Gute Nachricht des TagesTierart kurz vor dem Aussterben – ungewöhnliche Methode soll sie retten

Eizellen werden präpariert.

Das Nördliche Breitmaulnashorn soll mittels künstlicher Befruchtung vom Aussterben gerettet werden. Das Symbolfoto entstand 2015 und zeigt die Präparation von Eizellen.

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Weltweit sind aktuell 22 Prozent der Säugetiere vom Aussterben bedroht. Die Nördlichen Breitmaulnashörner trifft es besonders stark. Ursache für das Aussterben ist der Mensch, der Jagd auf die Tiere gemacht und sie aus ihrem Lebensraum vertrieben hat. Inzwischen leben von der Unterart nur noch die zwei Weibchen Najin und Fatu in Kenia.

Das letzte Männchen musste 2018 eingeschläfert werden, eine natürliche Fortpflanzung ist für die Art also nicht mehr möglich. Professor Thomas Hildebrandt vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung und sein Team vom Projekt BioRescue wollen nicht zulassen, dass die Nördlichen Breitmaulnashörner aussterben, berichtet das „Good News Magazin“.

Keine Männchen mehr: Projekt will Nördliches Breitmaulnashorn retten

„Das Nördliche Breitmaulnashorn war eine Schlüsseltierart für viele Pflanzen und Tiere. Diese drohen jetzt ebenfalls zu verschwinden – und das wird gravierende Folgen haben“, sagt BioRescue-Projektleiter Prof. Thomas Hildebrandt.

Das Team der Rettungsmission hat schon vor 20 Jahren begonnen, das Sperma von Nördlichen Breitmaulnashorn-Bullen zu kryokonservieren, also in flüssigem Stickstoff einzufrieren und aufzubewahren. Mit Hochtechnologien haben sie Najin und Fatu in der Ol Pejeta Conservancy in Kenia nun mit einem patentierten Spezialgerät unreife Eizellen entnommen. Die Eizellen wurden in Petrischalen mit dem Sperma der bereits verstorbenen Bullen befruchtet. 14 Embryonen konnten dadurch bereits in flüssigem Stickstoff konserviert werden.

Weil Najin und Fatu nicht mehr in der Lage sind, Nachwuchs auszutragen, sollen die Embryonen bald von Südlichen Breitmaulnashorn-Weibchen als Leihmütter ausgetragen werden. Diese kommen wegen ihrer nahen Verwandtschaft zu den Nördlichen Breitmaulnashörnern infrage. Damit ein Jungtier bei seinen Artgenossen aufwachsen kann, soll der Embryotransfer in Kenia stattfinden.

„Wir betreten mit unserem Vorhaben Neuland im Artenschutz und wir wissen, dass wir enormen Aufwand betreiben, um Nachkommen von Najin und Fatu zu erzeugen. Doch der ökologische Schaden des Aussterbens des Nördlichen Breitmaulnashorns wäre enorm – faktisch ist er es schon jetzt. Es ist unsere Verantwortung, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um unsere Fehler zu korrigieren“, meint BioRescue-Projektleiter Prof. Thomas Hildebrandt weiter.

„Enormer ökologischer Schaden“: Umdenken zum Schutz neuer Populationen

Die Verfahren des BioRescue-Programms werden von einem Team aus Tierethikern und Tierethikerinnen begleitet und kontinuierlich einer ethischen Risikobewertung unterzogen, um bei den Eingriffen auch das Tierwohl zu wahren. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert.

Um auf lange Sicht Voraussetzungen für eine neue Population der Nördlichen Breitmaulnashörner zu schaffen, wird es laut Hildebrandt Jahrzehnte dauern. Und die bisherige Prozedur reicht dafür nicht aus. Forscher und Forscherinnen vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) arbeiten mit Partner und Partnerinnen etwa aus München und Japan aktuell daran, mithilfe von Stammzellen, Eizellen und Spermien im Reagenzglas zu erzeugen.

„Mit Hochtechnologie wollen wir erreichen, dass die Natur wieder das Steuer übernimmt“, so Hildebrandt. Er und sein Team haben die Hoffnung, dass ein Umdenken in der Gesellschaft stattfindet und die neue Population von der kommenden Generation geschützt werden wird. (gnm)