„Es ist eine Katastrophe“Nasa veröffentlicht jetzt dramatische Satellitenbilder

Warmes Wetter führte im Juni und Juli 2023 zu erheblicher Schmelze, insbesondere im südlichen Teil Grönlands.

Warmes Wetter führte im Juni und Juli 2023 zu erheblicher Eisschmelze, insbesondere im südlichen Teil Grönlands. Das Satellitenfoto wurde vom Earth Obervatory der Nasa veröffentlicht.

Seit Jahrtausenden war es in einem Monat nicht so heiß wie in diesem Juli, erklärte die Weltwetterorganisation jüngst. Welche dramatischen Folgen das hat, ist nun auf neuen Satellitenbildern der US-Weltraumorganisation Nasa eindrucksvoll zu sehen.

von Martin Gätke  (mg)

„Ära des globalen Kochens“ – so bezeichnete UN-Chef Antonio Guterres die jüngsten Messdaten der Weltwetterorganisation (WMO): Der Juli dürfte, so berichtete die Behörde zusammen mit dem europäischen Klimawandeldienstes Copernicus, der bislang heißeste Monat seit Tausenden von Jahren sein.

Die drei Wochen Anfang des Monates waren demnach der wärmste jemals gemessene Dreiwochenblock. 2023 könnte den bisherigen Rekord von 2016 als heißestes Jahr brechen, erklärte die WMO.

Klimawandel: Nasa veröffentlicht dramatische Satellitenbilder

Dies haben auch Nasa-Forschende bereits vermutetet: Der Juli, ein möglicher Kandidat für den Jahrtausend-Hitzemonat. Auf neuen Satellitenbildern des Nasa Earth Observatory ist nun zu sehen, welch heftige Auswirkungen die hohen Temperaturen auf Grönland haben: Dort ist die arktische Eisdecke in dramatischem Ausmaß weggeschmelzt:

Am 14. Juni 2023 nahm die Sommerschmelze bereits zu, als der Erdbeobachtungssatellit Landsat 8 dieses Bild des Frederikshåb-Gletschers aufnahm:

Warmes Wetter führte im Juni und Juli 2023 zu erheblicher Schmelze, insbesondere im südlichen Teil Grönlands.

Deutlich auf dem Satellitenbild vom 14. Juni zu sehen: Der Frederikshåb-Gletscher im Südwesten Grönlands, der vom grönländischen Eisschild nach unten fließt und sich an einer Reihe von Tälern bis zur Küste entlangschlängelt.

Ein zweites Bild, aufgenommen mit Landsat 9, zeigt dasselbe Gebiet am 24. Juli, nach mehr als einem Monat weiterer Eisschmelze. Deutlich zu sehen: Die dramatische Verringerung der Menge an hellerem Oberflächenschnee.

Warmes Wetter führte im Juni und Juli 2023 zu erheblicher Schmelze, insbesondere im südlichen Teil Grönlands.

Auf dem Satellitenbild, das die Region nur ein paar Wochen später am 24. Juli zeigt, ist zu sehen, wie viel Eis bereits geschmolzen ist. Dort, wo vorher Schnee und Eis zu finden waren, ist vermehrt „schmutziges Eis“ zu sehen.

Auf den Vorher-Nachher-Bildern, die von der Nasa veröffentlicht worden sind, ist deutlich zu sehen, wie der Frederikshåb-Gletscher im Südwesten Grönlands wegschmilzt.

Nach Angaben des „National Snow and Ice Data Center“ wurde gemessen, dass bis zu 50 Prozent der grönländischen Eisschildoberfläche an mehreren Tagen im Juli auf einer Fläche von rund 800.000 Quadratkilometern schmolzen. Das ist in etwa die Fläche der Türkei.

Die Schmelze sei im Juli an mehr Tagen als sonst im Durchschnitt eingetreten, vor allem im südlichen Teil des Eisschilds erreichte sie einen Rekord. Es wird angenommen, dass das Abschmelzen auf die über Grönland ziehenden warmen Südwestwinde zurückzuführen sind. Diese verstärken das Abschmelzen deutlich.

Rekordjahr 2023: „Für den gesamten Planeten ist es eine Katastrophe“

UN-Chef Antonio Guterres zur aktuellen Hitze: „Für weite Teile Nordamerikas, Asiens, Afrikas und Europas ist es ein grausamer Sommer. Für den gesamten Planeten ist es eine Katastrophe. Und für Wissenschaftler ist es eindeutig: Schuld sind die Menschen. All dies entspricht völlig den Vorhersagen.“

Je mehr Eis verschwindet, desto mehr wird die weitere Schmelze beschleunigt: Auf den Landsat-Bildern sind auch große Mengen sogenannten „schmutzigen Eises“ zu erkennen – bräunlich gefärbte Eisflächen. Diese seien laut Nasa auf das Vorhandensein von Partikeln wie Ruß oder Staub zurückzuführen, das sich auf dem Eis sammelt. Wenn Schnee und Eis schmelzen, bleiben sie zurück. Das Problem dabei: Je dunkler die Erdoberfläche wird, desto mehr Wärme wird absorbiert und desto weniger Sonnenenergie reflektiert. Eis schmilzt noch schneller.

„Das Drama der beispiellosen Schmelze im Jahr 2012 dürfte dieses Jahr zwar nicht übertroffen werden“, erklärt Christopher Shuman, Glaziologe der University of Maryland, der am Goddard Space Flight Center der Nasa arbeitet. „Dennoch scheint 2023 ein großes, breites Schmelzjahr zu werden.“