Ein Künstler auf Kriegs-Reise: Der Kölner Bananensprayer Thomas Baumgärtel hat seine Kunst in der Ukraine hinterlassen.
„Kann keiner nachvollziehen“Zerstörte Bauwerke in der Ukraine tragen Putin-Gruß aus Köln
Es war eine der bewegendsten Wochen seines Lebens. Seit Dienstag (23. Mai 2023) ist der Kölner Künstler Thomas Baumgärtel, bekannt als der „Bananensprayer“, zurück in Köln. „Und voll mit Eindrücken“, wie er wenige Stunden nach seiner Rückkehr aus dem ukrainischen Kriegsgebiet in die Heimat verrät.
Die Bilder vor Ort haben Spuren hinterlassen. „Keiner kann nachvollziehen, wie grausam Krieg ist, wenn er ihn nicht vor Ort sieht oder ihn mitgemacht hat“, sagt Baumgärtel. Die Eindrücke, die er gesammelt hat, die schlimmen Bilder, das Leiden der Menschen – „über das Fernsehen lässt sich das nicht transportieren.“
Künstler Thomas Baumgärtel auf Ukraine-Reise: Zahlreiche Motive gesprüht
Deswegen wollte der 63-Jährige nicht nur die Lage vor Ort erleben – sondern auch Zeichen setzen, mit seiner Kunst. Und das hat er getan. Viele zerstörte Bauwerke in der Ukraine tragen nun seine Werke. Auch an großen Plätzen, auf Autos oder an Hauswänden ist Baumgärtels Kunst zu sehen.
„Ein neues Motiv habe ich an die gesprengte Brücke in Irpin gesprüht“, berichtet Baumgärtel. Die Brücke war öffentlich zu einem Symbol des Kriegs geworden. Unvergessen die dramatischen Bilder, als zehntausende Menschen auf Brettern über das eisige Wasser vor den russischen Bomben flüchteten.
Zu sehen an der Brücke ist der Kopf von Russlands Präsident Wladimir Putin. In roter Farbe „schwimmt“ der russische Machthaber dabei auf zahlreichen Schädeln, die die Opfer des Kriegs darstellen sollen.
Natürlich ist auch die für Baumgärtel typische Banane häufig zu sehen – aber auch ein Werk, das in Köln (fast) noch bekannter ist. Das Werk „Put in prison“ (Putin ist hier mit Gefängnis-Outfit und Banane auf dem Kopf zu sehen) hat Baumgärtel unter anderem am berühmten Maidanplatz in Kyjiw angebracht. Auf der Aachener Straße in Köln ist das Werk als XXL-Version an einer Hauswand zu sehen.
Dass sich Baumgärtel mit seiner Kunst politisch positioniert, ist nicht neu, ganz im Gegenteil. Zum Beispiel besprühte er 2015 nach dem Angriff auf die Satire-Zeitung Charlie Hebdo eine Hauswand. 2018 machte er mit dem Werk Türkischer Diktator von sich reden, das Recep Erdogan mit einer Banane in seinem nackten Po zeigt.
Wie es in Sachen Ukraine für Baumgärtel weiter geht? Zumindest hat er Pläne. „Ich möchte mich mit den Menschen auch künstlerisch mit einem freien, demokratischen Europa austauschen“, sagt er. Die ersten Zeichen jedenfalls sind gesetzt.