Mitten in der ArktisForschende machen schockierenden Fund aus Deutschland

Es ist eine bedrückende Erkenntnis, welche die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts nun machen mussten: Sie haben den Müll genauer untersucht, der in der Arktis an die Strände gespült wird. Welches bitteres Fazit sie ziehen müssen, sehen Sie oben im Video.

von Martin Gätke  (mg)

Über fünf Jahre lang haben die Forschenden des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) zusammen mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern Plastikmüll an den Stränden von Spitzbergen gesammelt. Herausgekommen ist eine gewaltige Menge: Über 1,6 Tonnen wurden angespült.

Nun haben die Forschenden diese Müllmassen genauer untersucht – ihr schockierendes Ergebnis sehen Sie oben im Video.

Seit Jahrzehnten schon ist bekannt, dass Plastikmüll ein gewaltiges globales Problem ist. Er verschmutzt nicht nur große Teile unserer Meere, sondern verschont auch nicht die vermeintlich unberührte Wildnis im hohen Norden. Auch mitten in der Arktis ist Müll zu finden, ebenso wie im arktischen Ozean.

Doch woher dieser Müll genau stammt, war lange nicht bekannt. Bis jetzt. Ein Citizen-Science-Projekt des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), liefert jetzt erstmals wichtige Antworten auf diese Frage. Und die dürften auch uns Deutschen überhaupt nicht gefallen.

Die Auswertung des AWI zeigt, dass 80 Prozent Plastikmüll ist, das meiste ließe sich zwar der Fischerei zuordnen, ließe aber eben kaum Rückschlüsse auf deren Herkunft zu. Doch bei rund einem Prozent habe man noch die Aufschriften und Einprägungen auf den Verpackungen erkennen können.

Die Arktis wird zum „Endlager“ für Müll aus aller Welt

So haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herausfinden können, dass nicht nur die direkten Anrainerstaaten der Arktis für den Müll verantwortlich sind – er stammt auch aus fernen Ländern.

Besonders bitter: Ein Vergleich der neuen Daten mit vorherigen Erhebungen an der Meeresoberfläche und dem Tiefseeboden zeigt laut der Studie des AWI, dass arktische Strände deutlich mehr Müll anreichern und eine Art ‚Endlager‘ darstellen. Die Abfälle aus Plastik würden arktische Ökosysteme außerdem vor zusätzliche Herausforderungen stellen, da sie durch die steigenden Temperaturen im Zuge des Klimawandels ohnehin schon extrem belastet sind: Die Arktis erhitzt sich viermal schneller als das globale Mittel.

Nun fordern die Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler, dass nicht nur das Abfallmanagement vor Ort – insbesondere auf Schiffen und in der Fischerei – verbessert werden muss. Sondern auch globale Plastikproduktion muss reduziert werden, hauptsächlich in den Industrienationen Europas. „Das unterstreicht einmal mehr die Dringlichkeit für ein ambitioniertes und rechtsverbindliches UN Plastik Abkommen, das aktuell verhandelt wird und 2024 in Kraft treten soll“, erklärt AWI-Expertin Melanie Bergmann.