Tierschutz fassungslos„Wie im Horrorfilm“: Grausame Aufnahmen aus Schlachthof in Hürth

Illegale Schlachtungen, unsägliches Tierleid: Ein Schlachthof in Hürth wurde vom Veterinäramt dicht gemacht, weil sich in dem Betrieb unfassbare Szenen abgespielt haben.

von Niklas Brühl  (nb)

Es sind Szenen, die betroffen und wütend zugleich machen: In einem Schlachthof in Hürth, vor den Toren Kölns, werden Schafe, Rinder oder Ziegen ohne Betäubung brutal geschlachtet.

Das Veterinäramt hat den Schlachthof geschlossen, die Aufnahmen der unsäglichen Vorgänge liegen EXPRESS.de vor. Vorsicht: Die Fotos und folgenden Schilderungen könnten auf einige Menschen verstörend wirken.

Schlachthof in Hürth dicht gemacht – verstörende Tierquälereien

Die Aufnahmen im Hürther Schlachthof wurden mit versteckten Kameras aufgenommen. Es sind Szenen, die das große Leid der Tiere vom 25. Dezember 2022 bis zum 4. Januar 2023 dokumentieren.

Schafe werden an den Beinen und Schwänzen in den Schlachthof geschliffen, Rinder werden mit Mistgabeln getrieben, die ihnen absichtlich ins Gesicht und die Augen geschlagen werden.

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Die Horror-Aufnahmen gehen jedoch noch weiter: Viele der Tiere sind noch bei Bewusstsein und offensichtlich nicht betäubt, als ihnen die Kehle zum Ausbluten aufgeschnitten wird. Auch danach bewegen sie sich noch sichtlich und kämpfen gegen ihren Tod an. Während andere Schafe mit aufgeschnittener Kehle noch im Schlachtraum kämpfen, werden weitere Tiere hineingeführt und geraten in Panik.

Und die Liste der Grausamkeiten endet hierbei noch nicht: So werden Rinder teilweise 30 Minuten und länger in der Tötungsbox fixiert, die Betäubung mit dem Bolzenschuss erfolgt dann bei vielen Tieren stümperhaft und nicht zielgerichtet am Kopf, sodass sie danach noch weiter leiden.

Deutsches Tierschutzbüro: „Mit das Schlimmste, was ich gesehen habe“

Aus Jan Peifer, Vorstandvorsitzender des Deutschen Tierschutzbüros in Sankt Augustin, spricht bei der Betrachtung der schockierenden Szenen die Fassungslosigkeit: „Die Zustände in dem Betrieb gleichen einem Horrorfilm. Die Tierquälerei in dem Schlachthof ist kaum in Worte zu fassen, es ist sicherlich mit das Schlimmste, was ich jemals gesehen habe.“

Das betäubungslose Schlachten ist in Deutschland eigentlich grundsätzlich verboten und nur in einigen Bundesländern mit Ausnahmeregelungen möglich. Dem Schlachthof in Hürth liegt eine solche nicht vor. „Deutlich zu sehen sind die Bewegungen der Tiere nach dem Kehlschnitt, die Tiere erleben dies offenbar bei Bewusstsein, es müssen Höllenqualen sein“, so Peifer.

Kamera in einem Schlachtraum, Schafe liegen auf einem Stapel.

Die Tiere werden unbetäubt getötet, auch nach dem Kehlschnitt sind die Schafe noch bei Bewusstsein und bewegen sich.

Laut Angaben des Deutschen Tierschutzbüros wurden auf dem Hürther Schlachthof rund 15 Prozent der Tiere illegal geschlachtet – im Zeitraum der Aufnahmen waren es 13 Schlachtungen ohne Betäubung.

Aber auch weitere Aufnahmen zeigen, wie wenig Wert die Mitarbeiter des Hürther Schlachthofs auf das Leben und das Wohl der Tiere gelegt haben. Auf einer Aufnahme, die EXPRESS.de ebenfalls vorliegt, ist beispielsweise zu sehen, wie ein Schlachter mit einer Zigarette im Mund in den Wartestall der Schafe uriniert.

Hürther Schlachthof: Betreiber weiß von nichts

Bei dem Betrieb handelt es sich um eine Art „Hinterhof-Schlachthof“. Kundinnen und Kunden können sich vorab ein Tier aussuchen, welches für sie geschlachtet werden soll. Dazu ist der Schlachthof nicht ausgeschildert und der Betrieb nur über einen holprigen Weg erreichbar.

Der Schlachthof in Hürth aus der Luft,

Der dicht gemachte Schlachthof in Hürth aus der Luft. Der Betrieb ist nur über einen unbefestigten Schotterweg zu erreichen.

Der Betreiber ist ein Viehhändler aus dem Kreis Bitburg-Prüm in Rheinland-Pfalz und praktisch sein eigener Kunde: So soll er ausgediente Milchkühe und Schafe in der Eifeler Region eingekauft und diese dann in seinem Schlachtbetrieb geschlachtet haben.

Über einen Unternehmenssprecher ließ der Betreiber verlauten, dass ihm die betäubungslosen Schlachtungen der Tiere nicht bekannt seien. Jan Peifer glaubt das nicht: „Das halte ich für eine Ausrede, denn der Betreiber ist auch selbst auf den versteckten Aufnahmen zu sehen, wie er Tiere misshandelt. Zudem sind die betäubungslosen Schlachtungen sicherlich auch ein Teil des Geschäftsmodells.“

Veterinäramt schließt Hürther Schlachthof am selben Tag

Das Deutsche Tierschutzbüro hatte nach der Sichtung der grausamen Bilder schnell gehandelt und am 9. Januar 2023 das Veterinäramt eingeschaltet. Noch am selben Tag wurde der Schlachthof versiegelt und den Schlachtern die Sachkunde entzogen, sodass sie keine Tiere mehr schlachten dürfen.

Es sind Aufnahmen, die für Menschen mit einem Hauch Empathie nur schwer zu ertragen sind. Auf dem Schlachthof in Hürth werden nun keine Tiere mehr brutal getötet.