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Schande von NizzaEltern in Sorge: Verurteilter FC-Fan noch immer Verantwortlicher für Amateurclub bei Köln

Fans vom 1. FC Köln und OGC Nizza prügeln sich auf der Tribüne.

Bilder, die (traurigerweise) um die Welt gingen: Beim Conference-League-Spiel des 1. FC Köln beim OGC Nizza war es im Vorfeld der Partie am 8. September 2022 zu heftigen Krawallen auf den Tribünen gekommen.

Beim GKSC Hürth, einem kleinen Amateurverein im Schatten Kölns, rumort es. Eine Rolle spielen dabei die furchtbaren Szenen vom FC-Conference-Spiel in Nizza im September 2022.

Die Rückkehr ins europäische Geschäft war für die Fans des 1. FC Köln in der Saison 2022/2023 ein Hoch der Gefühle. Die erste Baumgart-Saison verlief viel besser als gedacht, mit Eric Martel, Denis Huseinbasic und Linton Maina wurden weitere junge hungrige Spieler in den Kader geholt. Tausende Kölnerinnen und Kölner strömten ins französische Nizza, verwandelten die Stadt bei einem Marsch zum Stadion in ein rot-weißes Menschenmeer.

Doch das Spiel ging als die Tribünen-Schande vom Stade de Nice in die Geschichte ein. Fans beider Lager prügelten aufeinander ein, mit Fäusten und allerlei Gegenständen. Knapp zwei Jahre später ist die Eskalation an der französischen Riviera größtenteils aufgearbeitet, Urteile wurden gesprochen. Doch bei einem Amateurclub im Kölner Umland rumort es immer noch gewaltig.

Verurteilter FC-Fan in der Führungsetage von Amateurclub bei Köln – Eltern in Sorge

Die Partie selbst rückte aufgrund der Vorkommnisse vor dem Anpfiff komplett in den Hintergrund. Der damalige FC-Kapitän Jonas Hector wendete sich mit emotionalen Worten an die Fans auf den Tribünen, die Randale einzustellen. Ob das Spiel überhaupt angepfiffen wird, stand lange in den Sternen.

Am Ende ging es 1:1-Unentschieden aus – wohl besser so. Kaum jemand erinnert sich wohl noch an den Führungstreffer von Steffen Tigges in der 19. Minute, die Prügeleien und Ausschreitungen auf den Tribünen blieben dagegen schnell abrufbar in den Köpfen vieler FC-Anhängerinnen und -Anhänger.

Und jetzt kommt der GKSC Hürth ins Spiel. Der Amateurclub spielt in der Kreisliga B im Rhein-Erft-Kreis, es gibt darüber hinaus 18 Jugendmannschaften im Verein.

Einige Eltern der jungen Spieler sind in Sorge, Michael F. (Name geändert) erklärt gegenüber EXPRESS.de, wieso: „Beim GKSC sitzt in der Führungsetage immer noch eine Person, die an den Krawallen in Nizza tatkräftig beteiligt war. Es gibt Fotos von ihm während der Prügeleien, mittlerweile ist er auch verurteilt worden. Wir Eltern fragen uns, warum der Verein einen verurteilten Straftäter weiterhin als Entscheidungsträger in unserem Verein behält und machen uns Sorgen, ob das der richtige Umgang für unsere Kinder ist.“

Verantwortlicher vom GKSC Hürth wegen Nizza-Krawallen verurteilt

Das Urteil von Stefan K. (Name geändert) liegt EXPRESS.de vor. Die Kölner Staatsanwaltschaft hatte gegen K. Anklage wegen versuchter gefährlicher Körperverletzung, Landfriedensbruch und Verstoß gegen das Waffengesetz erhoben. Die Anklage ist laut Brühler Amtsgericht am 28. Februa 2023 eingegangen.

Demnach soll er am 8. September 2022 nach Nizza zum Spiel gegen Köln gereist und im Zuge der Auseinandersetzungen einen länglichen Gegenstand, bei dem es sich vermutlich um einen Standaschenbecher handelte, vom Boden aufgehoben und Richtung der Nizza-Anhänger geworfen haben.

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Eine Sprecherin des Brühler Amtsgericht sagt: „Man konnte nicht aufklären, ob jemand von dem Gegenstand getroffen wurde, daher wurde nur eine versuchte gefährliche Körperverletzung angeklagt.“ Der weitere Tatvorwurf stütze sich darauf, dass man in seiner Wohnung einen Schlagring gefunden hatte.

Bei der Hauptverhandlung am 12. September 2023 hatte sich K. vollständig eingelassen. Er wurde schließlich wegen schweren Landfriedensbruch in Tateinheit mit versuchter gefährlicher Körperverletzung und Verstoß gegen das Waffengesetz zu einer Freiheitsstrafe von neun Monaten verurteilt worden. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt, das Urteil ist direkt rechtskräftig geworden.

Verurteilter FC-Fan in der Führungsetage – Verein äußert sich

„Welche Wirkung hat es auch nach außen, wenn solche Gewalttaten, gerade im Fußball-Kontext, beim GKSC Hürth geduldet werden?“, fragt sich Elternteil Michael F. Im Verein würde jeder über die Hooligan-Vergangenheit des Führungsmitglieds wissen, niemand würde sich aber trauen, ihn des Vereins zu verweisen, sagt F. und ergänzt: „Wir machen uns Sorgen, dass unsere Kinder durch diesen Umgang auf die falsche Bahn geraten könnten.“

EXPRESS.de hat den GKSC Hürth mit den Sorgen und Vorwürfen von Teilen der Eltern konfrontiert. Vorstandsmitglied Stefan Kurth bezieht Stellung: „Uns ist die Vergangenheit und die Verurteilung von Stefan K. bewusst und wir distanzieren uns ganz klar von jeglicher Gewalt, nicht nur im Bereich vom Fußball. Er hat damals richtige Scheiße gebaut, allerdings seine Strafe dafür auch bereits bekommen.“

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K. sei offiziell zwar noch als Mitglied der Vereinsführung gelistet, führe diesen Job allerdings nicht mehr aus, sagt Kurth: „Das hat sich ein wenig verlaufen. Er ist allerdings ein verdientes Vereinsmitglied, seit vielen Jahren in unterschiedlichsten Positionen dabei. Ab und an kickt er auch noch bei den Alten Herren mit.“

Zu den Vorwürfen, der Verein bliebe untätig, positioniert Kurth sich klar: „Wir wollen hier nicht an einer Hetzjagd teilnehmen. Wir wollen aber natürlich auch nichts unter den Tisch kehren. Er wurde bestraft, das ist Fakt. Aber befähigt uns das als kleiner Amateurverein dann, ihn aus seinem sozialen Umfeld zu verbannen? Wäre das förderlich in einer solchen Situation? Uns fehlen bei diesem Thema auch die konkreten Beispiele, wieso er eine Gefahr für die Kinder im Verein darstellen sollte. Bei uns im Verein gab es im Zusammenhang mit ihm noch nie irgendwelche Vorkommnisse von Pöbeleien, Attacken oder was auch immer.“

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Falls diese konkreten Beispiele jedoch geliefert werden würden, würde der GKSC Hürth „selbstverständlich über weitere Konsequenzen beraten“, sagt Stefan Kurth.

Den besorgten Eltern sei laut EXPRESS.de-Informationen während der Recherchen nahegelegt worden, den Verein ja verlassen zu können, falls sie sich derartige Sorgen um das Wohl ihrer Kinder machen. Das Nizza-Drama beim GKSC Hürth scheint noch nicht auserzählt zu sein.