ArktisForschende auf Eisbrecher beobachten ungewöhnliches Phänomen

Eisnbrecher Polarstern: Das Schiff ist in der Arktis unterwegs. Unser Symbol-Foto zeigt einen Fesselballon und das Schiff im Jahr 2021.

Eisnbrecher Polarstern: Das Schiff ist in der Arktis unterwegs. Unser Symbol-Foto zeigt Forschende mit einem Fesselballon und das Schiff im Jahr 2021.

Das war eine Überraschung: Forschende haben auf einer Expedition in der Arktis ein ungewöhnliches Phänomen entdeckt – entgegen ihrer Erwartungen.

Am Samstag (30. September 2023) wird der Eisbrecher „Polarstern“ nach einer zweimonatigen Nordpol-Expedition unter der Leitung von AWI-Direktorin Antje Boetius zurück in Bremerhaven erwartet.

Einen Tag vor der Rückkehr hatte Marcel Nicolaus, Meereisphysiker am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut, Verblüffendes zu berichten: Das Meereis in der zentralen Arktis ist in diesem Sommer nicht ganz so stark abgeschmolzen wie erwartet. Stattdessen habe im August und September ungewöhnlich viel Schnee auf dem Meereis gelegen.

Ungewöhnliches Phänomen: Arktisches Eis im Sommer von Schnee bedeckt

„Das arktische Meereis zeichnet sich eigentlich dadurch aus, dass im Sommer kein Schnee mehr drauf ist und es mit Tümpeln überzogen ist“, sagte Nicolaus auf einer Online-Pressekonferenz, die von Bord aus übertragen wurde. Eine Erklärung für das Phänomen sei das ungewöhnlich stabile Tiefdruckgebiet im Sommer, das für kalte Polarluft in der Arktis gesorgt habe.

Eigentlich hatten die Forschenden angesichts des weltweiten Rekordsommers 2023 und der schnellen Schmelze im Mai und Juni besonders wenig Meereis in der Zentralarktis erwartet. Stattdessen betrug die Eisdicke rund 1,2 Meter – und damit mehr als in den besonders schlechten Jahren 2020 und 2012.

„Das war außergewöhnlich“, sagte Nicolaus. „Der Schnee hat das Eis gerettet.“ Der Schnee habe dafür gesorgt, dass das Eis von der Oberflächenschmelze geschützt gewesen sei.

Gleichzeitig hätten sich anders als üblich kaum Eisalgen auf der Unterseite des Meereises gebildet. „Das Eis hat völlig anders ausgesehen als die Jahre zuvor, es war sozusagen tot“, sagte Antje Boetius. Früher hätten ganze Algenwälder unter dem Eis gehangen, die als Nährstofflieferant für das Ökosystem unter Wasser dienten. (dpa)