Baum-Trauma!Familie darf Zeder nicht fällen
Bonn – Wenn Michael (45) und Fernanda Kolb (37) die Zeder auf ihrem Grundstück in Ippendorf angucken, wird ihnen angst und bange. Der 25 Meter hohe Nadelbaum ist in keinem guten Zustand – und der Grund, warum die Kolbs dort noch kein Zuhause für sich und Baby Max (neun Monate) bauen konnten. Denn der Monster-Baum weckt bei ihnen grausige Erinnerungen – an einen Alptraum, der für sie 2006 bereits einmal Realität wurde.
Im Mai dieses Jahres geriet das Ehepaar auf der Röttgener Straße in einen Sturm, als plötzlich eine Kastanie auf das Auto stürzte. Michael Kolb wurde dabei im Wrack eingeklemmt, sein Oberarm von einem dicken Ast zertrümmert. Noch heute verfolgen seine Schreie Ehefrau Fernanda im Schlaf. Der Familienvater kann seinen Arm seitdem nur eingeschränkt bewegen. Beide haben ein regelrechtes Baum-Trauma.
„Aufgrund unserer Vorgeschichte kann ich so auf diesem Grundstück kein Haus für meine Familie bauen“, erklärt Michael Kolb. Zu real sind seine Vorstellungen, dass auch die Zeder bei Sturm umstürzen, Äste runterknallen könnten. „Unser Sohn dürfte wegen des Baums nie im Garten spielen.“
Krass: Obwohl ein Gutachter bei der blauen Atlas-Zeder massive, irreparable Wurzelschäden festgestellt und sogar die städtische Baumfällkommission der Fällung einstimmig zugestimmt hat, muss der Wackel-Baum bleiben! Zukünftige Nachbarn der Kolbs hatten 32 Unterschriften gegen eine Fällung gesammelt. Sie behaupten unter anderem, dass die Zeder nur geringfügige Schäden im Wurzel- und Kronenbereich hätte und kein Sicherheitsrisiko sei.
Prompt wurde der Vorschlag, die Fällgenehmigung unter Auflage einer Neupflanzung zu erteilen, in der Sitzung der Bonner Bezirksvertretung am 10. September abgeschmettert. Ein Schock für die Kolbs, die ursprünglich im November diesen Jahres in ihr neues Haus ziehen wollten. Familienvater Michael hat inzwischen einen Bürgerantrag gestellt, wird am 15. Oktober persönlich vor der Bezirksvertretung für die Fällung kämpfen.