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Explosion in LeverkusenAngst und Sorge – aber auch scharfe Kritik an Chempark-Betreiber

Nach der Explosion am 27. Juli im Leverkusener Chempark mit mindestens zwei Toten sind einige Gebäude schwer beschädigt worden.

Nach der verheerenden Explosion im Leverkusener Chempark am Dienstag, 27. Juli, sind schwere Schäden an den Gebäuden zu erkennen.

Nach der Explosion und dem Großbrand in der Sondermüllverbrennungsanlage in Leverkusen-Bürrig sind Anwohner in Sorge vor Gefahren. Gegen den Chempark-Betreiber wird aber auch Kritik laut.

von Jan Voß  (jv)

Leverkusen. Zu einer gewaltigen Explosion und einem Großbrand ist es am Dienstagmorgen (27. Juli) auf einem Gelände des Leverkusener Chemie-Riesen Chempark in Leverkusen gekommen. Es gab mindestens zwei Tote und 31 Verletzte. Fünf Menschen wurden auch am Mittwochmorgen (28. Juli) immer noch vermisst.

Anwohner in Leverkusen sprechen nach Explosion von „Erdbeben“

Die Explosion war so schwer, dass direkte Anwohner im Umfeld der Sondermüllverbrennungsanlage, welche die Tochterfirma Currenta in Bürrig betreibt, von der Wucht eines „Erdbeben“ sprechen. „Das ganze Haus hat gewackelt. Wir haben Angst“, schilderte Gabi Elabor EXPRESS.de schreckliche Momente.

Elabor wohnt gemeinsam mit ihrem Sohn in Wiesdorf, rund 200 Meter Luftlinie entfernt von dem Chempark-Gelände in Leverkusen-Bürrig.

Explosion in Leverkusen: Druckwelle noch im Kölner Norden zu spüren

Die Druckwelle war so stark, dass sogar Anwohner auf der anderen Rheinseite im Kölner Norden sie deutlich spürte. Ein Anwohner aus Merkenich zu EXPRESS.de: „Ich war am Morgen im Homeoffice zuhause und hatte die Balkontür offen. Plötzlich wehte eine riesige Druckwelle durch den Raum. Die Rollos am Fenster flogen wild hin und her.“

Gefahr einer zweiten Explosion in Leverkusen durch Großbrand in Chemie-Firma

Wie groß die Gefahr einer zweiten, vermutlich noch schwereren Explosion am Dienstag war, wird erst später deutlich. Nach Angaben des NRW-Innenministers Herbert Reul (CDU) befand sich ein weiterer Tank in unmittelbarer Nähe zu dem ersten, an dem es zu der Explosion gekommen war.

Der Tank habe 100.000 Liter hochentzündliche, giftige Abfallstoffe enthalten, sagte Reul am Dienstag. Die Feuerwehr habe die Gefahr aber bannen können.

Gigantische Rauchwolke weit über Stadtgrenze Leverkusen

Sorge bereitete unterdessen aber vor allem die Rauchwolke gigantischen Ausmaßes, die durch den Großbrand in der Leverkusener Chempark-Anlage verursacht wurde. Die Rauchschwaden waberten bis zum rund 60 Kilometer entfernten Dortmund, also weit über die Leverkusener Stadtgrenzen hinaus.

Die Luftqualität werde durch ein Messfahrzeug des Landesumweltamtes (LANUV) weiter kontinuierlich überwacht. Aktuell seien keine erhöhten Schadstoffbelastungen in der Luft messbar.

Leverkusen: Gefahren durch Rauchwolke unbekannt – enorme Sicherheitsmaßnahmen

Doch die Frage, was die giftige Wolke eigentlich enthalten hat, wurde bislang noch nicht geklärt – man kann es nur dunkel erahnen, denn die Vorsichtsmaßnahmen waren enorm. Autobahnen wurden gesperrt, Anwohner sollten den Gang nach draußen vermeiden, Spielplätze wurden abgeriegelt.

Eine riesige Rauchwolke steigt nach einer Explosion im Leverkusener Chempark in den Himmel auf.

Eine riesige Rauchwolke steigt nach einer Explosion am Dienstag (27. Juli) im Leverkusener Chempark in den Himmel auf.

Und weiter gilt: Gegenstände oder Nahrungsmittel, auf denen Ruß niedergegangen ist, solle man unbedingt meiden.

Scharfe Kritik an Bayer und Currenta nach Explosion in Leverkusen

„Bayer/Currenta spielen mit dem Feuer“, findet Marius Stelzmann von der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG). Und übt scharfe Kritik: „Dieser Beinahe-GAU zeigt einmal mehr, welche Gefahr von Produktion und Entsorgung chemischer Stoffe ausgeht.“

Tatsächlich ist es nicht der erste besorgniserregende Störfall, zu dem es in dem Entsorgungszentrum gekommen ist.

1980 kam es an fast gleicher Stelle zu einer Explosion mit einem Toten und einigen Verletzten. Im Jahr 2011 erging nach einem Störfall dort ein Sandregen über Teile Leverkusens. 2010 entflammte ein Feuer und 2009 traten nach einem Defekt in der Dosier-Einrichtung der Abluft-Behandlung Schadstoffe aus.

Stelzmann von der CBG: „Offenbar reichten die Sicherheitsanforderungen von Currenta und seinen Auftraggebern im Chempark erneut nicht aus, um die Sicherheit der Arbeiter und Arbeiterinnen und Anwohner und Anwohnerinnen zu schützen.“

Ihre Forderung: „Wirksamer Schutz für die Bevölkerung muss her!“