Bayer feiert sein 160. Jubiläum. Florierende Jahre folgten auf dunkle Zeiten in dem Unternehmen. Und ganz davon abgesehen: Warum heißt der Konzern eigentlich so wie er heißt?
Großkonzern feiert JubiläumBayer sollte eigentlich Beyer heißen – diese kuriose Geschichte steckt dahinter
Am Anfang standen zwei Männer, ein köchelnder Küchenherd und jede Menge Forschergeist… So beginnt die Geschichte der jetzt 160 Jahre alten Bayer AG. Was kaum einer weiß: Ein Betrüger aus Leipzig war schuld, dass Bayer heute Bayer und nicht Beyer heißt.
Stolze 160 Jahre Bayer – das ist eine Erfolgsgeschichte mit vielen hellen und nicht wenigen dunklen Jahren. Und heute mit einer imposanten Bilanz: Weltweit über 100.000 Beschäftigte aus 150 Nationen, über 50 Milliarden Jahresumsatz, vertreten in 83 Ländern.
160 Bayer – so hat alles angefangen
Der neue Bayer-Boss Bill Anderson (56) sagt auf EXPRESS.de-Anfrage zum runden Jubiläum: „Bayer ist ein faszinierendes Unternehmen, das Potenzial des Unternehmens ist riesig. In Zeiten großer geopolitischer Unsicherheit liefern unsere drei Divisionen herausragendes.“
Die drei „Divisionen“ – das sind „Bayer Pharmaceuticals“ (u.a. verschreibungspflichtige Medikamente), „Bayer Consumer Health“ (z.B. Aspirin, Bepanthen, Rennie) und „Bayer Crop Science“ (Landwirtschaft/Ernährung).
Hier geht es zu unserer Umfrage:
Diese drei voneinander unabhängig wirtschaftenden Säulen würden „beispielsweise für die Ernährung einer wachsenden Bevölkerung oder im Kampf gegen ernsthafte Krankheiten“ weltweit einen wichtigen Beitrag leisten. Anderson betont: „Das alles spiegelt sich für mich in unserem Unternehmenszweck „Science for a Better Life“ wider.“
Diese „Wissenschaft für ein besseres Leben“ beginnt am 1. August 1863 in Wuppertal-Barmen. Am Familienherd rühren und köcheln Friedrich Bayer und Johann Friedrich Weskott an einer Geschäftsidee. Ein Kaufmann und ein Färber – klar, es geht um Textilfarben.
Es war die Gründerzeit der chemischen Industrie. Und mit der Industrialisierung und den ersten maschinellen Webstühlen boomt die Herstellung von Tuch – für Kleidung, Möbel, Dekorationen. Dafür entwickelten Bayer und Weskott prägnante, künstliche Farben – mit Erfolg.
Bayer: Auf den großen Erfolg folgen dunkle Jahre
Aus der Zahl der Mitarbeiter, die bei der Gründung der Firma „Friedrich Bayer et Compagnie“ lediglich bei einem lag und den Grundstein für den Weltkonzern legte, waren es zehn Jahre später schon 250.
1881 wird Bayer Aktiengesellschaft. Ein Großteil des neuen Kapitals steckt das Unternehmen in die Forschung. Zu dieser Zeit hat sich die Produktpalette bereits um eine Pharmaziesparte erweitert. Bayer wird zur Apotheke der Welt.
1899 wird mit „Aspirin“ das bis heute berühmteste Produkt des Konzerns patentiert. Aspirin war auch das erste Medikament auf dem Mond. Mit der Arznei startete 1969 die Apollo-Mission. Auch die Bordapotheke der ISS wurde mit Aspirin ausgestattet.
Mit dem 20.Jahrhundert kommen die dunklen Jahre der Unternehmensgeschichte. Im Ersten Weltkrieg produziert Bayer Sprengstoff und Giftgas.
Vor dem Zweiten Weltkrieg geht Bayer mit anderen Unternehmen in der IG Farben auf, die mit den Nazis gute Geschäfte macht. Doch das bekamen die Firmengründer nicht mehr mit. Beide sterben früh, zunächst 1876 der erst 55-jährige Johann Friedrich Weskott, und 1880 dann der fast gleichaltrige Friedrich Bayer.
Ihren Erben hinterlassen sie ein florierendes Unternehmen mit rund 400 Beschäftigten. 1883, nach der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, übernimmt der Chemiker Carl Duisberg das Ruder. Von 1901 bis 1912 verlegte er die Bayer AG auf ein Gelände an den Rhein bei Wiesdorf.
Warum heißt Bayer Bayer? Ein Betrüger war Schuld
Dort hatte bereits ein Apotheker namens Dr. Carl Leverkus den Stammsitz seiner Ultramarinfabrik gegründet und das Areal Leverkusen (offiziell 1930 gegründet) getauft.
Mit Duisberg zogen viele ehemalige Werksarbeiter nach Leverkusen und kamen in neu errichteten Wohnquartieren – klein, eng und unansehnlich – unter. Dort entstand das missmutige Lied „Kann man einen nicht verknusen, schickt man ihn nach Leverkusen. Dort an diesem End der Welt ist man ewig kaltgestellt“.
Immerhin: Zurzeit 6700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (bundesweit rund 23.000) halten es heute am Standort Leverkusen noch aus. Und es sollen künftig noch mehr werden. „Vorstand und Arbeitnehmervertretung haben eine Gesamtbetriebsvereinbarung unterzeichnet und gemeinsam das ‚Zukunftskonzept Deutschland‘ beschlossen“, teilte ein Bayer-Sprecher mit. „Ziel der Vereinbarung ist es, Bayer in Deutschland in den kommenden Jahren strategisch weiterzuentwickeln und so die Basis für nachhaltiges Beschäftigungswachstum ab 2025 zu schaffen.“
Und warum heißt Bayer nun Bayer? Schon weit vor Unternehmensgründung änderte Friedrich Beyer seinen Nachnamen in Bayer. In Leipzig hatte damals sein Namensvetter, ein betrügerischer Kaufmann, von sich reden gemacht. Beyer fürchtete eine Geschäftsschädigung – und hieß ab sofort Bayer. Der Rest ist Geschichte.