„Kein Beispiel für Integration“OB von Kölner Nachbarstadt schießt gegen Flüchtling, der nicht abgeschoben wird

Eine Gruppe von Menschen steht um einen Mann herum.

Sekou Sidibe freut sich am Montag (23. September) inmitten seiner Unterstützerinnen und Unterstützer vor dem Rathaus in Leverkusen-Wiesdorf.

Dieser Fall hat in Leverkusen hohe Wellen geschlagen. Nun scheint es zu einem glücklichen Ende gekommen zu sein.

Sekou Sidibe (24) aus Guinea darf in Deutschland bleiben. Nach langem Hin und Her mit der Ausländerbehörde Leverkusen und einem missglückten Abschiebe-Versuch kann er nun seine Lehre zum Dachdecker fortsetzen.

Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) hat dem zugestimmt, obwohl er sagt, dass das Verhalten des Guineers „in keiner Weise ein Beispiel für gelungene Integration sein kann“, berichtet der „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Leverkusen: Flüchtling aus Guinea wird nicht abgeschoben

Die Erleichterung ist groß am Montagnachmittag (23. September) vor dem Rathaus in Wiesdorf. Sekou Sidibe wird nach seinem Termin bei der Ausländerbehörde von einem Tross aus Unterstützerinnen und Unterstützern empfangen. „Ich habe eine Duldung für drei Monate bekommen und darf weiter arbeiten. Ich fühle mich sehr, sehr gut und bin sehr glücklich“, sagt er.

Zum Sinneswandel im Rathaus hat die Empfehlung der Härtefallkommission beim Land NRW geführt. Darin heißt es, dass die Erteilung einer Aufenthaltsgenehmigung, „unter der Bedingung, dass Herr Sidibe gültige Papiere beibringt“, empfohlen wird. Dieser Empfehlung folgt Oberbürgermeister Uwe Richrath.

Allerdings nicht ohne Sekou Sidibe die alleinige Verantwortung dafür zuzuschieben, dass das bisherige Verfahren zu seinem Bleiben in Deutschland gescheitert sei.

Die Ausführungen des Oberbürgermeisters gipfeln in dem Vorwurf, er habe „den erforderlichen Integrationswillen bislang nicht erkennen lassen“. Der junge Mann habe sich vielmehr „durch Unterlassung Zeit verschafft, um auf diesem Wege vollendete Tatsachen zu schaffen. Ein Vorgehen, das in keiner Weise ein Beispiel für gelungene Integration sein kann“.

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Tatsächlich hat Sidibe 2021, im Jahr nach der Ablehnung seines Asylantrags, einen Reisepass bei der Botschaft in Guinea beantragt, diesen aber nicht erhalten. Diesen Antrag will er nun erneut so schnell wie möglich stellen.

Guinea nimmt derweil keine abgeschobenen Staatsbürger mehr auf. Deshalb hat Deutschland seit dem 17. September Rückführungen nach Guinea ausgesetzt. Dabei war der 24-Jährige mit richterlichem Beschluss schon des Landes verwiesen worden.

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Doch bei seiner Ankunft hat der Außenminister des Landes entschieden, dass Sidibe nicht einreisen darf. Er ließ ihm kurzerhand ein Rückflugticket ausstellen. Zwei Tage später, am 2. September, ist die kleine Abschiebereisegruppe wieder in Frankfurt.

FDP-Stadtrat Jörg Berghöfer sagte zu dem Fall: „Sekou Sidibe ist doch eigentlich genau der Migrant, den die Migrationskritiker in unserem Land sich wünschen. Fleißig, ordentlich, lernbegierig und offensichtlich auch gut vernetzt, eine angehende Fachkraft, die auf dem Arbeitsmarkt fehlt.“ (KI/red)