Eine Studie des Alfred-Wegener-Instituts (AWE) zeigt, dass auch deutscher Plastikmüll die Arktis verschmutzt. Und zwar ziemlich viel.
StudiePlastikmüll in der Arktis ausgewertet – Sie glauben nicht, wie viel aus Deutschland kommt
Plastikmüll aus Deutschland findet sich nachweisbar in großen Mengen in der Arktis. Ein Drittel des eindeutig identifizierbaren Plastikmülls in der Arktis stamme aus Europa, ein großer Teil davon aus Deutschland, ergab eine am Dienstag vom Alfred-Wegener-Institut (AWE) in Bremerhaven veröffentlichte Untersuchung.
Die Forscher hatten über fünf Jahre hinweg von Arktis-Touristen an den Stränden Spitzbergens angeschwemmten Plastimüll sammeln lassen. Die Touristen sammelten den Angaben zufolge zwischen 2016 und 2021 insgesamt 23.000 Teile Müll mit einem Gesamtgewicht von 1620 Kilogramm.
Plastik in der Arktis: rund 8 Prozent sind deutscher Müll
Mit 80 Prozent der Menge sei der weitaus größte Teil Plastikmüll. Bei etwa einem Prozent des Mülls seien noch Aufschriften oder Einprägungen zu erkennen gewesen – mehrheitlich aus Anrainerstaaten der Arktis, insbesondere Russland und Norwegen.
Acht Prozent des gefundenen Mülls stamme aber aus Deutschland. Dazu sei auch Müll aus sehr fernen Ländern wie Brasilien, China oder den USA gefunden worden. Ein Vergleich der neuen Daten mit vorherigen Erhebungen an der Meeresoberfläche und dem Tiefseeboden zeige, dass arktische Strände deutlich mehr Müll anreichern und eine Art Endlager darstellen, ermittelten die Forscher.
Die Plastikabfälle stellten arktische Ökosysteme vor zusätzliche Herausforderungen, seien sie doch durch die steigenden Temperaturen im Zuge des Klimawandels ohnehin schon extrem belastet. Denn die Arktis erhitze sich viermal schneller als das globale Mittel.
„Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass selbst reiche und umweltbewusste Industrienationen wie Deutschland, die sich ein besseres Abfallmanagement leisten könnten, signifikant zur Verschmutzung ferner Ökosysteme, wie der Arktis beitragen“, erklärte AWI-Expertin Melanie Bergmann.
Um das Problem wirkungsvoll anzugehen, müsse deshalb nicht nur das Abfallmanagement vor Ort – insbesondere auf Schiffen und in der Fischerei – verbessert werden. Mindestens genauso wichtig sei die massive Reduktion der globalen Plastikproduktion, speziell in den Industrienationen Europas, Nordamerikas und Asiens. (afp/eg)