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„Hexenfinger“Forschende machen schrecklichen Fund im Bauch dieser Schildkröte

Bild einer der toten Unechten Karettschildkröten an der Küste Zyperns:  Über 40 Prozent der Schildkröten dort hatten Plastikstücke im Körper.

Bild einer der toten Unechten Karettschildkröten an der Küste Zyperns: Über 40 Prozent der Schildkröten dort hatten Plastikstücke im Körper.

Britische Forschende haben insgesamt 135 Schildkröten untersucht, die tot an der Küste Zyperns aufgefunden worden waren. Ein großer Teil der toten Tiere enthielten Plastikstücke. In einer der Schildkröten wurde ein besonders schockierender Fund gemacht.

von Martin Gätke  (mg)

Seevögel, Wale, Delfine, Robben und auch Meeresschildkröten – das sind die Tiere, die am meisten unter dem Plastikmüll im Meer leidet, den die Menschen dort hinterlassen. Viele Tiere, die etwa Plastik für Nahrung halten und fressen, sterben einen langsamen und qualvollen Tod.

Auch ein großer Teil der 135 Unechten Karettschildkröten, die tot an der Küste Zyperns gefunden worden waren, hatten sogenanntes Makroplastik im Körper: Dieser Müll weist eine Größe zwischen 200 und 500 Millimeter auf und stammt etwa aus Haushalten oder der Industrie. Britische Forschende der University of Exeter haben sich die Tiere genauer angeschaut – und einen besonders erschreckenden Fund machen müssen.

„Die Reise dieses Spielzeugs zeigt und den Zyklus von Plastik“

Laut einem neuen Artikel in der Zeitschrift „Marine Pollution Bulletin“ wurden in den Eingeweiden dieser Schildkröten 492 Plastikstücke gefunden, wobei eine einzige Schildkröte sogar 67 Plastikstücke enthielt. Eines der unglücklichen Reptilien hatte sogar den Plastikfinger einer Halloween-Figur verschluckt, vermutlich einer Hexe.

„Die Reise dieses Halloween-Spielzeugs – vom Kinderkostüm bis in das Innere einer Meeresschildkröte – zeigt uns den Lebenszyklus von Plastik“, sagt Autorin Emily Duncan, Forscherin am Center for Ecology and Conservation der University of Exeter.

Unechte Karettschildkröten sind eine der größten Meeresschildkrötenarten. Sie legen riesige Entfernungen zurück, schwimmen Tausende von Kilometern zwischen ihren Nistplätzen und ihren Nahrungsgründen.

Der Finger eines Halloween-Kostüms wurde im Bauch einer toten Schildkröte gefunden.

Der Finger eines Halloween-Kostüms wurde im Bauch einer toten Schildkröte gefunden.

Die Weibchen kehren an die Strände zurück, an denen sie geboren wurden, um ihre Eier abzulegen, typischerweise während der Brutzeit. Sie graben Nester und legen über 100 Eier, die sie dann mit Sand bedecken, bevor sie ins Meer zurückkehren.

Sie werden auf der Roten Liste der International Union for Conservation of Nature als gefährdete Art aufgeführt. Der Mensch stellt die größte Bedrohung dar: Die in der Studie untersuchten Schildkröten wurden zwischen 2012 und 2022 entweder tot an den Stränden Nordzyperns angeschwemmt oder versehentlich als Beifang in Fischernetzen gefunden.

Schildkröten denken, Plastik wäre ihre Nahrung

Die Studie ergab, dass von den 131 erwachsenen Tieren 57 Makroplastik in ihrem Körper enthielten. Ob die Kunststoffe zum Tod führte, ist dabei nicht ganz klar.

Klar ist aber: Schildkröten fühlen sich dem Plastik hingezogen. Bestimmte Arten von Plastik wurden häufiger im Inneren der Schildkröten gefunden, meist durchsichtige oder helle Plastikfolien. „Die von uns gefundenen Kunststoffe waren größtenteils blattförmig, klar oder weiß“, erklärt Duncan. Dies deute darauf hin, dass die Schildkröten möglicherweise Kunststoffe fressen, die so ähnlich wie ihr natürliches Futter aussehen.

Könnte auch der Hexenfinger wie Nahrung augsehen haben? „Schildkröten ernähren sich von gallertartiger Beute wie Quallen oder Krebstieren, gut möglich, dass dieser Gegenstand wie eine Krabbenschere ausgesehen haben könnte“, erklärt Duncan.