„Erschreckend“Forschende machen schockierenden Fund am Strand

Dieses Foto, das von der Federal University of Parana veröffentlicht wurde, zeigt das Plastikgestein am Strand von Trindade.

Dieses Foto, das von der Federal University of Parana veröffentlicht wurde, zeigt das Plastikgestein am Strand von Trindade.

Seit vielen Jahren sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fasziniert von der eigentümlichen Geologie der brasilianischen Vulkaninsel Trindade inmitten des Atlantischen Ozeans. Nun mussten sie an ihren Stränden einen schockierenden Fund machen.

von Martin Gätke  (mg)

Trindade, die „Insel der Dreifaltigkeit“ – die kleine, gerade einmal sechs Kilometer lange und drei Kilometer breite Insel ist ein faszinierendes Kleinod inmitten des Atlantischen Ozeans. Sie liegt über 1.100 Kilometer vom Festland entfernt im Meer und ist ein einziges Forschungslabor – vor allen Dingen für Geologinnen und Geologen.

Denn Trindade ist ein einziger aktiver Vulkan mit Kratern und zahlreichen Lavakuppeln. Überall zeugen schwarze, klüftige Erhebungen von den Eruptionen. Menschen wohnen dort nicht, es gibt nur einen Marineposten. Dennoch sind die Spuren der Menschen auf der Insel allgegenwärtig, wie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nun feststellen mussten. Sie haben eine schockierende Entdeckung an den Stränden von Trindade gemacht.

Plastikmüll: Forschende machen „neuen und erschreckenden“ Fund

Die Forschenden haben nun Gestein aus Plastikmüll gefunden – sogenanntes „plastic rock“. Es schimmert grünlich an den Stränden der Insel. Geschmolzenes Plastik hat sich dort mit dem Felsgestein der Insel verbunden und eine neue „Gesteinsart“ ist entstanden. Das zeigt, wie dramatisch der Mensch die Umwelt und Natur selbst in ferneren Gegenden der Erde verändert.

„Das ist neu und erschreckend zugleich, weil die Verschmutzung nun die Geologie erreicht hat“, so beschrieb es Fernanda Avelar Santos, Geologin an der Federal University of Parana, eine staatliche brasilianische Universität mit Sitz in Curitiba, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Santos und ihr Team führten mehrere chemische Tests mit dem „plastic rock“ durch, um herauszufinden, welche Art von Kunststoffen sich in den Gesteinen befinden, die auch als „Plastiglomerate“ bezeichnet werden – ein Wortgebilde aus „Plastik“ und „Konglomerate“. Geschmolzenes Plastik, das sich mit Vulkangestein, Korallenstücken und Sand fest verbindet.

„Plastik rock“: Erstmals 2006 auf Hawaii gefunden

Der Ozeanograf Charles Moore entdeckte sie erstmals 2006 auf Hawaii. Mittlerweile sind diese menschengemachten Gebilde rund um den Globus zu finden: auf Madeira zum Beispiel oder im Mittelmeer, an den Stränden der Toskana. Nun wurden „Plastiglomerate“ erstmals auch auf Trindade entdeckt.

„Wir haben festgestellt, dass die Verschmutzung hauptsächlich von Fischernetzen stammt, die an den Stränden von Trinidade Island sehr häufig vorkommen“, erklärt die Geologin Fernanda Avelar Santos.

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„Die Netze werden von den Meeresströmungen mitgerissen und sammeln sich am Strand an. Wenn die Temperatur steigt, schmilzt der Kunststoff und verbindet sich mit dem natürlichen Material des Strandes.“

Heraus kommen jene grünlich-bläulich schimmernden „Plastikfelsen“ an den Stränden.

Die Geologin Fernanda Avelar Santos untersucht die Plastiglomerate von der Insel Trindade.

Die Geologin Fernanda Avelar Santos untersucht die Plastiglomerate von der Insel Trindade.

Fatal: Trindade ist einer der weltweit wichtigsten Schutzgebiete für die Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas), die zu Tausenden dorthin kommen, um ihre Eier zu legen.

Die brasilianische Marine schützt die nistenden Schildkröten – doch vor dem Plastikmüll kann sie niemand schützen. „Der Ort, an dem wir diese Proben gefunden haben, ist in der Nähe der Stelle, an der die Schildkröten ihre Eier ablegen“, sagte Santos.

Nun wollen sie und ihr Team weitere Untersuchungen anstellen, um herauszufinden, wie sehr der Mensch die Geologie und Ökologie vor Ort beeinträchtigt.