Im Plenum predigt sie regelmäßig Klimaschutz, erklärt, dass die EU als gutes Beispiel vorangehen muss. Nun aber geriet Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen selbst wegen des Klimas in die Kritik: Sie flog eine Mini-Strecke mit einem Privatjet.
Shitstorm für Von der LeyenErst predigt sie Klimaschutz, dann geht's für 50 Kilometer in den Privat-Jet
Brüssel/Wien. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) ist für einen 19-minütigen Flug im Privatjet in die Kritik geraten. Von der Leyen war im Juni von Wien ins nahegelegene Bratislava (rund 50 Kilometer Luftlinie) gereist. Ihr Sprecher verteidigte die Kommissionspräsidentin am Donnerstag in Brüssel und betonte, sie könne ihre Arbeit nicht nur mit „simplen Zoom-Meetings“ erledigen.
Umwelt- und Klimaschützer verlangen, den Flugverkehr, insbesondere Privat- und Kurzstreckenflüge, deutlich zu verringern. Flugzeuge stoßen pro Passagier und Kilometer bedeutend mehr klimaschädliche Treibhausgase aus als alle anderen Verkehrsmittel. Bei ihrem Amtsantritt 2019 hatte von der Leyen den Klimaschutz zu einer ihrer Prioritäten erklärt. Seitdem wirbt sie für den sogenannten Green Deal, das Klimaschutzprogramm ihrer Behörde.
Zu der Kritik an dem Kurzstreckenflug von Wien nach Bratislava sagte Ursula von der Leyens Sprecher Eric Mamer, die Kommissionspräsidentin habe einen Job, „in dem Beziehungen zu Partnern, die andere Staats- und Regierungschefs sind, sehr wichtig sind und ein bisschen mehr verlangen als simple Zoom-Meetings“. Er verwies zudem auf die verringerte Verfügbarkeit von kommerziellen Flugzeugen und Zügen aufgrund der Corona-Pandemie.
Steuerzahlerbund zum Flug: „Ökologische Sünde“
Das Flugzeug, mit dem die Politikerin nach Glasgow zur Klimakonferenz COP26 geflogen sei, werde mit Biotreibstoff betrieben, fügte der Sprecherin hinzu. Darüber hinaus erkunde die EU-Kommission, wie solche Biotreibstoffe häufiger genutzt werden könnten. Die Behörde wolle „sicherstellen, dass die EU-Kommission auch als Institution grüner wird“, sagte Mamer.
Der Generalsekretär des Europäischen Steuerzahlerbundes, Michael Jäger, kritisierte den Kurzstreckenflug in der „Bild“-Zeitung als „ökologische Sünde“. „Er kostete viel Steuergeld, viel Zeit für die Wege von und zu den Flughäfen und vor allem: viel Glaubwürdigkeit.“ Auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Jana Schimke ermahnte die frühere Verteidigungsministerin: „Wenn man Wandel will, dann muss man ihn auch vorleben. Ansonsten wird man unglaubwürdig.“
Boris Johnson steht ebenfalls in der Kritik
Auch der britische Premierminister Boris Johnson war in dieser Woche für einen Kurzstreckenflug von Glasgow nach London kritisiert worden. Johnson war am Sonntagabend vom G20-Gipfel in Rom mit einer gecharterten Airbus-Maschine nach Glasgow zur COP26 geflogen. Nach Angaben seines Büro flog er mit demselben Flugzeug am Dienstag zurück nach London. (afp/mg)