Der Juli 2023 war der heißeste Monat, der jemals gemessen wurde. Die hohen Temperaturen auf der Erde sorgen dafür, dass das Meereis in der Antarktis immer weiter schwindet. Das könnte zu drastischen Konsequenzen führen – für den gesamten Planeten.
„Ist vielleicht der Anfang vom Ende“Neue Grafik zeigt alarmierende Entwicklung für unsere Erde
Während in dem einen Teil der Welt verheerende Waldbrände Städte und Landflächen zerstören, wie zuletzt in Hawaii, schmilzt auf der anderen Seite das Meereis immer weiter.
Es scheint, als würden sich die Klimaextreme in diesem Jahr immer mehr häufen: Fachleute haben diese Entwicklung zwar vorhergesagt – sind aber dennoch von vielen Ereignissen überrascht.
Antarktis: Eisfläche so groß wie Mittelmeer fehlt
Der Juli 2023 war nach Angaben des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus im globalen Mittel gut 16,95 Grad warm – und damit etwa 0,33 Grad heißer als der bisherige Rekord-Juli 2019 (16,63 Grad). In der Antarktis wiederum werden regelmäßig neue Rekord-Tiefstwerte gemessen.
Nun ist auf dem Meereisportal, ein Gemeinschaftsprojekt des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) in Zusammenarbeit mit dem Institut für Umweltphysik (IUP) der Uni Bremen, eine neue alarmierende Grafik veröffentlicht worden.
Um mehr als 2,1 Millionen km² unterschreitet die mittlere Eisausdehnung den Langzeitmittelwert der Jahre 1979 bis 2022 bereits. Das ist in etwa die Fläche des Mittelmeeres oder die sechsfache Fläche Deutschlands, die fehlt.
Die Ausdehnung des Meereises wächst im Normalfall, wenn der arktische Sommer endet – das ist im Februar der Fall. Doch diesmal ist die bedeckte Fläche deutlich kleiner als im Durchschnitt in den vergangenen 40 Jahren.
Dieses fehlende Eis könnte einen erheblichen Einfluss auf das globale Klima haben, befürchten Fachleute.
„Sowas hat es noch nie gegeben, seit wir Satelliten haben“, sagte Christian Haas, Leiter der Sektion Meereisphysik am Alfred-Wegener-Institut (AWI), gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Bisher habe sich die Meereis-Fläche im antarktischen Winter immer wieder erholt. Die aktuelle Situation könne weitreichende Konsequenzen haben.
Haas: „Die Frage ist, ob es der Anfang vom Ende des Meereises in der Antarktis ist. Wenn es so weitergeht, wird es im Sommer gar kein Meereis mehr geben.“
Die Folgen wären gravierend, denn das Eis auf den Ozeanen beeinflusst den Strahlungshaushalt der Erde, die Meeresströmungen, das Wetter und das Klima. Es ist auch Lebensraum für zahlreiche Arten – von winzigen Mikroorganismen über Fische bis hin zu Pinguinen und Walen.
Antarktis: Wichtige Umwälzpumpe stottert bereits
Die Ozeane entscheiden wesentlich mit darüber, wie sich die Energie der Sonne auf der Erde verteilt: Fehlt etwa das weiße Meereis, das das Licht zurück ins All reflektiert, absorbiert der dunkle Ozean Sonnenenergie und erwärmt sich noch weiter. Noch mehr Eis schmilzt und der gesamte Prozess verstärkt sich so noch.
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Das wiederum hat erheblichen Einfluss auf Meeresströmungen, also darauf, wie sich Wassermassen in den Ozeanen über die Erde bewegen. Es gibt Hinweise darauf, dass sich schon jetzt die Antarktische Umwälzzirkulation verlangsamt, die das Erdklima reguliert. Kaltes, sauerstoffreiches Wasser schießt dabei vom Schelf des Kontinents in die Tiefsee, gilt als einer der großen Motoren der globalen Meeresströmungen.
Doch dieser Motor scheint bedrohlich zu stottern, wie ein Forschungsteam jüngst herausgefunden hat. Demnach habe sich die Zirkulation in der Region bereits um ein Drittel verlangsamt. Damit wäre der Rückgang schon viel früher und vielleicht noch stärker, als bislang befürchtet wurde. Diese „Umwälzpumpe“ fungiert wie eine Lunge der Erde. Durch sie werden Wärme, Kohlenstoff, Sauerstoff und Nährstoffe rund um den Globus transportiert – ein Prozess, der das Klima, den Meeresspiegel und vieles mehr beeinflusst.
Die Studie zeigt außerdem, dass sich diese Umwälzzirkulation in der Antarktis in den nächsten 30 Jahren um mehr als 40 Prozent verlangsamen wird, sollten sich die globalen Kohlenstoffemissionen nicht verändern. Die wichtigen Strömungen würden nach und nach auf einen Kollaps zusteuern. So ein Kollaps würde das globale Klima und die marinen Ökosysteme für die kommenden Jahrhunderte beeinträchtigen.