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Lage ernst, aber...Virologe Streeck hat klare Meinung zu Corona-Lage und Maßnahmen

Virologe Hendrik Streeck bei Maischberger

Virologe Hendrik Streeck war am Mittwochabend (14. Oktober) zu Gast bei „maischberger. die woche“.

von Sebastian Oldenborg (so)

Köln – Virologe Hendrik Streeck ist ein Mann der klaren Worte. Das hat er am Mittwochabend bei „maischberger. die woche“ erneut bewiesen.

Thema dort waren die aktuelle Corona-Lage in Deutschland sowie die von der Politik getroffenen neuen Corona-Maßnahmen, die künftig in Risikogebieten greifen sollen.

Gleich zu Beginn stellt Streeck klar, dass die Situation durchgehend ernst sei, keine Frage.

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Er sagt aber auch, dass wir lernen müssten, mit dem Virus zu leben. Von Aussagen wie es sei „fünf vor Zwölf“ halte er nichts. „Diese Vergleiche bringen nicht viel, sie machen vielmehr ein bisschen Angst.“

Virologe Hendrik Streeck: Nicht nur auf Infektionszahlen schauen

Der Virologe ist überzeugt davon, dass wir in Deutschland in der nächsten Zeit einen „starken Anstieg“ der Infektionszahlen sehen werden. Angela Merkels Szenario von mehr als 19.000 neuen Fällen pro Tag halte er für realistisch, erklärt Streeck.

Der Virologe bekräftigt aber seine Aussage, dass das nicht so schlimm sei, wie es klinge. Wir sollten weniger nur über die Infektionszahlen reden, so Streeck weiter.

„Viel entscheidender finde ich auch, dass man sich die stationären Fälle anschaut“, so der Virologe.

Wenn sich in einem Altenheim 50 Menschen infizieren würden und ins Krankenhaus müssten, mache ihm das viel mehr Sorgen als 150 infizierte junge Raver mit milden oder keinen Symptomen.

Natürlich sollte man die Infektionszahlen im Blick halten – man dürfe dabei aber weitere Faktoren nicht vergessen: etwa die Anzahl der Tests, die stationäre Belegung in den Kliniken oder die Auslastung der Intensivbetten.

Corona: Virologen Hendrik Streeck und Karl Lauterbach nicht einig

SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hatte Streecks Aussage, 20.000 Neuinfektionen sollten uns keine Angst machen, zuletzt kritisiert. Bei 20.000 Fällen würden jeden Tag 200 Menschen sterben, so Lauterbach.

Diese Zahl weist Streeck zurück. Aus seiner Sicht sei sie zu hoch gegriffen.

„Ich finde es müßig, über Todesfälle zu reden“, erklärt Streeck bei Maischberger. Es gehe nicht um Todesfälle, sondern darum, das Virus soweit zu kontrollieren, dass Schäden verringert würden.

„Schäden sind nicht nur Corona-Tote“, sagt Streeck und fährt fort: „Schäden sind eben auch verschobene Operationen, verlorene Existenzen – da gibt es eine ganze Facette an Schäden, die entstehen können.“

Maischberger: Virologe Hendrik Streeck über geeignete Corona-Maßnahmen

Für den Virologen sind Maßnahmen, die nur aufgrund steigender Infektionszahlen beschlossen werden, damit nicht optimal.

Er plädiert dafür, die Gesamtlage im Blick zu haben und nicht in Panik zu verfallen.

„Wir sollten uns viel mehr darauf konzentrieren, wie wir die Risikopatienten besser schützen können“, erklärt er.

Ausgangssperren, Restaurantschließungen, Sperrstunden und Co. findet er wenig zielführend. „Ich würde nicht versuchen, dass die Menschen jetzt gezwungen sind, zu Hause zu bleiben und sich in Innenräumen zu versammeln.“

Virologe Streeck: Menschen stecken sich Zuhause mit Corona an

Denn die größten Ausbrüche habe es bei privaten Feiern gegeben. Streeck: „Meine Befürchtung wäre eher: Wenn wir jetzt um 23 Uhr Sperrstunde haben, dass die Menschen dann ja nicht aufhören sich zu treffen, sondern nach Hause gehen, dort feiern und sich dort dann eher anstecken.“

Draußen und bei Veranstaltungen sei ein kontrolliertes Milieu, wo aufgepasst werde, dass Infektionen vermieden werden. Das sei im privaten Haushalt nicht.

„Wenn man wirklich an Stellschrauben drehen will, müsste man eigentlich in die Privatsphäre, in den privaten Haushalt, mehr eingreifen“, schließt Streeck. (so)