Leona und Nabil sind glücklich verlobt und bereits seit zwölf Jahren zusammen. Was ihnen am Dienstag jedoch vor ihrer eigenen Haustür an rassistischem Hass entgegenschlug, ist für das Paar eine neue Erfahrung.
Rassismus-Eklat bei KölnSchock-Fall für Nabil (36) – passierte direkt vor der Haustür
Es ist ein alltäglicher Moment gewesen, wie ihn wohl die meisten Menschen schon öfter erlebt haben. Doch in wenigen Augenblicken eskalierte die Situation derart, dass Leona (29) und Nabil (36) die Polizei rufen mussten und die Beamtinnen und Beamten eine Anzeige wegen Beleidigung und Volksverhetzung aufnahmen.
Es passierte direkt vor der Haustür des verlobten Paares, gegenüber EXPRESS.de berichtete Leona unter Tränen von dem Erlebnis, welches sich am Dienstag (20. Februar 2024) gegen 16 Uhr in Kerpen ereignete.
Kerpen: Alltägliche Situation endet in wüsten Beleidigungen
Leona und Nabil sind ein glückliches Paar, bereits seit zwölf Jahren zusammen. Sie sind verlobt, die Hochzeit soll bald folgen. Sie sind beide im Sozialwesen tätig, sie als Altenpflegerin und er als Erzieher. Leona ist blond und blauäugig, Nabil hat marokkanische Wurzeln – soweit die Gegebenheiten.
Am Dienstag wartete Leona in ihrem Auto vor ihrer Haustür auf ihren Verlobten. Gegenüber EXPRESS.de beschreibt sie die folgende Situation, die in wenigen Momenten plötzlich gefährlich wurde, so: „Ich stand mit meinem Wagen etwas krumm auf dem Bordstein, ein Behinderten-Transporter musste vorbei. Allerdings funktionierte das nicht, sodass der Fahrer mehrmals hupte. Ich hatte das aber irgendwie nicht wahrgenommen, war durch ein Telefonat mit Nabil abgelenkt.“
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Bereits nach wenigen Augenblicken tauchte dann schon der Fahrer des Transporters wutentbrannt vor Leonas Scheibe auf und warf ihr wüste Beleidigungen entgegen. Ausdrücke wie „dumme Sau“ und „blöde Kuh“ seien vonseiten des Fahrers gefallen, Leona versuchte den etwa 65 bis 70 Jahre alten Mann zu beschwichtigen.
„Es war ja mein Fehler, also wäre ich natürlich auch sofort weggefahren, wenn der Mann mich freundlich drum gebeten hätte. Mit dieser Art der Beschimpfungen hätte ich aber nicht gerechnet. Er ist von jetzt auf gleich komplett hochgefahren“, sagt Leona gegenüber EXPRESS.de.
Schlimmer rassistischer Vorfall in Köln: „Moslems sollten alle verbrennen“
Leonas Verlobter Nabil hatte über die Freisprechanlage mitbekommen, wie sie von dem Transporter-Fahrer angegangen wurde. Er sprach ihn darauf an – und der ältere Mann beschimpfte dann auch Nabil. Und zwar auf menschenverachtende Art und Weise.
Laut Leona und ihrem Verlobten hat der Mann Nabil unter anderem folgende, rassistische Sätze an den Kopf geworfen: „Hitler hätte euch alle in die Gaskammer gesteckt“, „Ihr Moslems solltet alle verbrennen“, „Hitler bräuchte drei Monate, dann wärt ihr alle tot.“
Als Leona im Gespräch mit EXPRESS.de über diese unfassbaren Entgleisungen spricht, kommen ihr die Tränen: „Ich bin immer noch schockiert – und sprachlos bin ich auch. Es war eine alltägliche Situation, eine Nichtigkeit, die diesen lebenserfahrenen Mann so zum Ausrasten gebracht hat. Das macht mir wirklich Angst.“
Nabil filmte den Mann, sprach ihn immer wieder auf seine vorherigen Aussagen an. „Wenn Hitler noch da wäre, wären wir alle in der Gaskammer?“, fragt Nabil. Die Antwort des Mannes: „100 pro!“
Laut Leona habe sich ihr Verlobter schon öfter mit rassistischen Beleidigungen auseinandersetzen müssen, allerdings noch nie in dieser Form: „Wir haben nach dem Vorfall lange miteinander gesprochen und er schafft es zum Glück, es nicht so nah an sich heranzulassen. Mir fällt das allerdings schwerer als ihm, obwohl ich so gesehen ja gar nicht gemeint war.“
Der Vorfall vor ihrer eigenen Haustüre nehme die 29-Jährige sehr mit, vor allem, weil sie den Mann nach Dienstag bereits wiedergesehen hat und er mit seinem Transporter erneut in der Nähe stand, um Menschen mit Behinderung abzusetzen. Leona und Nabil hatten nach dem Vorfall die Polizei gerufen und eine Anzeige gestellt, der Täter war zu diesem Zeitpunkt bereits weitergefahren.
Allerdings kam er Leona zuvor nochmal nahe: „Er stand wenige Zentimeter vor mir, nannte mir seinen Namen und sagte, dass ich ruhig ein Foto von ihm machen soll. Ich konnte mir in der Ausnahmesituation leider nur den Vornamen merken, allerdings kennen wir das Transportunternehmen und das Kennzeichen.“ Diese Informationen liegen auch EXPRESS.de vor.
Die 29-Jährige sagt weiter: „Diese Entwicklung rechter und ausländerfeindlicher Auswüchse macht mir wirklich Sorgen. In den Sozialen Netzwerken sind so viele Kommentare in diese Richtung zu finden, nun hat es meinen Verlobten auch in der Realität getroffen. Vielleicht machen sich diejenigen, die solche Ansichten vertreten, nochmal ihre Gedanken, was sie damit anrichten können.“