„Grausamkeit hat mich am meisten schockiert“Mann kann kaum glauben, was er zufällig fotografiert

Das für ein schauriges Schauspiel: Der ungarische Fotograf Bence Máté entdeckte in Rumänien zufällig eine schreckliche Szene. Für sein faszinierendes Foto gewann er einen Preis der BigPicture Natural World Photography Competition 2022.

Was für ein schauriges Schauspiel: Der ungarische Fotograf Bence Máté entdeckte in Rumänien zufällig eine schreckliche Szene. Für sein faszinierendes Foto gewann er einen Preis der BigPicture Natural World Photography Competition 2022.

Was für spektakuläre Aufnahmen: Auch in diesem Jahr wurden die Gewinner der Big Picture Natural World Photography Competition 2022 gekürt – Naturfotografen, denen faszinierende Schnappschüsse gelungen sind. EXPRESS.de zeigt die besten Fotos. Darunter ein besonders schockierendes.

von Martin Gätke  (mg)

Seit seiner Gründung im Jahr 2014 gilt BigPicture als einer der besten Wildtier- und Naturschutzwettbewerbe der Welt. Die spektakulären Fotos der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigen das wilde, bizarre, faszinierende Leben auf unserer Erde, erzählen manchmal eine fesselnde Geschichte oder lassen uns über die Schönheit unseres Planeten staunen.

Kurzum: Die meisten Naturfotografien sorgen dafür, dass man sich als Betrachterin oder Betrachter wünscht, vor Ort zu sein, um die Szene live mitzuerleben. Nicht so bei diesem Bild: Einem Gewinner ist ein schreckliches und ekelerregendes Foto gelungen, eine herzzerreißende Szene, die einen gleichzeitig schaudern und staunen lässt.

Der ungarische Naturfotograf Bence Máté hat bereits einige Preise gewonnen: Er ist die einzige Person, die im BBC-Wettbewerb „Wildlife Photographer of the Year“ sowohl zum „Young Wildlife Photographer of the Year“ als auch zum „Wildlife Photographer of the Year“ gewählt wurde. Er ist ein Profi darin, sich in der Natur unsichtbar zu machen – so sehr, dass er der Tierwelt besonders nahe kommen kann.

Doch das aktuelle Gewinner-Foto von ihm ist rein zufällig entstanden, wie er erklärt.

Hier die Bilder der diesjährigen Gewinner der BigPicture Competition ansehen. Bilder aus dieser Galerie wurden ursprünglich in „bioGraphic“ veröffentlicht, einem unabhängigen Magazin über Natur und Naturschutz, das von der California Academy of Sciences und Medienpartnern von BigPicture Photography Competition betrieben wird:

Als Bence Máté durch die rumänischen Karpaten reiste, stieß er auf eine schreckliche Szene. An einem Laichplatz für Grasfrösche (Rana temporaria) lagen auf einmal Hunderte von Fröschen und Kröten im Wasser – die meisten von ihnen tot. Einige von ihnen zuckten noch etwas, versuchten noch, den Partner oder die Partnerin zu erreichen.

Rumänien: Wilderer haben Fröschen die Beine ausgerissen

Wilderer hatten die Amphibien aus dem Teich geholt, als diese versuchten, sich fortzupflanzen. Sie hatten die Hinterbeine der Tiere abgetrennt, um die Froschschenkel als Delikatesse zu verkaufen. Anschließend hatten sie die Tiere wieder zurück ins Wasser geworfen. Und die waren gezwungen, einen schrecklichen und langsamen Tod zwischen ihrer Brut zu sterben.

Und so zeigt das Foto eine schreckliche Komposition aus Laich, toten Tieren, Körperteilen und Eingeweiden. Für die Jury Grund genug, die „Ekelerregende Delikatesse“, wie das Foto getauft wurde, zum Sieger in der Kategorie „Human/Nature“ (Mensch und Natur) zu machen.

Fotograf: „Grausamkeit hat mich am meisten schockiert“

„Es war die Grausamkeit, die mich am meisten schockiert hat“, sagt Máté über sein Foto, „aber auch der Schaden, der der lokalen Population zugefügt wurde.“ Jedes Jahr werden weltweit Millionen von Frösche als Nahrungsquelle gehandelt. Dafür werden nicht nur wilde Tiere gesammelt oder zerstückelt, so wie es Máté in Rumänien erlebt hat, sondern das geschieht auch in industriellen Farmen, zum Beispiel in China und in anderen Ländern. Dort ist die Froschzucht längst zu einem lukrativen Geschäft geworden.

„Die Massentierhaltung und der internationale Handel mit Froschschenkeln verbreiten tödliche Krankheiten und tragen zur aktuellen Krise des Amphibiensterbens bei“, sagt der Herpetologe und Experte für Wildtierhandel, Jonathan Kolby. Das habe bereits zu einem massiven Rückgang der Froschpopulationen geführt, viele Arten seien bereits ausgestorben.

Wenn Froschschenkel weiterhin auf der Speisekarte der Menschen stehen sollen, werden dringend bessere Gesetze für den Tierschutz erforderlich, um Amphibien weltweit besser zu schützen.

Froschschenkel: Auch in einigen deutschen Regionen angeboten

Nicht nur in Frankreich oder Belgien, auch in Deutschland stehen Froschschenkel in einigen Regionen auf der Speisekarte. Da Frösche nur schwer in Farmen gezüchtet werden können, etwa weil sich oft Krankheiten wie Salmonellen oder Pilzinfektionen ausbreiten und viele Tiere sterben, werden sie aus dem Ausland importiert. Sämtliche europäische Amphibienarten sind geschützt, weshalb sie nicht der Natur entnommen werden dürfen.

Laut dem Deutschen Tierschutzbund stammen viele Frösche aus Indonesien, meist Wildfänge, wie jene in Rumänien. Sie werden oft brutal mit Speeren oder Netzen eingefangen, in den Fabriken warten dann die nächsten Grausamkeiten: Meist ohne Betäubung werden die Beine ausgerissen, der restliche Körper wird lebendig entsorgt.