftig immer mehr Wölfe im Rheinland haben?
„Wenn man sich gesellschaftlich und politisch gesehen einig ist, dass sich der Wolf wieder in NRW ansiedeln soll, dann werden sicher irgendwann auch wieder Wolfsrudel im Rheinland entstehen. Derzeit gibt es rund 80 Wolfsmeldungen seit 2016 in NRW, und es werden sicher immer mehr.“
Was bedeutet das für Besitzer von Pferden, Schafen oder anderen Nutztieren?
„Wenn wir den Wolf wollen, dann müssen wir auch komplett umdenken, was die Haltung von Tieren auf Weiden und Koppeln angeht. Dann müssen wir viel Geld und Zeit investieren, um unsere Tiere zu schützen. Die Anforderungen sind da wirklich sehr hoch. Aber es gibt finanzielle Hilfen vom Land. Andere Länder zeigen, dass der Wolf existieren kann, wenn man seinen Besitz entsprechend mit Zäunen und Herdenschutzhunden absichert.“
Kölner Wolf: Ist er wirklich der erste seit 200 Jahren gewesen?
Wilhelm Deitermann, Sprecher des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW: „Davon ist nicht auszugehen. Es werden schon zig Wölfe an Köln vorbeigezogen sein. So ein Wolf kann zwischen 60 und 100 Kilometer am Tag zurücklegen.“