„Dringend“Deutsche Forschende machen schreckliche Entdeckung im Wasser der Arktis

Ein Schwarm Polardorsche im Laborbecken, Tromsø, Norwegen.

Ein Schwarm Polardorsche im Laborbecken in Tromsø (Norwegen). Forschende des Alfred-Wegener-Instituts AWI befürchten erhebliche Folgen von steigenden Temperaturen und Meereisrückgang für den wichtigsten Fisch im Nordpolarmeer: den Polardorsch.

Das Eis schmilzt und schmilzt – gnadenlos. In der Antarktis fällt die Meereseisfläche auf ein Rekordtief, auch in der Arktis geht die Meereisbedeckung immer weiter zurück. Das hat drastische Folgen, wie nun Forschende des Alfred-Wegener-Instituts herausgefunden haben.

von Martin Gätke  (mg)

Anfang August ging es los: Erneut machte sich die Polarstern am Nachmittag des 3. August zu einer Expedition zum Nordpol auf. Vom norwegischen Tromsø aus geht es für die 100 Frauen und Männer Richtung Norden, zum Arktischen Ozean. Dort wollen die Forschenden, darunter auch eine 50-köpfige Expedition des Alfred-Wegener-Instituts – Helmholtz-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven, das Meereis unter die Lupe nehmen.

Denn es gibt kaum Erdteile auf der Welt, die sich aktuell so heftig erwärmen wie Antarktis und Arktis. Die Temperaturen in der Atmosphäre dort drei- bis viermal schneller als im globalen Mittel – und die Folgen dieser Erwärmung haben schon jetzt dramatische Auswirkungen.

Arktis: Deutsche Forschende machen bittere Entdeckung

Denn je wärmer die Arktis wird und je mehr Meereis verschwindet, desto dramatischer werden auch die Folgen für den wichtigsten Fisch im Nordpolarmeer: den Polardorsch. Er ist die am häufigsten vorkommende Art im Arktischen Ozean – und wichtige Nahrungsgrundlage für viele Meeressäuger, die am Nordpol leben –Ringelrobben, Narwale, Belugas zum Beispiel.

Ein internationales Studienteam, zu denen auch Forschende des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) zählen, hat nun die wichtigsten wissenschaftlichen Arbeiten zum Polardorsch der vergangenen Jahrzehnte ausgewertet. Das erschreckende Ergebnis: Der bereits weit fortgeschrittene Rückgang der arktischen Meereisbedeckung könnte sich erheblich auf die künftige Verbreitung der Art auswirken.

Arktis: „Ergebnisse zeigen, dass dringend gehandelt werden muss“

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass dringend gehandelt werden muss, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die arktischen Polardorschbestände abzuschwächen“, erklärt Maxime Geoffroy, Meeresbiologe am Fisheries and Marine Institute der Memorial University of Newfoundland in Kanada, einem Autor der Studie, die nun im Fachmagazin „Elementa: Science of the Anthropocene“ veröffentlicht wurde.

„Die Veränderungen betreffen nicht nur den am häufigsten vorkommenden Fisch der Arktis, sondern stören auch das empfindliche Gleichgewicht des gesamten arktischen Ökosystems.“

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Ein wichtiger Bestandteil der Studie sei es gewesen, die Zukunftsaussichten für den Polardorsch zu bewerten, erklärt Dr. Hauke Flores, Meeresbiologe am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar-Meeresforschung. Der Rückgang des Meereises und die Erwärmung der Ozeane seien dabei die größten Bedrohungen für die Zukunft Fisches.

Der Polardorsch Boreogadus saida in der Arktis.

Der Polardorsch Boreogadus saida in der Arktis. Der Klimawandel bedroht Polardorschbestände in der Arktis massiv, wie Forschende nun herausgefunden haben.

Die jüngsten Lebensstadien seien dabei am anfälligsten, so Flores. „Das Meereis ist für diesen Fisch sehr wichtig. Den Eiern und bis zu zwei Jahre alten Jungfischen bietet es Schutz vor Räubern. Umgekehrt finden die Jungfische unter dem Eis selbst im Winter Nahrung. Der Meereisrückgang hat daher nicht nur künftig, sondern auch heute schon erhebliche Auswirkungen auf den Polardorsch.“

Laut Studie führt der Rückgang es Eises auch dazu, dass der Polardorsch verstärkt Raubtieren und Konkurrenten aus dem Nordatlantik ausgesetzt ist.

Seevogelarten und größere Fischarten aus südlich gelegenen Regionen dehnten ihr Verbreitungsgebiet auch auf bisher unzugängliche Gebiete aus. Das alles könnte „kaskadenartige Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem haben“, teilt das AWI mit.