Sie freuten sich schon auf ihr bestelltes und bezahltes Wohnmobil bei „Camper Base Rheinland“ – doch jetzt der Schock für zahlreiche Kunden und Kundinnen.
Große Abzocke mit Wohnmobilen„Camper Base Rheinland“ ist jetzt ein Fall für die Kölner Staatsanwaltschaft
Einst war es der Traum aller mobil reisenden Menschen, jetzt ist der größte deutsche Anbieter für Wohn- und Campingfahrzeuge, „Camper Base Rheinland“, ein Fall für den Kölner Staatsanwalt.
Denn was dort passiert sein soll, riecht schwer nach Betrug und Abzocke von Kunden und Kundinnen. Diese zahlten für ihr Traumfahrzeug den vollen Kaufpreis noch kurz vor der Insolvenz – doch abholen konnten sie es nicht mehr.
Camper Base Rheinland: Auch Ehepaar aus Meckenheim Opfer
Während der Geschäftsführer abgetaucht ist und keine Medienanfragen beantwortet, sprechen die Geschädigten. Diese haben sich inzwischen zusammengetan und klagen gegen Camper Base an allen drei Standorten Wesseling, Lörrach und Rhein-Main.
Der immer wiederkehrende Vorwurf: Camper Base hat in den vergangenen Monaten Kunden und Kundinnen mit Sonderaktionen gelockt, dann nach Vertragsabschluss schriftlich aufgefordert, den gesamten Kaufbetrag sofort zu bezahlen – angeblich, um dann das Fahrzeug viel schneller zu bekommen.
Auch Jenny und Markus Breil aus Meckenheim sind Opfer. Sie wollten sich den großen Traum von Camping-Reisen mit ihren kleinen Kindern erfüllen.
„Wir haben auf dem Gelände einen Bürstner Campinganhänger für sechs Personen gefunden, der für uns optimal war. Am 29. August 2024 haben wir den Kaufvertrag unterschrieben. Wir wurden aufgefordert, die Kaufsumme über 25.700 Euro sofort zu überweisen. Das haben wir dann auch am 2. September getan“, erzählt das Ehepaar gegenüber EXPRESS.de.
Doch dann passierte nichts mehr. „Wir haben dann gefragt, was mit dem Anhänger ist. Wir wurden nur vertröstet und haben später erfahren, dass Camper Base unseren Bürstner-Anhänger bei Bürstner nicht ausgelöst, sprich bezahlt hat.“ Nun hat das Ehepaar kaum Hoffnung, den Anhänger doch noch zu bekommen. Banken haben Vorrang.
Bei einer Betriebsversammlung vor wenigen Wochen konnte Markus Breil den Geschäftsführer stellen. „Ich habe eineinhalb Stunden mit ihm diskutiert. Der ist eiskalt, den hat das alles nicht interessiert.“ Nun muss Ehepaar Breil einen Kredit samt Zinsen für ihren Traum bezahlen, der wie eine Seifenblase zerplatzt ist.
Ex-Mitarbeiterin von Camper Base Rheinland erhebt schwere Vorwürfe
Inzwischen besteht der Verdacht, dass die Abzocke System hatte – und der Geschäftsführer deshalb untergetaucht ist. Eine Ex-Mitarbeiterin beschreibt, was schon Monate vor der Insolvenz bei Camper Base ablief: „Plötzlich rannte ein Beauftragter der Kreditbank auf dem Gelände herum. Wie wir später erfuhren, wollte er detailliert wissen, welche Fahrzeuge auf dem Hof standen. Denn da bestand schon der Verdacht, dass mehr Fahrzeuge an Kunden verkauft worden waren, als der Bank gemeldet worden war. Einnahmen landeten dann nicht bei der Bank, sondern bei Rentmobil.“
Dann wurde das Unternehmen vom jetzigen Geschäftsführer übernommen. „Der Druck wuchs, wir sollten noch mehr arbeiten, noch mehr Fahrzeuge verkaufen“, so die Ex-Mitarbeiterin.
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Dabei versank Camper Base längst im Chaos. Die ehemalige Mitarbeiterin: „Garantieansprüche von Kunden blieben liegen, Ersatzteile wurden falsch bestellt, Werkstatt-Termine nicht eingehalten. Die Kunden tobten wegen des Service, wütende Kunden schalteten Anwälte ein. Es ging bergab.“
Schließlich mussten Angestellte schon vor Monaten auf Gehalt verzichten – und trotzdem lud Camper Base am 14. September 2024 zum „Eichholz-Fest“ ein, um weitere Kunden und Kundinnen zu überzeugen, Kaufverträge abzuschließen. Nur wenig Tage danach meldete Camper Base die vorläufige Insolvenz an.
„Viele Geschädigte haben sich das Geld über Jahrzehnte vom Mund abgespart oder ihre Altersvorsorge investiert, um sich den Traum zu erfüllen“, erklärt Rechtsanwalt Marc Gericke, der gut ein Dutzend Geschädigte vertritt – auch das Meckenheimer Ehepaar Breil.
Auffällig, so der Anwalt: „Verträge wurden abgeschlossen und bis zu 100 Prozent Vorkasse verlangt, die Lieferfristen lagen aber teilweise im nächsten Jahr.“ Der üble Verdacht: Man wollte wohl viel Geld einnehmen, bevor Camper Base den Bach runtergeht.