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Karlspreis für SelenskyiVon der Leyen: „Blut der Ukrainer sichert auch Zukunft unserer Kinder“

Präsident Wolodymyr Selenskyj ist in Aachen stellvertretend mit dem Karlspreis ausgezeichnet worden. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen würdigte das ukrainische Volk

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist in Aachen mit dem Karlspreis ausgezeichnet worden. Er nahm die Auszeichnung im Krönungssaal des Rathauses stellvertretend für das ukrainische Volk entgegen.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen würdigte Selenskyi und seine Landsleute. „Sie kämpfen buchstäblich für Freiheit, Menschlichkeit und Frieden“, sagte sie am Sonntag (14. Mai 2023) in Aachen laut Redemanuskript. Sie sicherten mit ihrem Blut und ihrem Leben die Zukunft ihrer und auch unserer Kinder, so die deutsche Spitzenpolitikerin.

Karlspreis für ukrainisches Volk und Selenskyj in Aachen verliehen

Selenskyj habe den unbedingten Glauben, dass diejenigen, die für etwas kämpften, immer stärker seien als diejenigen, die anderen ihr Joch aufzuzwingen wollten.

Sie erinnerte auch an ihre erste Reise in der Ukraine nach Kriegsausbruch. „Ich habe die Massengräber neben der Kirche gesehen, die dicht an dicht liegenden Leichensäcke“, sagte sie mit Blick auf ihren Besuch des Kiewer Vororts Butscha, der im Frühjahr 2022 von russischen Truppen besetzt war und wo später die Leichen Hunderter Zivilisten gefunden wurden.

„Ich werde niemals das Bild der unzähligen Kerzen vergessen“, betonte sie. Jede einzelne habe für das Leben eines Vaters, einer Mutter, eines Sohnes, einer Tochter, eines Bruders oder einer Schwester gestanden, das sinnlos ausgelöscht worden sei.

Karlspreis zu Aachen: Wolodymyr Selenskyj dankt Deutschland

Bundeskanzler Olaf Scholz sagte in seiner Laudatio, die Preisverleihung sei Auftakt für das weitere Zusammenwachsen in Europa. Neben der Ukraine nannte er auch die Staaten des Westlichen Balkans, Moldau und perspektivisch auch Georgien. Scholz versicherte Selenskyj: „Auf dem Weg in die Europäische Union hat die Ukraine unsere volle Unterstützung.“ Die Ukraine sei „Teil unserer europäischen Familie“.

Wolodymyr Selenskyj dankte Deutschland für die Hilfe im Abwehrkampf gegen den russischen Angriff. Er sagte in seiner Dankesrede, er stehe für die Ukrainerinnen und Ukrainer, die jeden Tag für ihre Freiheit und die Werte Europas kämpften. „Jeder von ihnen würde es verdienen, hier zu stehen.“ Die Ukraine wolle nichts lieber als den Frieden - dieser könne aber nur mit einem gemeinsamen Sieg gewonnen werden. Über sein Land sagte er: „Dieses Schlachtfeld ist das Schicksal Europas.“

Direkt an Scholz gewandt sagte Selenskyj, dieser habe begonnen, „so zu handeln, wie ein Verteidiger Europas zu handeln“ habe, als er die „Zeitenwende“ erkannt habe. „Europa wird Dir und dieser Regierung Deutschlands immer dankbar sein“, ergänzte der ukrainische Präsident. Eindringlich warb Selenskyj erneut für einen Beitritt seines Landes zur Europäischen Union und der Nato. Dies werde die ukrainischen Kämpfer motivieren.

Voriges Jahr hatten die belarussische Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja und zwei Mitstreiterinnen den Karlspreis bekommen. Auch Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel, Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Papst Franziskus sind Preisträger.

Selenskyj: Greifen russisches Territorium nicht an

Selenskyj trat zuvor bei seinem Auftritt mit Scholz in Berlin Befürchtungen entgegen, seine Streitkräfte könnten mit moderneren westlichen Waffen auch russisches Staatsgebiet angreifen. „Wir greifen das russische Territorium nicht an. Wir befreien unser gesetzmäßiges Gebiet“, sagte er. Man habe sich gemäß internationalem Recht bei der Vorbereitung der Gegenoffensivaktionen auf die Befreiung „unseres von der ganzen Welt anerkannten Territoriums“ konzentriert.

Neues Milliarden-Programm zur Unterstützung mit Waffen

Vorbereitet wurde der Besuch in Deutschland mit der Zusage weiterer militärischer Unterstützung für die Ukraine im Wert von zusätzlichen 2,7 Milliarden Euro. Unter anderem sollen 20 weitere Marder-Schützenpanzer, 30 Leopard-1-Panzer und vier Flugabwehrsysteme Iris-T SLM von der deutschen Rüstungsindustrie bereitgestellt werden, wie das Verteidigungsministerium mitteilte.

Schon zu Beginn des Besuches hatte Selenskyj Deutschland für die breite Unterstützung gedankt. „In der schwierigsten Zeit in der modernen Geschichte der Ukraine hat sich Deutschland als unser wahrer Freund und verlässlicher Verbündeter erwiesen, der im Kampf für die Verteidigung von Freiheit und demokratischen Werten entschieden an der Seite des ukrainischen Volkes steht“, schrieb er beim Empfang durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf Englisch ins Gästebuch. Er ergänzte: „Gemeinsam werden wir gewinnen und den Frieden nach Europa zurückbringen.“

Ausdrücklich bedankte sich Selenskyj bei Steinmeier persönlich für dessen Unterstützung. Er schrieb: „Vielen Dank, Herr Bundespräsident, für Ihre persönliche Unterstützung der Ukraine und Gastfreundschaft“. Er dankte auch dem deutschen Volk für dessen „fantastische Solidarität“.

Auf Deutsch ergänzte er: „Danke Deutschland!“ Das Verhältnis zwischen Steinmeier und Selenskyj war zunächst nicht einfach. Dem früheren SPD-Außenminister wurde in der Ukraine lange seine russlandfreundliche Politik angekreidet. (dpa)