Entdeckung in der AntarktisForschungsteam beunruhigt – Lage wird immer dramatischer

Ein Eisberg im südlichen Ozean, während der chinesische Eisbrecher «Xuelong 2» vorbeifährt. Umweltschützer aus aller Welt haben vor dem Beginn der 41. Konferenz der Antarktis-Kommission CCAMLR dringend die Ausweisung neuer Schutzgebiete rund um den Südkontinent sowie strengere Auflagen für die Krillfischerei gefordert. (zu dpa "Meeresschutzgebiete und Krill: Antarktis-Kommission tagt in Hobart") +++ dpa-Bildfunk +++

Unser Symbolfoto zeigt einen Eisberg im südlichen Ozean im Jahr 2020.

Die beunruhigenden Nachrichten aus der Antarktis nehmen weiter zu. Nun machte ein Forscher-Team erneut eine besorgniserregende Entdeckung.

Die Lage in der Antarktis wird immer dramatischer. Nicht nur schmilzt das Eis auf dem Kontinent immer schneller, wie eine Studie kürzlich herausfand. Es bildet sich auch immer weniger Eis.

Das Eiswachstum war in diesem Jahr so gering wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen, teilte das Nationale Schnee- und Eisdatenzentrum der USA (NSIDC) am Montag (25. September 2023) mit.

Antarktis: Eiswachstum liegt weit unter bisherigem Rekordtief

Das Eis auf den Meeren rund um die Antarktis, das während des Winters auf der Südhalbkugel zunimmt, erreichte am 10. September eine maximale Ausdehnung von 16,96 Millionen Quadratkilometern. Das war die geringste Maximalausdehnung seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen 1979, teilten Forschende der NSIDC und Nasa mit.

Die Maximalausdehnung liege sogar 1,03 Millionen Quadratkilometer unter dem bisherigen Rekordtief, erklärte das an der Universität von Colorado angesiedelte NSIDC. Das geringe Eiswachstum betreffe zudem den gesamten Kontinent und nicht nur eine einzelne Region.

Das Meereis in der Antarktis schmilzt immer im Sommer stark ab und baut sich im Winter wieder auf. Der Höchstwert wird meist im September erreicht. Die NSIDC-Forscher gehen daher davon aus, dass der Messwert vom 10. September nicht mehr überschritten wird.

Im Februar, also auf dem Höhepunkt des Sommers auf der Südhalbkugel, hatte das NSIDC eine minimale Ausdehnung des Meereises von 1,79 Millionen Quadratkilometern gemessen – ebenfalls ein Negativ-Rekord. Das Eiswachstum war dann den ganzen Winter über ungewöhnlich langsam.

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Das antarktische Meereis galt jahrzehntelang als relativ stabil und nahm – anders als das arktische Meereis – sogar leicht zu. Seit August 2016 sei aber in fast allen Monaten ein starker Rückgang verzeichnet worden, erklärte das NSIDC. Die Ursachen sind noch umstritten. Einigen Expertinnen und Experten zufolge lässt sich bisher kein klarer Zusammenhang mit dem Klimawandel herstellen.

Laut dem NSIDC hängt das geringe Eiswachstum in diesem Jahr mit einer Erwärmung der obersten Wasserschicht im Südpolarmeer zusammen. „Es besteht die Sorge, dass dies der Beginn eines langfristigen Rückgangs des antarktischen Meereises sein könnte, da sich die Ozeane weltweit erwärmen“, warnten die Forscherinnen und Forscher. (afp/ls)