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Influencerin will aufklärenFür ihre Fotos bekommt Ann-Christin (25) Hass zu spüren

von Martin Gätke  (mg)

Kalefeld – Auf den ersten Blick wirkt Ann-Christin Kahler wie eine junge Influencerin, die sich gern hübsch macht und ihren Followern ein paar teure Klamotten verkaufen will. Auf einem Foto hat sie ihre blonden Haare nach hinten gebunden, blickt lässig in einen Spiegel. Auf dem nächsten Bild sitzt sie cool mit Sonnenbrille in einem Auto.

Doch wer genauer hinsieht, der erkennt: Das ist gar kein Auto. Die 25-Jährige sitzt auf dem Bock eines riesigen Mähdreschers und fährt damit durch ein Getreidefeld. Ann-Christin ist eben keine normale Mode-Influencerin, die Werbung für Schminke oder modisches Chichi macht. Sie ist eine junge Landwirtin, die regelmäßig von ihrem knüppelharten Alltag berichtet.

Weit über 43.000 Menschen folgen der jungen Frau aus Hessen. Sie zeigt ihnen die Wasserbüffel auf dem Hof ihrer Eltern in Rosenthal-Roda oder wie sie in ihrem Wohnort Kalefeld auf einem benachbarten Hof die ganz großen Maschinen fährt. „Blechporn“ nennt der Insider das – die Liebe zu Landmaschinen in Action.

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Es sind solche Selfies mit Tieren im Stall, die viele Menschen im Netz dazu verleiten, Ann-Christin Hassnachrichten zu schreiben.

Immer mehr junge Landwirte sind in den sozialen Medien unterwegs, um ihre tägliche Arbeit zu zeigen. Sie nennen sich Bauernbengel oder Deichdeern. Junge Frauen und Männer, die oft mit Misstrauen konfrontiert sind, und die deshalb über Themen wie Ackerbau und Tierhaltung aufklären wollen – als Blogger und Influencer wie Ann-Christin.

Influencerin Ann-Christin startete als „Gülleprinzessin”

Sie hat vor rund fünf Jahren als Gülleprinzessin – so lautete ihr Spitzname in der Ausbildung – damit begonnen, regelmäßig Bilder und Videos zu posten. Die Zahl der Follower stieg und stieg, mittlerweile liken rund 4000 Menschen regelmäßig die Posts der Landwirtin.

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Junge Menschen aus der Agrarbranche tummeln sich zunehmend in sozialen Medien – so wie Ann-Christin.

Eine junge Frau in einer waschechten Männerdomäne – Ann-Christin arbeitet bei einem Landmaschinenunternehmen, präsentiert Landwirten neue Technologien im Bereich Ackerbau. Nicht immer ist ihr Job leicht, gibt sie gegenüber „Bento“ zu.Sie berichtet, dass ein Landwirt mal gefragt habe, was sie auf dem Mähdrescher zu suchen habe. Frauen gehörten in die Küche.

Ann-Christin: „Manche nehmen mich nicht ernst, weil ich jung bin”

„Manche nehmen mich nicht ernst, weil ich jung bin – und eine Frau“, sagt sie. Über solche Aussagen könne sie nur lachen.Ann-Christin bekommt mittlerweile auch viele Anfragen für Werbung oder Auftritte. „Ich lehne aber auch vieles ab“, erzählt sie. So habe sie weder für Bio-Tampons werben noch bei einer Fernseh-Doku mitmachen wollen.

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Ann-Christin Kahler und Angus-Rind „Domina”.

Nach Postings über das Schlachten oder über Spritzmittel habe sie auch Hasskommentare bekommen, berichtet sie. „Ich versuche dann zu erklären, sachlich zu bleiben und blockiere notfalls auch Leute.“

Hass auf Instagram kommt von vielen Menschen, die sich vegan ernähren

Der meiste Hass, so sagt sie „Bento“, komme von Menschen, die sich vegan ernähren. Schon ein Foto, auf dem ein Tier in einem Stall zu sehen ist, sorge für Kritik.“ Deshalb passe ich auf, was ich poste“, sagt Ann-Christin. Auch bei ihremPrivatleben. „Ich gebe gerne Tipps und teile meine Erfahrungen, aber ich erzähle nicht von Partys oder der Beziehung zu meinem Freund.“

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Die 25-Jährige setzt sich für die Wertschätzung von Landwirten ein, wird dafür auch politisch. So nahm sie etwa bei einer großen Treckerdemo im Raum Hannover teil. „Wir wollen ein Zeichen setzen, uns zeigen“, sagt sie ihren Followern. Man habe nichts gegen Umweltauflagen oder neue Verordnungen, erklärt sie. Aber die Bürokratie könne man nicht mehr stemmen. Sie fühle sich als Landwirtin nicht gesehen. (dpa/mg)